Die US-Technologiebörse will nach den technischen Pannen betroffenen Aktienhändlern 40 Millionen Dollar zahlen und so ihr Image wieder aufpolieren.
New York/Dow Jones. Die US-Technologiebörse Nasdaq zieht erste Konsequenzen aus dem Debakel beim Start der Facebook-Aktie. Wie Nasdaq-Chef Robert Greifel dem „Wall Street Journal“ sagte, werde man betroffene Händler für die technischen Unregelmäßigkeiten beim Börsengang des Online-Netzwerks mit 40 Mio. Dollar entschädigen. Dies soll den ramponierten Ruf der Nasdaq wiederherstellen. 13,7 Mio. Dollar fließen in bar, die restliche Summe sollen die Geschädigten in den kommenden sechs Monaten in Form von Handelsrabatten erhalten. Die US-Börsenaufsicht SEC muss die Maßnahmen noch genehmigen.
Trotz der Entschuldigung reagierten Anleger an der Wall Street mit Buhrufen auf die Ankündigung. Investmentfirmen monierten, dass das Entschädigungsangebot nicht ausreiche, um die tatsächlichen Verluste abzudecken. Sie und ihre Kunden hätten wegen der Software-Pannen beim Facebook-Start mehr als 100 Mio. Dollar verloren. Einer der größten Wall-Street-Händler, Knight Capital Group, nannte die Entschädigungspläne nicht akzeptabel.
Stundenlange Unsicherheit
Aufgrund technischer Probleme wussten Investoren beim Handelsstart der Facebook-Aktien zum Teil über Stunden nicht, ob ihre Aufträge erfüllt worden waren. Einige Aufträge wurden gar nicht ausgeführt.
Nasdaq-Konkurrenten betrachten die Aktion mit Argusaugen. Sie fürchten, die Amerikaner könnten einen neuen Präzedenzfall geschaffen haben, an dem sich auch die Deutsche Börse bei künftigen Unregelmäßigkeiten messen lassen muss. Auch der stärkste Konkurrent der Nasdaq, die New York Stock Exchange, übte scharfe Kritik. Mit den Rabatten würde die Nasdaq ihr Geschäft unverhältnismäßig erhöhen und sich einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Nach Angaben der Nasdaq können Privatanleger, die mit Facebook eine Pleite erlitten hätten, nicht entschädigt werden. Sie könnten nur bei ihren Brokern auf eine Entschädigung pochen.
Nach Facebooks Debakel beim Börsenstart verschieben Firmen ihren Gang auf den Aktienmarkt. Daneben drücken die europäische Schuldenkrise und Schwäche auf weltweiten Aktienmärkten die Lust, einen IPO zu wagen.
Die amerikanische Reisesuchmaschine Kayak hat die Vorbereitungen für einen Börsegang auf Eis gelegt. Die Facebook-Aktie erreicht unterdessen einen neuen Tiefstpunk.
Mit rund 28 Dollar liegt das Papier unter dem inzwischen als überhöht angesehenen Einstandspreis von 38 Dollar. Innerhalb eines Tages verlor die Aktie zwei Prozent.