Wie die EZB-Bazooka die Aktienkurse treibt

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Wie die EZB-Bazooka die Aktienkurse treibt und warum es sinnvoll ist, via Statoil am Reichtum Norwegens mitzunaschen.

Überraschung war der EZB-Paukenschlag vom vergangenen Donnerstag keiner mehr. Dass die Euro-Zentralbank aber wirklich das ganze Arsenal an Antideflationsmaßnahmen aufgefahren hat, gab vielen Anlegern dann doch zu denken: Was wissen die Notenbanker, wenn sie so einen Verzweiflungsakt setzen? Und wie stark läuft Südeuropa wirklich aus dem Ruder, wenn man mit solchen Kalibern schießen muss?

Auch wenn die stark nach unten fallenden Anleiherenditen der Euro-Krisenländer etwas anderes sagen: Solche Überlegungen dürften wohl mit dafür verantwortlich sein, dass die Börsenreaktion auf die Hauruck-Aktion in Frankfurt eher verhalten ausgefallen ist. Dass der deutsche DAX den EZB-Rückenwind dazu nutzt, die seit Längerem vergeblich angepeilte 10.000er-Marke zu zertrümmern, galt ja als ausgemachte Sache. Der Frankfurter Leitindex hat das am Donnerstag auch tatsächlich hingekriegt. Allerdings nur für ein paar Minuten. Seither kratzt er zwar permanent am Zehntausender, bis Freitagnachmittag ist die Marke aber nicht nachhaltig gefallen.

Allerdings: Unter normalen Marktbedingungen wird sich das deutsche Börsenbarometer in den nächsten Tagen wohl über dieser Hürde etablieren. Dafür wird mit Sicherheit die jetzt losgetretene EZB-Geldschwemme sorgen, die ja irgendwo kanalisiert werden muss. Außer dem Aktienmarkt bieten sich dafür in diesem Zinsumfeld ja nicht so rasend viele Möglichkeiten an. Wir bleiben für Aktien also optimistisch. Allerdings wirkt die Euphorie, die deutsche Analysten nach dem erstmaligen (wenn auch nur kurzen) Überspringen der 10.000er-Marke an den Tag gelegt haben, ein bisschen sehr aufgesetzt: Da wird ja schon spekuliert, wann der DAX jetzt den 20.000er ins Visier nimmt. Nur so zur Info: Für die letzte Verdoppelung hat der Index schlappe 16 Jahre benötigt.

Spannend wird es in Frankfurt jedenfalls für die Aktie der Commerzbank (ISIN DE000CBK1001). Die ist in den vergangenen beiden Tagen recht kräftig gestiegen. Basis dafür sind wieder einmal Übernahmegerüchte. Angeblich interessieren sich die französische Großbank Société Générale und der spanische Bankenriese Banco Santander für den Staatsanteil an der Bank. Die ist in der Finanzkrise vom Staat aufgefangen worden, derzeit hält der Staat noch einen Fünf-Milliarden-Euro-Anteil.

Ein Match der beiden Großbanken um den Commerzbank-Anteil würde den Kurs sehr stark beleben. Das Ganze ist aber eine Spekulation, die auch ins Auge gehen kann: Der Bund würde den Commerzbank-Anteil zum aktuellen Preis (rund zwölf Euro je Aktie) jedenfalls weit unter seinem Einstiegspreis abstoßen und damit einen heftigen Verlust machen. Es ist also fraglich, ob er überhaupt verkaufen will.

Auf keinen Fall schaden können in Zeiten wie diesen Energiebeteiligungen. Schon gar nicht solche, die sich als Alternative zur viel zu großen Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen präsentieren. Da bietet sich ein Blick in den hohen Norden an: Der Kurs der norwegischen Statoil (ISIN NO0010096985) zieht seit Mitte des Vorjahres wie mit dem Lineal gezogen nach oben. Das Unternehmen verfügt über große Öl- und Gasreserven, die meisten davon auf eigenem Hoheitsgebiet. Energiereserven in einem politisch stabilen Umfeld sind auf der Welt nicht so häufig. Statoil ist einer der Haupt-„Fütterer“ des norwegischen Staatsfonds, der beträchtlich zum Wohlstand des Landes beisteuert. Wieso da nicht ein wenig mitnaschen?

Ab morgen, Montag, wird Apple (ISIN US0378331005) ein ungewohntes Bild auf dem Kurszettel bieten: Das Papier ist Freitag nach Börsenschluss im Verhältnis eins zu sieben gesplittet worden. Aus einer Apple-Aktie wurden sieben, der Kurs vermindert sich also auf ungefähr 92 Dollar. Analysten gehen davon aus, dass diese optische Verbilligung neue Käufer anlockt und den Kurs weiter nach oben treibt. Zumal der Konzern immer noch mit überragender Finanzkraft imponiert.

Dass Unternehmensbeteiligungen langfristig viel bringen, demonstrieren demnächst die Chinesen: Wahrscheinlich am 8. August geht der Internetriese Alibaba in New York an die Börse. Der hat außerordentlich viele seiner Mitarbeiter bis weit hinunter ins mittlere Management am Unternehmen beteiligt – und die werden beim Börsengang annähernd 40 Mrd. Dollar einstreifen. Die Firmenleitung sorgt jetzt vor und gibt an die Mitarbeiter Tipps der Marke „How to spend it“ heraus. Etwa den, sich BMW in den Firmenfarben zuzulegen...

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2014)

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