Vorsichtiges Investieren

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Warum Luftfahrtaktien in nächster Zeit keine gute Investmentidee sind und »Intel inside« auch im Depot nicht schaden kann.

Islamistische Kämpfer, die auf Bagdad zumarschieren, haben uns in der Vorwoche die Börsenstimmung recht ordentlich versalzen. Immerhin droht ein Eingreifen der US-Air Force. Und Krisenherde in geopolitisch wichtigen Gebieten haben wir ohnehin schon genug. Man sollte beim Investieren in nächster Zeit also eher vorsichtig agieren.

Zumal ja die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sowohl in Europa wie auch in den USA nicht ganz so rosig zu sein scheint, wie man uns weismachen will. Dass die EZB ihre schweren Antideflationsgeschütze so massiv aufgefahren hat, deutet auf einen eher besorgniserregenden wirtschaftlichen Zustand des alten Kontinents hin. Und auch in den USA scheint der Aufschwung nicht so glatt zu laufen, wie die offiziellen Zahlen suggerieren. Lediglich in Großbritannien scheint sich ein kleines Wirtschaftswunderchen anzubahnen, auf das die Bank of England mit einer vorgezogenen Leitzinsenerhöhung reagieren könnte.

Die in der abgelaufenen Woche eingeleitete Korrektur an den wichtigen Börsen, die beispielsweise den deutschen DAX wieder recht deutlich unter 10.000 Punkte gedrückt hat, könnte uns also einige Zeit erhalten bleiben. Zumal sich jetzt ja auch an den Börsen schon das traditionell schwache Sommerloch ankündigt. Da empfiehlt es sich, bei der Aktienauswahl eher sehr selektiv zu sein.

Schlimm erwischt hat es in den vergangenen Tagen die Aktie der deutschen Lufthansa(ISIN DE0008232125). Die hat nach der Rücknahme der Gewinnprognose durch den neuen Vorstandschef beinahe 20 Prozent verloren. Das scheint ein bisschen überzogen zu sein, denn die Kranich-Airline taucht ja nicht in die Verlustzone ab, sondern erwartet noch immer einen Milliardengewinn. Dass das zu einem nachhaltigen Rebound führt, glaubt derzeit aber kaum jemand. Dazu ist die Lage der Luftfahrt insgesamt zu fragil. In Europa und Amerika existieren derzeit gigantische Überkapazitäten, der Einstieg von Billigfliegern auf den Nordatlantikrouten steht offenbar bevor und die Sparvorgaben der Unternehmen für Geschäftsreisende lassen die Erträge in der früher attraktiven Businessclass immer mehr erodieren. Das sieht mittelfristig nicht so toll aus. Wer in der Anfangsphase des Absturzes nicht ohnehin automatisch ausgestoppt worden ist, sollte eine mögliche kurzfristige Gegenbewegung der Aktie also zum Ausstieg nutzen.

Einige Analysten haben ihre Einstufungen und Kursziele unterdessen deutlich gesenkt. Betroffen von Abstufungen sind übrigens auch andere Unternehmen aus der Branche. So hat etwa Jeffries nach der Lufthansa-Gewinnwarnung auch die Aktie von Air France-KLM(ISIN FR0000031122) von Hold auf Underperform zurückgenommen – was das Papier am Freitag mit einem Absturz um mehr als fünf Prozent quittierte.

Erfreuliche Nachrichten gibt es dagegen vom US-Chip-Riesen Intel(ISIN (US4581401001). Dessen Aktie ist am Freitag nach einer deutlich verbesserten Umsatzprognose steil nach oben gezogen. Analysten trauen dem früher eher behäbigen Wert weitere Kurszuwächse zu. Seit Mitte des Vorjahres geht es ja schon relativ konstant bergauf.

Auslöser der beschleunigten Bergfahrt bei Intel ist der Software-Riese Microsoft: Dessen Entscheidung, den Support für das viel genutzte, aber in die Jahre gekommene Betriebssystem XP in diesem Frühjahr einzustellen, hat einen ausgesprochenen Hardwareboom ausgelöst. Die Nachfolgeprodukte Windows 7 und 8 laufen auf alter Hardware nicht sonderlich gut, weshalb vor allem viele Unternehmen den Abschied von XP auch zum Abschied von ihrer alten Hardware nutzen – und dem Prozessorhersteller Intel damit zu unerwartetem Zusatzumsatz verhelfen. „Intel inside“ dürfte damit auch dem Depot in nächster Zeit nicht schlecht anstehen.

Relativ stark unterwegs ist derzeit ebenso der US-Computerkonzern Hewlett Packard(ISIN US4282361033). Der hat in den letzten Monaten im Schatten negativer Analystenkommentare sehr deutlich angezogen. In der Vorwoche haben nun Goldman-Sachs-Analysten, die den seit Monaten konstant steigenden Computerwert bisher auf „Sell“ hatten, eingestanden, das Unternehmen falsch eingeschätzt zu haben: Das Management habe deutlich effektiver gearbeitet als bisher angenommen. Das hat dem Papier am Freitag zusätzlichen Schwung verliehen.

josef.urschitz@diepresse.com
diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2014)

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