Das Internet ist voll mit unseriösen Angeboten für Goldsparpläne. Finger weg, sagt die Arbeiterkammer. Physisches Gold ist bei Banken und Münzhändlern günstiger. Aber auch da lauern Fallen.
Wien. Gold ist nicht gleich Gold. Für Spekulanten gibt es einige Produkte, die zwar den Goldpreis abbilden, aber vom physischen Markt entkoppelt sind: Papiergold wie Derivate, ETF und Minenaktien. Sparer kaufen hingegen oft physisches Gold. Münzen und Barren als Versicherung gegen Inflation oder Schlimmeres.
Aber auch da lauern Fallen. Vor allem im Internet, wo dank des anhaltenden Bullenmarktes immer mehr Anbieter auftauchen, die ihre „Goldsparpläne“ anpreisen. Die Idee: Der Anleger kauft monatlich für eine geringe Summe Goldbarren. Die Arbeiterkammer (AK) hat fünf dieser Sparpläne unter die Lupe genommen: Argus Noble Metal, Auvesta, Bullion Value, Gold&Silber sowie KB Edelmetalle. Das Ergebnis: Sparer sollten die Finger von solchen Angeboten lassen, mahnt die AK.
„Einige Anbieter verzichten vollends auf Risikohinweise, Spesen und Nebenkosten werden gut versteckt“, sagt Gabriele Zgubic, Leiterin der Konsumentenpolitik bei der AK-Wien. Stattdessen würden sie mit Angstmacherei arbeiten. „Die Konsumenten sollten sich nicht verunsichern lassen“, sagt Zgubic. Besonders problematisch: Wer sein Gold nach dem Kauf bei einem Anbieter aufbewahren lässt, weiß oft nicht, wo und wie es gelagert wird. Ebenso wenig, ob man im Zweifelsfall überhaupt ein Anrecht auf die Ausfolgung des Edelmetalls hat. Oft bleiben die Anbieter die rechtmäßigen Besitzer des Metalls. Solche Details sind aber tief im Kleingedruckten versteckt.
Deshalb sind Münzen und Barren, die man selbst bei Banken oder Münzhändlern kauft, das bessere Investment. „Nur so nützt man den größten Vorteil des Goldes aus“, sagt Ronald Stöferle, Gold-Experte der Erste-Group. „Physisches Gold trägt kein Gegenparteirisiko. Das Risiko, dass ein Anbieter pleitegeht und das Investment weg ist, besteht nicht.“ Bei Papiergold-Produkten wie ETF oder ähnlichen Derivaten besteht dieses Risiko. Eine echte Portfolio-Versicherung würde nur physisches Gold im eigenen Besitz bieten. Freilich gibt es auch bei Münzen oder Barren einiges zu beachten. Je kleiner die Gold-Einheit, desto größer der Aufschlag, den Banken und Händler verlangen (siehe Grafik). Unseriöse Online-Anbieter sind oft daran zu erkennen, dass sie für ihre Goldsparpläne ausschließlich 1-Gramm-Barren anbieten, bei denen der Aufschlag oft enorm ist.
Bullenmarkt intakt
Stöferle: „Natürlich kann nicht jeder Anleger Barren für Tausende Euro kaufen. Deshalb empfehlen wir, bei Goldpreis-Korrekturen zu kaufen.“ AK-Expertin Zgubic sagt, dass Gold generell keine sichere Anlage und als „konservatives Investment nicht geeignet“ sei. Stöferle widerspricht: „Was ist denn eine konservative Anlage: Aktien? Im August sind Aktien um 20Prozent eingebrochen, während Gold um 15Prozent gestiegen ist.“ Korrekturen wie jene im September, als der Goldpreis von 1.900 auf knapp über 1.600Dollar fiel, seien in einem Bullenmarkt normal. Vor allem in Asien steigt nach einer Korrektur die Nachfrage nach physischem Gold stark an, weil viele Investoren an der Seitenlinie warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt. „Solange die Realzinsen negativ sind, muss man sich um den Goldbullenmarkt keine Sorgen machen“, sagt Stöferle.
Was Sie beachten sollten bei... Goldinvestments
Tipp 1
Papiergold. Derivate wie Exchange Traded Funds (ETF) eignen sich gut zur kurzfristigen Spekulation auf den Goldpreis, aber nicht als Investment. ETF bilden den Goldpreis nach. Sie kaufen zwar physisches Gold je nach Investitionsvolumen, dieses befindet sich aber oft nicht im Besitz der Anleger, sondern bleibt Eigentum der Betreiber des Exchange Traded Fund.
Tipp 2
Münzen und Barren. Eine echte Portfolioversicherung bietet Gold nur in physischer Form. Münzen und Barren sind reines Eigentum, es besteht kein Risiko, dass die Gegenpartei ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, wie etwa bei Anleihen. Physisches Gold zahlt keine Zinsen, bietet aber Schutz vor Inflation und Währungsreformen.
Tipp 3
Sparpläne. Online-Angebote für Goldsparpläne sind meistens unseriös. Sie machen Geld, indem den Kunden nur sehr kleine Goldbarren (ein Gramm) verkauft werden – zu Preisen, die oft weit über denen von Banken oder Münzhändlern liegen. Spesen und Nebenkosten sind meist sehr intransparent gestaltet, und die Ausfolgung des Metalls kostet extra.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2011)