Silber: Kleiner Bruder wird erwachsen

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Dank Steuer- und Lagerkosten ist ein Investment in physisches Silber nicht einfach. Es könnte sich aber auszahlen. Denn im Verhältnis zu Gold ist Silber stark unterbewertet.

Wien. Bei Edelmetallinvestments hilft es oft, sich nicht zu fragen: Wie viel kann ich verdienen? Sondern: Wie viel kann ich mir um mein Gold oder mein Silber kaufen? Erst recht, wenn man in physische Edelmetalle investiert.

„Für Investoren ist es viel wichtiger, wie viele Aktien oder Immobilien sie nach einer gewissen Zeit kaufen können, als wie viel Papiergeld sie dafür bekommen“, sagt Thorsten Schulte, Herausgeber des Newsletters „Silberjunge“. Zugewinne bei Edelmetallen sind oft ein Anzeichen für Kaufkraftverlust bei Dollar oder Euro: Wer die Metalle wieder verkauft, hat sich zwar vor der Inflation geschützt, seinen Wohlstand aber nicht vergrößert. Wer aber seine Metalle zum richtigen Zeitpunkt in andere „echte“ Dinge, wie Immobilien oder Aktien eintauscht, kann auch real Geld verdienen. Silber ist interessanter, aber auch riskanter als Gold. Das weiße Metall liegt nach einer scharfen Korrektur wieder weit unter seinem nominellen Allzeithoch von 50 Dollar pro Unze.

Preis hat Spielraum nach oben

Inflationsbereinigt liegt dieses bei rund 130 Dollar pro Unze. Bei einem aktuellen Preis von 31,5 ist also noch einiges an Spielraum nach oben vorhanden. Erst recht, wenn man Silber mit seinem großen Bruder Gold vergleicht. Historisch liegt die Gold-Silber-Ratio bei 1:15 – eine Unze Gold kaufte im Durchschnitt der Jahrhunderte 15 Unzen Silber. Heute bekommt man für eine Unze Gold mehr als 50 Unzen Silber. „Ich gehe davon aus, dass Silber sich dem historischen Durchschnitt wieder annähern wird“, sagt Schulte. Eine andere Möglichkeit, den wahren Wert eines Edelmetallportfolios zu berechnen, ist der Vergleich mit einem Aktienindex. Musste man 2001 noch mehr als 2500 Unzen Silber hinlegen, um den Dow Jones einmal zu kaufen, reichen heute 270 Unzen. Schulte und andere Experten gehen davon aus, dass der Dow am Höhepunkt des Edelmetall-Bullenmarktes 14 bis 28 Unzen Silber kosten wird.

Von einer geplatzten Blase sei trotz der jüngsten Korrekturen keine Rede, so Schulte: „Bei 26 bis 29 Dollar dürften wir einen Boden gebildet haben. Jetzt geht es wahrscheinlich wieder bergauf mit dem Silberpreis.“ Ein physisches Investment ist bei Silber nicht ganz einfach durchzuführen: Anders als bei Gold fällt bei Silber Mehrwertsteuer an. Weil diese in Deutschland bei Münzen statt 20 Prozent nur sieben beträgt, kaufen viele Österreicher ihr Silber im Ausland.

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Doppelter Umsatz nach Korrektur

Bis zu einem Wert von 10.000 Euro ist der Transport des Silbers über die Grenze kein Problem. Bei höheren Summen muss man sich auf Anfrage des Zolls deklarieren. Die jüngste Korrektur hat den Hunger der Investoren angeheizt: „Seitdem Silber von 50 auf rund 30 Dollar gefallen ist, hat sich der Umsatz bei uns verdoppelt“, sagt Robert Hartmann, Chef von Pro Aurum in München. Silber ist ein wichtiges Industriemetall (Handys, PCs), und ein Geldmetall. Bis 1973 waren viele Schillingmünzen aus Silber. Auf Flohmärkten und im Internet kann man diese mehrwertsteuerfrei kaufen. Für größere Investoren bietet sich ein Zollfreilager an, das einige Anbieter (so auch Pro Aurum) im Programm haben. Der Vorteil: Man kann die Metalle steuerfrei kaufen, solange man sie sich nicht liefern lässt. Der Nachteil: Man hat keinen direkten Zugriff auf sein Silber.

Wer größere Mengen nicht zu Hause oder bei der Bank lagern will, kann auch auf die Tresore einiger Edelmetallhäuser zurückgreifen, was meist zwischen einem und 2,5 Prozent Gebühren verursacht. Aber Vorsicht: „Da muss man sich die Verträge genau ansehen“, sagt Schulte: „Sie beauftragen ein Unternehmen mit der Aufbewahrung ihrer Metalle. Es muss für den Konkursfall ein Aussonderungsrecht festgelegt sein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2011)

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