Let's make money: Tapering-Crash

Fed-Chef Ben Bernanke
Fed-Chef Ben Bernankeimago/Xinhua
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Fed-Chef Ben Bernanke rettet die Weihnachtsrallye an den Börsen. Der angesagte Tapering-Crash ist vorerst abgesagt.

Ein bisschen hat Ben Bernanke die Börsianer mit seiner vorwöchigen Entscheidung, den Einstieg aus dem Ausstieg vom Anleihenankaufsprogramm vorzuziehen, schon überrascht: Unmittelbar nachdem der Chef der US-Notenbank am Mittwoch die entscheidenden Worte gesprochen hatte, zeigten die Indexcharts an Wallstreet und Nasdaq einen verdammt steilen Zacken nach unten.

Als den Händlern freilich klar wurde, was Bernanke da wirklich gesagt hatte, war die Kurzzeitpanik schon nach Minuten wieder vorbei. Die wichtigen Indizes gingen sogar mit satten Zuwächsen aus dem Markt. Der von vielen Analysten befürchtete Tapering-Crash war, noch bevor er sich richtig etablieren konnte, wieder abgesagt. Die Party konnte weitergehen.

Ganz einfach deshalb, weil der Dreh der US-Notenbank am Liquiditätshahn viel sanfter ausfällt als allgemein erwartet. Statt die Anleihenkäufe um 15 bis 20 Mrd. Dollar im Monat zurückzufahren, wie viele erwartet haben, wird vorerst nur um zehn Mrd. Dollar gedrosselt. Gleichzeitig kündigte Bernanke aber auch an, dass die Zinsen noch sehr lange auf dem historisch tiefen aktuellen Niveau (oder zumindest in dessen Nähe) verbleiben werden. Es gibt also weiter Gratis-Dollar bis zum Abwinken.

Damit gibt es auch zumindest kurzfristig keinerlei Anzeichen dafür, dass die Notenbanker die Absicht haben, die Liquiditätsrallye an den Börsen abzudrehen. Die optimistischen Prognosen, die beispielsweise den deutschen DAX im nächsten Jahr über 10.000 sehen, könnten sich also durchaus erfüllen.

Allerdings dürfte der Anstieg nicht mehr im gewohnten Tempo vor sich gehen. Denn die Börsenbewertungen vieler Highflyer sind jetzt doch schon in ziemlich luftigen Höhen angelangt. Anleger sollten sich im Jänner und Februar also trotz des vorläufig abgesagten Tapering-Crash auf Korrekturen einstellen, bevor Dow, DAX & Co. zu neuen Gipfelstürmen aufbrechen. So heftig, wie zuletzt vorausgesagt, dürfte das „Atemholen“ in den ersten Monaten des kommenden Jahres aber nicht ausfallen.

Die traditionelle Weihnachtsrallye, die Bernanke am Mittwoch wieder ins Laufen gebracht hat, ist jedenfalls gerettet. Die läuft meist bis in die ersten beiden Jännerwochen hinein. Vorerst gibt es also keinen Handlungsbedarf. Eine Absicherung der Positionen durch automatische Stopps vor Antritt des Neujahrs-Skiurlaubs kann freilich nie schaden.

Wer auch zwischen den Feiertagen auf der Käuferseite aktiv sein möchte, könnte beispielsweise ein wenig in Luxus schwelgen. Die Aktie des französischen Luxusgüterkonzerns LVMHLouis Vuitton Moet Hennessy (ISIN FR0000121014) könnte sich dafür anbieten. Das seit 2009 sehr stark gestiegene Papier hat eine relativ ausgedehnte Konsolidierung hinter sich und gilt jetzt als unterbewertet. Die Berenberg Bank hat LVMH deshalb am Freitag auf „Buy“ hochgestuft und das Kursziel der derzeit bei 129 Euro notierenden Aktie auf 150 Euro angehoben. Besonders das sehr gut laufende Wein- und Spirituosengeschäft dürfte die Gewinne im kommenden Jahr hochtreiben, womit man dann wohl auch steigenden Kursen wird zuprosten können.

In den USA hat die Aktie des Softwarekonzerns Oracle(ISIN US68389X1054), die in den letzten Monaten immer wieder an der 36,5-Dollar-Marke nach unten abgeprallt war, den Ausbruch nach oben geschafft. Am Freitagnachmittag kämpfte der Wert allerdings noch ein wenig mit diesem „Deckel“. Wenn es dem Papier in den nächsten Tagen gelingt, die Grenze dauerhaft zu überschreiten, dann hat Oracle charttechnisch gut zehn bis 15 Prozent Luft nach oben. Weil die Nachhaltigkeit aber zumindest am Freitagnachmittag noch nicht bewiesen war, gehört Oracle vorerst einmal auf die Beobachtungsliste. Fundamental orientierte Analysten klassifizieren die Aktie mit „market perform“.

Banken sind derzeit keine Anlage, bei der man ruhig schlafen kann, denn die Probleme der Branche sind alles andere als beseitigt. Kurzfristig ergibt sich aber auch hier die eine oder andere Gelegenheit zum „Abstauben“. Etwa mit der Aktie der in der Krise ordentlich gerupften Commerzbank(ISIN DE000CBK1001). Der Kurs hat sich nach einem dramatischen Absturz seit Juli verdoppelt. Wer das versäumt hat, muss sich wahrscheinlich zwar mit Krümeln begnügen, so zehn bis 15 Prozent könnten aber noch drin sein.

josef.urschitz@diepresse.com diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2013)

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