Dividendenaktien sind erste Wahl

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Warum Dividendenaktien derzeit erste Wahl – und in diesem Segment zwei Versicherungen nicht zu übersehen sind.

Obwohl sich zumindest in Europa die Konjunkturlage verdüstert, die Berichtssaison durchwachsen verläuft und die Notenbanken in Sachen Liquiditätsflutung der Märkte langsam an ihre Grenzen kommen (die US-Zentralbank Fed ist ja aus ihrem Quantitative-Easing-Programm de facto schon ausgestiegen), haben die Börsen ihre jüngste Korrektur beinahe schon wieder überwunden. Vor allem in den USA, wo der breite S&P-500-Index schon wieder auf Rekordniveau notiert, die Scharte also vollständig ausgewetzt hat.

Die Märkte präsentieren sich wirklich erstaunlich robust. Was wohl nicht unwesentlich mit dem berühmten „Anlagenotstand“ zusammenhängt: Bei real negativen Sparbuchzinsen, äußerst mickrigen Anleiherenditen, fallenden Edelmetall- und Rohstoffpreisen kommt man um Firmenanteile nicht herum. Natürlich bieten auch Aktien keine Kapitalgarantie, aber wenn sich die Renditejagd irgendwo noch lohnt, dann hier.

Wobei in diesem Segment durchaus auch risikoscheue Anleger ihre Perlen finden. Es gibt ja nicht wenige Dividendenaktien, die man ohne große Beachtung kurzfristiger Kursveränderungen auf langfristige Sicht ins Depot legen kann, weil sie permanent hohe Ausschüttungen vornehmen. Da sind Dividendenrenditen zu erzielen, die für Sparer selbst bei sehr langfristiger Bindung außerhalb jeder Reichweite liegen.

Solche Perlen findet man nicht selten im kursmäßig eher „faden“ Bereich großer Versicherungen. Zwei davon haben in der vorigen Woche kräftig aufgezeigt: die schweizerische Rückversicherung Swiss Re (ISIN CH0126881561) und die deutsche Allianz (ISIN DE0008404005) haben am Freitag wieder einmal Sonderdividenden angedeutet. Beide Aktien versprechen auf aktueller Kursbasis Dividendenrenditen von rund fünf Prozent. Das muss man anderswo erst einmal bekommen.

Bei solchen Dividendenrenditen kann man kurzfristige Kursschwächen schon einmal vergessen. Muss man aber nicht, denn auch die Kursentwicklung der beiden Versicherungswerte sieht hervorragend aus. Die Allianz-Aktie hat von guten Quartalsergebnissen sogar einen ausgesprochenen Schub bekommen und ist am Freitag um fast fünf Prozent hochgeschnellt. Das ist schön für die, die schon engagiert sind, aber doch ein Wermutstropfen für potenzielle Käufer, weil es ja den Einstieg verteuert.

Die Allianz hat jedenfalls angekündigt, dass sie ihre Ausschüttungsquote erhöhen und künftig 50 statt 40 Prozent des Gewinns an die Aktionäre überweisen möchte. Zudem soll es in regelmäßigen Abständen Sonderdividenden geben. Im kommenden Frühjahr können Aktionäre für das Jahr 2014 mit annähernd sieben Euro Dividende rechnen, der Kurs steht derzeit bei knapp 133.

Ähnlich sieht die Lage bei Swiss Re aus. Auch die Schweizer haben den Gewinn in den ersten drei Quartalen deutlich erhöht (was der Aktie nach den Quartalszahlen einen Sprung um zweieinhalb Prozent verschafft hat). Und auch die Schweizer deuten eine Sonderdividende an. Die hatte das Unternehmen ja auch in diesem Jahr bezahlt, wodurch die Ausschüttung auf acht Franken je Aktie (Kurs derzeit rund 78) mehr als verdoppelt wurde. Beide Papiere sind ein klares „Ankerinvestment“ für jedes Depot.

Schwer nach Kauf sieht auch die Aktie des US-Biotechunternehmens Gilead Sciences (ISIN US3755581036) aus. Der Biotech-Riese zieht seit Monaten (unterbrochen nur von kurzen Konsolidierungen) eindrucksvoll nach oben. Die starke Stellung der Amerikaner bei HIV- und Hepatitis-C-Medikamenten sollte dafür sorgen, dass der Aufwärtsdruck anhält.

Die Luft heraußen ist derzeit dagegen beim in Frankfurt notierten (noch) österreichischen Ölfeldausrüster C.A.T. Oil. Dort haben Übernahmegerüchte um einen geheimnisvollen Investor zuletzt für viel Unruhe gesorgt. Der Investor hat sich unterdessen geoutet (es ist eine Gruppe um den früheren Vorstandschef der französischen Schlumberger-Gruppe), damit ist aber auch die Fantasie vorerst aus dem Kurs. Beobachter gehen davon aus, dass die Kleinaktionäre ein Übernahmeangebot knapp über 15 Euro je Aktie bekommen werden. Bei einem aktuellen Kurs von 14,80 ist das nicht die Welt. UBS stuft den Wert zwar mit „Buy“ und Kursziel 18 ein, ein Muss für das Depot ist C.A.T. Oil in der derzeitigen Verfassung aber wohl eher nicht.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2014)

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