Devisenmarkt wird immer beliebter

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Immer öfter wagen sich Privatanleger auf den Devisenmarkt. Kurzfristiges Zocken ist höchst riskant – die langfristige Anlage kann sich aber lohnen.

Wien. Nicht weniger als vier Billionen Dollar werden nach Schätzungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) jeden Tag auf dem weltweiten Devisenmarkt bewegt. Bisher stammt nur ein kleiner Teil davon aus den Taschen von Privatanlegern. Schätzungen gehen von weniger als zehn Prozent aus. Jedoch wächst das Interesse an Währungsgeschäften ständig: Der Finanzdienstleister Gain Capital geht davon aus, dass der Markt in Deutschland vergangenes Jahr um 30 Prozent gewachsen ist.

Insofern ist es kein Wunder, dass immer mehr Anbieter auf den Markt drängen. Gain Capital hat etwa vor Kurzem das Portal Forex.com auch für den deutschsprachigen Markt eröffnet. Dort können Nutzer mehrere Währungspaare, aber auch Rohstoffe und Indizes handeln. „Nicht nur die großen Investoren können auf dem Devisenmarkt Geld verdienen, sondern auch ganz normale Privatanleger“, sagte Heiko Müller, Geschäftsführer eines weiteren Forex-Portals, kürzlich der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Auch der heimische Online-Broker direktanlage.at wirbt mit einem Angebot, das Kleinanlegern die Spekulation mit Devisen ermöglicht. Dies soll eine Alternative zum üblichen Handel mit Optionen sein. Der Nachteil dabei ist nämlich, dass der Preis einen Wechselkurs nicht immer hundertprozentig abbildet, etwa weil die Option nicht oft gehandelt wird. Zudem fallen Ordergebühren an, wenn das Papier über die Börse gekauft wird.

Das Angebot dürfte sich jedoch eher an Anleger richten, die sich mit der Materie gut auskennen. Ohne Hebel geht hier nämlich gar nichts. Das heißt: Die Bewegungen der Wechselkurse werden vervielfacht. Nicht selten setzen die Investoren einen Hebel von 100 ein. Fällt der Euro gegenüber dem Dollar beispielsweise um ein Prozent, hat sich der Einsatz entweder verdoppelt – oder ist komplett verschwunden. Der niedrigste wählbare Hebel bei direktanlage.at ist 3,3. Verluste und Gewinne werden also zumindest verdreifacht.

Besser langfristig investieren

Für derartige Spekulationen, bei denen die Positionen oft nur wenige Stunden behalten werden, müsse man genau wissen, was den Markt an dem jeweiligen Tag bewegt, sagt die Devisenanalystin Carolin Hecht von der Commerzbank: „Der Devisenmarkt ist sehr schnelllebig.“ Das oft vorgebrachte Argument, der Markt sei wegen seiner unzähligen Einflussfaktoren für Privatanleger ungeeignet, will sie aber nicht gelten lassen: „Die langfristigen Faktoren, die Wechselkurse bewegen, sind für jedermann einsehbar.“

Grafik: Die Presse

Anleger können von langfristigen Trends also durchaus profitieren. Auf Jahressicht hat etwa der US-Dollar gegenüber dem Euro knapp zehn Prozent aufgewertet (siehe Grafik). Diese Entwicklung kam angesichts der Schuldenkrise und der wirtschaftlichen Erholung in den USA nicht ganz überraschend. Auch in den kommenden Monaten dürfte die US-Währung im Vergleich zum Euro weiter an Wert gewinnen, glaubt Hecht.

„Es lohnt sich, sich in die ökonomischen Hintergründe einzulesen und mittel- bis längerfristig zu investieren“, so die Expertin. Von einem Hebel ist in diesem Fall freilich abzuraten. Wer sich dennoch dafür entscheidet, darf auf keinen Fall vergessen, eine Stop-Order zu setzen. In den meisten Fällen passiert das aber ohnehin automatisch. Diese Order soll dem Geschäft ein Ende bereiten, wenn der eigene Einsatz aufgebraucht ist. Sonst kann der Verlust den Einsatz nämlich schnell übersteigen.

Was Sie beachten sollten beim... Devisenhandel

Tipp 1

Hebel. Üblicherweise werden Devisen mit einem Hebel gehandelt. Dabei werden mit einem kleinen Einsatz große Summen bewegt. Das ist für Privatanleger nicht zu empfehlen, zumindest solange man nicht genau weiß, was man tut. Wenn schon mit Hebeln gearbeitet wird, dann auch mit Stop-Orders, um mögliche Verluste zu begrenzen.

Tipp 2

Anbieter. Die Europäische Finanzmarktaufsicht ESMA hat kürzlich eine Warnung vor windigen Anbietern auf dem Forex-Markt herausgegeben. Viele der Handelsplattformen im Internet seien nicht konzessioniert und wahrscheinlich Betrüger. Welcher Anbieter eine Lizenz hat, lässt sich auf der Internetseite der FMA nachsehen.

Tipp 3

Zeithorizont. Nicht selten werden die Positionen nur wenige Stunden gehalten. Wer ohne Hebel arbeitet, kann jedoch auch mit einem Horizont von mehreren Monaten anlegen. In diesem Fall sollte man die wirtschaftlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen studieren – und im Idealfall auch noch die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2012)

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