Fonds: ETF-Dschungel wird immer dichter

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Symbolbild(c) AP (Koji Sasahara)
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Markt mit börsengehandelten Indexfonds boomt. Auch in Österreich. Sie sind ein günstiges und transparentes Anlageinstrument. Zumindest auf dem Papier, denn die Anbieter erfinden immer kompliziertere Produkte.

Wien. Der Markt mit börsengehandelten Indexfonds boomt. Das Beratungsunternehmen McKinsey schätzt, dass sich der weltweite Umsatz in den nächsten fünf Jahren verdoppeln, wenn nicht verdreifachen wird.

Hierzulande stießen Indexfonds zunächst auf weniger Gegenliebe. Seit Kurzem verzeichnen die Onlinebroker und ETF-Anbieter jedoch auch in Österreich eine stärkere Nachfrage. Bahram Sadighian, Österreich-Direktor des weltweit größten ETF-Anbieters iShares, schätzt, dass die Österreicher zwischen acht und neun Mrd. Euro in ETF gesteckt haben. Auf Privatanleger entfielen davon jedoch nur etwa 15 Prozent. Zum Vergleich: Herkömmlichen Investmentfonds haben die privaten Haushalte im ersten Quartal knapp 40 Mrd. Euro anvertraut.

Geringe Kosten

ETF bilden im Gegensatz zu aktiv verwalteten Fonds einen Index wie den ATX eins zu eins ab. Dazu kaufen sie meist die ihm zugrunde liegenden Werte. Weil dies kein großes Kunststück ist, fallen die Gebühren niedrig aus. Beim ATX-Indexfonds von iShares (ISIN DE000A0D8Q23) belaufen sie sich zum Beispiel auf 0,32 Prozent pro Jahr. Der Ausgabeaufschlag fällt weg, da die Fondsanteile an der Börse gehandelt werden.

Das Angebot an Indizes und entsprechenden Fonds wächst ständig. Innerhalb des ersten Halbjahres kamen 167 neue ETF auf den europäischen Markt. So können Anleger nicht mehr nur in bekannte Börsenbarometer wie den DAX oder den Euro Stoxx investieren, sondern auch von der Entwicklung verschiedener Rohstoff-, Anleihen- und Schwellenländerindizes profitieren. Auch viele Produkte mit Hebel und solche, mit denen man auf Kursverluste wetten kann, sind mittlerweile auf dem Markt.

Mit immer neuen Angeboten und Konstruktionen sorgen die Anbieter auch dafür, dass der Markt zunehmend unübersichtlich wird. Kritik gab es in der Vergangenheit vor allem an „synthetischen“ ETF, die Aktien oder andere Anlagen nicht mehr dem Index entsprechend einkaufen, sondern auf komplizierte Derivate-Konstruktionen setzen.

Gefährliche Tauschgeschäfte

So besteht der DAX-ETF der Deutsche-Bank-Tochter db X-trackers (ISIN LU0274211480) zum Beispiel nur zu 45 Prozent aus deutschen Aktien. Experten kritisieren diese „Swap-ETF“ als gefährlich, da die Geschäfte im Hintergrund zu Intransparenz und neuen Risken für den Finanzmarkt führen.

Viel erreicht haben die Kritiker bislang nicht. „Weder die Anbieter noch die Investoren scheinen nennenswert darauf zu reagieren“, sagt Detlef Glow, Leiter der Fondsanalyse für Europa beim Datenanbieter Lipper. So hätten jene Anbieter, die ausschließlich auf Swap-ETF setzen, nicht weniger neue Indexfonds auf den Markt gebracht als früher. Bei den Kunden sei die Nachfrage nach synthetischen ETF ebenso ungebrochen.

Für Investoren bedeuten Swap-ETF jedoch ein Emittentenrisiko von bis zu zehn Prozent. Ein höheres Risiko ist aufgrund der EU-Fondsrichtlinie nicht möglich. Fällt der Geschäftspartner, mit dem der ETF-Anbieter die Tauschgeschäfte durchführt, aus, bedeutet das für den Anleger Verluste. Manche Anbieter sind dazu übergegangen, besicherte Swap-ETF anzubieten, um auch die zehn Prozent Restrisiko auszuschließen. „Für Anleger heißt das jedoch, dass sie die Angebote immer genauer prüfen müssen“, sagt Wolfgang Siegl-Cachedenier, Vorstand des Onlinebrokers Brokerjet. Sadighian von iShares weist auch darauf hin, dass Anleger bei Swap-ETFs die Kosten genau vergleichen sollten, da die Anbieter diese teilweise unterschiedlich ausweisen.

Informationen gibt es auf den Webseiten der Anbieter, denn das Fondsgesetz schreibt ihnen seit Kurzem vor, für jeden Fonds einen zweiseitigen „Beipackzettel“ mit allen wesentlichen Informationen bereitzuhalten. [iStockphoto]

Was Sie beachten sollten bei... börsengehandelten Indexfonds

Tipp 1

Kosten. Weil die Indexfonds nicht aktiv verwaltet werden, fallen die Gebühren niedriger aus als bei herkömmlichen Investmentfonds. Die Fondsanteile können über die Börse gekauft werden, dadurch fällt der Ausgabeaufschlag weg. Bei den Verwaltungskosten sind die Unterschiede zwischen den Anbietern eher gering.

Tipp 2

Fondsarten. Bei ETF gibt es zwei Arten: Die einen kaufen die Indizes, die sie abbilden, exakt nach. „Synthetische“ ETF können hingegen auch vollkommen andere Werte im Portfolio haben. Möglich wird das durch Tauschgeschäfte. Für die Anleger bedeuten sie ein Ausfallrisiko von bis zu zehn Prozent, deswegen sind sie eher nicht zu empfehlen.

Tipp 3

Informieren. Da sich das Angebot immer stärker differenziert, müssen sich Anleger genau über die Eigenschaften von ETF informieren. Das geht am besten über die Webseiten der Anbieter, denn seit Kurzem ist ein leicht verständlicher Beipackzettel für jeden Fonds Pflicht. Der Onlinebroker direktanlage.at startet zudem bald eine ETF-Datenbank.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2011)

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