Let's make money: Aktien

The logo of German luxury car maker Mercedes-Benz, a subsidiary of Daimler AG, is pictured in Munich
The logo of German luxury car maker Mercedes-Benz, a subsidiary of Daimler AG, is pictured in MunichREUTERS
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Warum die "Cloud" die Sicht auf gute Tech-Aktien verstellt und man sich jetzt mit Daimler eine Prise Luxus fürs Depot gönnen könnte.

Die Berichtssaison für das dritte Quartal läuft in den USA ein wenig durchwachsen an, entsprechend nervös reagieren die Börsen. So, wie es aussieht, passen die Gewinne noch, die „Guidance“, also die Aussichten für die nächsten Monate, lässt aber vielfach zu wünschen übrig. Letzteres würde bedeuten, dass zumindest der breite Markt schon ein wenig überbewertet ist und künftige Gewinne nur noch durch intensives „Stock Picking“ erreichbar sind. Die berühmte Welle, die alle Boote hebt, ist ganz eindeutig im Abklingen.

In den Charts der Traditions-Indizes sieht man das schon recht deutlich. Der Dow Jones beispielsweise befindet sich seit einiger Zeit in einer Art Seitwärtsmodus mit breiten Ausschlägen. Tech-Aktien haben zuletzt noch stärker zugelegt, sodass man dieses eingetrübte Bild im Nasdaq-100 noch nicht erblickt.

Aber auch hier wächst die Nervosität kräftig. Ganz deutlich gesehen hat man das in der abgelaufenen Woche an der Aktie des Online-Videoanbieters Netflix(ISIN US64110L1061), eines der absoluten Top-Performer der vergangenen 12 Monate: Die Aktie war am Tag der Ergebnisveröffentlichung um sechs Prozent gestiegen und, als nach Börsenschluss ein deutlich besser als erwartetes Quartalsergebnis bekannt gegeben wurde, nachbörslich noch einmal um mehr als zehn Prozent hochgesprungen.

Bis der Netflix-Chef in Aktion trat und meinte, der Kurs komme ihm schon ein wenig gehypt vor. Fazit: Netflix eröffnete am Tag nach der Ergebnisveröffentlichung mehr als elf Prozent im Plus – und beendete den Tag mehr als neun Prozent im Minus. Wenn eine Einzelaussage solche Crash-Dimensionen auslösen kann – dann sollten Anleger langsam nachzudenken beginnen. Die Absicherung von aufgelaufenen Gewinnen durch nachgezogene Stopps wird also immer wichtiger.

Wer in den USA auf Aktienpirsch geht, sollte jetzt mehr Augenmerk auf die Unternehmensbewertung legen. Es lassen sich ja durchaus noch Unternehmen finden, die gut sind, deren Börsenbewertung im Windschatten hochgehypter Glamour-Aktien aber ein bisschen zurückgeblieben ist. Ein solches ist etwa der Computerspeicherhersteller Western Digital(ISIN US9581021055). Der ist an der Börse ein bisschen missachtet worden, weil sein Schwerpunkt die Herstellung von Festplatten ist. Eine Technologie, die in den immer stärker den Markt durchdringenden Tablets nicht mehr vorkommt. Was die Anleger übersehen haben: Tablet-Computing hat den Speicherbedarf nicht abgeschafft, sondern in die „Cloud“ verlagert. Also in zentrale Rechenzentren, die schon aus Kapazitätsgründen wohl noch eine Zeitlang auf die „alte“ Technologie setzen müssen.

Wie auch immer: Für die Aktie eines Tech-Unternehmens, das seit mehr als drei Jahren Quartal für Quartal die Gewinnerwartungen der Analysten schlägt, ist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwas weniger als zehn ein Witz. Da kann in nächster Zeit wohl wenig passieren, das sieht nach Selbstläufer aus.

Anders als in den USA sieht die Lage in Deutschland aus. Zumindest der Blue-Chip-Index Dax 30 hat noch keine wirkliche Decke in Sicht. Der von Alltime High zu Alltime High eilende Dax hat am Freitag die 9000-Punkte-Marke geknackt. Es gibt bereits einzelne Analysten, die 10.000 Punkte noch in diesem Jahr für möglich halten.

Hier haben zuletzt ausgerechnet Werte aufgezeigt, die man in diesem konjunkturellen Umfeld eher nicht favorisiert hätte. Beispielsweise der Luxusauto-Hersteller Daimler(ISIN DE0007100000), der, wie die jüngsten Quartalszahlen belegen, offenbar die Haarnadelkurve auf die Erfolgsspur geschafft hat, was die Aktie in dieser Woche auf den höchsten Stand seit fünf Jahren getrieben hat. Das sieht nach weiteren Kurssteigerungen aus, in die Gegend von 70 könnte das Papier bei günstigem Rückenwind schon kommen.

Im TecDax sollte man jetzt die Aktie von Dialog Semiconductor(ISIN GB0059822006) näher begutachten. Deren Performance war bisher sehr stark an den Hauptabnehmer Apple gekoppelt, was zuletzt nicht gerade ein Vorteil war. Jetzt hat das Unternehmen einen Riesen-Liefervertrag mit dem koreanischen Apple-Konkurrenten Samsung abgeschlossen – und das hat am Donnerstag dieser Woche den Kurs-Turbo gezündet. Das sieht jetzt ganz deutlich nach Kauf aus.

josef.urschitz@diepresse.com diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.10.2013)

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