Investitionsvergleich: Gold schlägt Aktien, Anleihen & Co.

(c) REUTERS (MURAD SEZER)
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Die ersten drei Quartale des Jahres sind Geschichte. In dieser unruhigen Zeit verloren die meisten Aktien stark an Wert. Profitiert haben vor allem die „sicheren Häfen“.

Wien. Eines war das Börsenjahr 2011 bislang nicht: langweilig. Ein gutes Geschäft war es aber für die wenigsten Anleger, es sei denn, sie waren hauptsächlich in „sicheren Häfen“ wie Gold und deutschen Staatsanleihen investiert. Besonders hart traf es in den ersten drei Quartalen, die am 30.September zu Ende gegangen sind, die Aktienmärkte. Das wurde aus 1000Euro, wären sie seit dem 1.1.2011 in den folgenden Anlageklassen investiert gewesen:

Aktien: Der ATX hat seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent seines Wertes eingebüßt. Der Wiener Aktienindex wurde besonders von den beiden Schwergewichten Erste Bank und Raiffeisen Bank International nach unten gerissen. Die beiden Institute haben seit dem 1.Jänner gut 45 bzw. 46Prozent ihres Börsenwerts verloren. Wer zu Jahresbeginn 1000 Euro an der Wiener Börse investiert hat, besitzt jetzt noch 667 Euro. Dem deutschen DAX ging es etwas besser. Er verlor im selben Zeitraum „nur“ 20Prozent. Auch damit wurde aber kein Investor glücklich. Der Dow-Jones-Index hat sich dagegen stabiler gehalten und nur gut acht Prozent abgegeben.

Staatsanleihen: Bei Staatsanleihen kam es in diesem Jahr auf das richtige Händchen an. Wer auf Kursbewegungen der Papiere setzte, hätte zu deutschen Anleihen greifen müssen. Diese sind seit Jahresbeginn um knapp zehn Prozent teurer geworden. Österreichische Staatspapiere mit zehn Jahren Laufzeit sind um etwa sechs Prozent im Kurs gestiegen. Inklusive der jährlichen Zinszahlung wären aus 1000 hierzulande angelegten Euro 1095 Euro geworden. Das gilt nur, wenn man die Papiere auch mit Kursgewinn wieder verkaufte. Wartet man bis zum Laufzeitende, zählt hingegen die Rendite, und die ist bei sicheren Staaten derzeit mickrig: In Deutschland sind es weniger als zwei Prozent, in Österreich rund 2,7. Zu wenig, um die Inflation auszugleichen.

Anders sah es etwa bei italienischen Staatstiteln aus, die Kursverluste hinnehmen mussten. Anleihenkäufe durch die EZB haben dabei noch Schlimmeres verhindert. Dafür bieten die Papiere (bei geringerer Sicherheit) jetzt eine Rendite von knapp 5,5 Prozent.

Währungen: Den meisten dürfte bei den Gewinnern in dieser Kategorie spontan der Schweizer Franken in den Sinn kommen. Dessen Höhenflug währte aber nur kurz – und wurde von der Zentralbank in Zürich jäh unterbrochen. Zwar befindet er sich immer noch auf einem sehr hohen Niveau, seit Jahresbeginn ergibt das aber nur ein kleines Plus von 0,9 Prozent. 1000 Euro, zu Jahresbeginn in Schweizer Franken getauscht, wären somit heute 1009 Euro wert. Mit einem starken Comeback überraschte zuletzt der US-Dollar. Der „Greenback“ entwickelte sich gegenüber dem Euro zwischenzeitlich zwar deutlich schwächer, aufgrund der Aufwertung der letzten Wochen steht seit dem 1.Jänner aber nur ein Minus von knapp einem Prozent. 1000 Euro wären damit heute noch 999 Euro wert.

Edelmetalle: Wenig überraschend heißt der große Gewinner hier Gold. Seit Jahresbeginn hat das Metall auch gegenüber Silber die Nase vorne. Selbst wenn sich der Goldpreis seit Anfang September von seinem Allzeithoch wieder um einiges entfernt hat, steht hier für Anleger noch ein deutliches Plus. Aus 1000 zu Jahresanfang in Gold angelegten Euro wären bis heute 1160 Euro geworden. Davon abzuziehen sind jedoch noch Lagerkosten bei der Bank bzw. Depot- und Verwaltungsgebühren, wenn via ETF oder Zertifikaten investiert wurde.

Silber erlebte im März und im April zwar einen starken Preisschub, stürzte dann aber stark ab. Auch in den vergangenen Wochen sackte der Silberpreis deutlich stärker ab als der Goldpreis. 1000Euro in Silber wären heute 1010 Euro wert. Wohlgemerkt zum Preis einiger grauer Haare.

Die grundsätzlichen Trends dürften sich im vierten Quartal des laufenden Jahres kaum noch ändern. Die Griechenland-Krise wird an den Märkten weiter den Takt angeben, glaubt Valentin Hofstätter, Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank International. Die Wirtschaft werde sich deswegen auch spürbar abkühlen. Eine starke Inflation hält er trotz der umfangreichen Maßnahmen der EZB für unwahrscheinlich: „Das Geld bleibt im Finanzsystem hängen.“

Was Sie beachten sollten im... vierten Quartal

Tipp 1

Mit Aktien warten. Experten warnen davor, Aktien im Moment als Schnäppchen zu sehen. Wenn sich die Wirtschaft abkühlt, werde das die Märkte bis Mitte nächsten Jahres belasten. Zwischendrin sind „Erholungsrallys“ zwar nicht ausgeschlossen, langfristig orientierte Anleger können mit einem (Wieder-)Einstieg aber noch etwas warten.

Tipp 2

Dollar beimischen. Der US-Dollar hat gegenüber dem Euro in den vergangenen Wochen wieder deutlich aufgewertet. Die Währung profitiert davon, dass sie nichts mit der europäischen Schuldenkrise zu tun hat und dass die Anleger in amerikanische Staatsanleihen flüchten. Eine Beimischung ins Depot dürfte also nicht schaden.

Tipp 3

Gelegenheit bei Gold. Die Schwäche des Goldes, das sich von seinem Allzeithoch wieder entfernt hat, dürfte nur eine vorübergehende sein. Für das nächste Jahr rechnen die meisten Experten wieder mit klaren Steigerungen bis weit über 2000Dollar je Unze. Damit dürfte sich im Moment eine günstige Gelegenheit zum Einstieg bieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2011)

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