Edelmetalle: Glänzende Geschäfte

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Experten sagen Silber eine rosige Zeit voraus. Das Metall profitiert von Unsicherheit, aber auch von der Industrie. Ein Abflachen der Nachfrage ist nicht in Sicht. Platin und Palladium sind konjunkturabhängiger.

Wien. Das ewige Auf und Ab an den Börsen hat bei vielen Anlegern die Lust auf Handfestes geschürt. Vor allem Gold rückte dabei in den vergangenen Wochen in den Fokus. Nervöse Investoren trieben das gelbe Edelmetall von einem Rekord zum anderen, während Analysten wahlweise ihre Prognosen nach oben schraubten oder vor einer Blase warnten.

Dabei hat der kleine Bruder von Gold, das Silber, auf Jahressicht eine deutlich bessere Performance hingelegt. Während der Goldpreis seit September 2010 um etwa 46 Prozent zugelegt hat, konnte die Feinunze Silber ihren Preis auf 40,64 Dollar mehr als verdoppeln. Zurückzuführen ist dies auf die gestiegene Nachfrage bei Investoren. „Dies wird auch weiterhin der Preistreiber sein“, erwartet Ronald Stöferle, Edelmetall-Spezialist der Erste Bank. Silber verfüge zwar über eine lange Geschichte als Zahlungsmittel, dieser Aspekt habe im Vergleich zu Gold aber „Nachholbedarf“.

Silber in der Industrie gefragt

Anders als Gold wird Silber aber auch in der Industrie eingesetzt. Ein Abflachen der Nachfrage ist auch hier nicht in Sicht. „Der Bedarf in der Industrie ist nie so stark eingebrochen, wie man einmal erwartet hat“, erklärt Peter Fertig, Chef von Quantitative Commodity Research.

Bis 2015 dürfte der Bedarf in der Industrie von 487,4 auf 665,9 Mio. Unzen (31,1 Gramm) pro Jahr ansteigen, schätzt das Analysehaus GFMS. Im Vergleich zu Gold schwanken die Kurse bei Silber jedoch deutlich stärker. Experten sprechen auch vom „Gold mit Hebel“. Im Mai bekamen Anleger eine besonders heftige Korrektur zu spüren, als der Preis für eine Unze Silber binnen Tagen von knapp 48 auf 33 Dollar rasselte. Seitdem hat sich das Edelmetall aber wieder stabilisiert. „Diese Korrektur war gesund“, sagt Stöferle. „Jetzt hat sich ein gesunder Boden gebildet, der Kurs ist sogar wieder im Aufwärtstrend.“ Aktuell notiert die Feinunze Silber bei gut 40 Dollar.

Grafik: Die Presse

Stöferle ist optimistisch, dass es mit dem Preis weiter nach oben gehen wird: „Neue Allzeithochs können heuer noch erreicht werden.“ Zum einen hänge der Preis von der Jahreszeit ab, wobei im Herbst die Kurse in der Regel anziehen. Sollten sich die Konjunkturaussichten verdunkeln, könne das am Silber wegen seiner Rolle in der Industrie aber nicht spurlos vorübergehen, gibt Fertig zu bedenken. Dennoch werde Silber bei einem Anhalten der Schuldenkrise auch von der Unsicherheit an den Märkten profitieren.

Geheimtipp Platin und Palladium?

Etwas anders sieht es bei den Edelmetallen Platin und Palladium aus, die manchmal als „Geheimtipp“ gehandelt werden. Die beiden Metalle werden vor allem in der Automobilindustrie verwendet und haben keinen „monetären Hintergrund“, so Stöferle. Als Fluchtwährung eignen sie sich daher kaum. „Hier wird die Entwicklung vor allem von der Weltkonjunktur und der Auftragslage in der Industrie abhängen“, erklärt Fertig. Die gute Lage am Automobilmarkt sorgte auf Jahressicht dennoch für eine gute Entwicklung. Für eine Investition in Platin und Palladium bieten sich wegen der hohen Preise für eine Unze (etwa 1800 bzw. 725 Dollar) Exchange Traded Commodities (ETC) an. Anders als bei börsengehandelten Indexfonds (ETF) droht Anlegern aber ein Kapitalverlust, wenn der Emittent des Wertpapiers Pleite geht.

Der im Vergleich zu Gold geringe Preis für physisches Silber macht es für Privatanleger hingegen attraktiv, sich das Metall etwa in Form von Münzen ins Depot zu holen. Hier werden jedoch 20 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Eine Alternative sind ETF, die in der Regel physisch unterlegt sind. Ein Beispiel ist der der Zürcher Kantonalbank (ISIN CH0029792717), wobei hier ein Anteil gleich 30 Kilogramm Silber entspricht und dementsprechend teuer ist.

Was Sie beachten sollten bei... Silber, Platin und Palladium

Tipp 1

Wertentwicklung. Silber hat im Jahresabstand kräftiger zugelegt als Gold. Anleger entdecken gerade den Sicherheitsaspekt von Silber neu, sagen Experten. Deswegen dürfte der Preis ihrer Meinung nach neue Höhen erreichen. Platin und Palladium sind vor allem in der Industrie gefragt und reagieren deswegen stark auf die dortige Auftragslage.

Tipp 2

Physisch investieren. Der vergleichsweise geringe Silberpreis (aktuell rund 40 Dollar je Unze) reizt Anleger, sich das Metall physisch zu besorgen. Dabei wird aber Umsatzsteuer fällig. Münzen und Barren sind deswegen nur zu empfehlen, wenn der Sicherheitsaspekt im Vordergrund steht. Wer viel investiert, zahlt dazu hohe Lagerkosten an die Banken.

Tipp 3

Wertpapiere. Eine Alternative zu physischen Investments sind börsengehandelte Indexfonds (ETF). Dabei sollte man darauf achten, dass die Wertpapiere mit physischem Silber unterlegt sind. Sonst besteht ein Emittentenrisiko von zehn Prozent. Platin und Palladium können als „Exchange Traded Commodity“ (ETC) gehandelt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2011)

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