Macht einmal was Sinnloses

Warum Sinnstiftendes maßlos überschätzt wird.

Arbeit muss Sinn stiften – das ist die Prämisse dieser Tage, wenn es um Jobs geht. Genau dieses Sinnstiften hat sich zu einer gewaltigen Sprechblase aufgebläht.

Im Vorstellungsgespräch muss noch der Kandidat erklären, warum der Job für ihn ach so sinnstiftend ist. Sonst wird es nichts mit der Einstellung. Später im Job sind die Führungskräfte gefordert, ihren Mitarbeitern Tätigkeiten als sinnstiftend zu verkaufen. Sonst steht es schlecht um die Motivation.

Doch wehe, jemand gesteht ehrlicherweise, die eigene Arbeit sei nicht sinnstiftend. Wer das sagt, wird rasch stigmatisiert. Verbunden mit dem Selbstvorwurf, unfähig zu sein, die Situation zu verändern oder einen passenden Job zu finden.

Tatsächlich ist die Antwort auf die Sinnsuche eine höchst individuelle Sache. „Der Sinn fällt nicht vom Himmel“, sagte Extrembergsteiger Reinhold Messner. „Ich selbst stifte Sinn, indem ich mir mein Tun wichtig mache.“ Und indem ich Unsinn zulasse, müsste der Nachsatz heißen. Denn wer eine andere Fehlerkultur fordert, der sollte noch heute damit beginnen, mitunter auch Unsinn zu stiften. Das könnte sich schon morgen als höchst sinnvoll erweisen.

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