Netflix: Kursrekorde in Serie

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File photo of the Netflix logo in this illustration photograph in Encinitas, CaliforniaREUTERS
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Warum die laufende Korrektur an den Börsen ungewohnt heftig ausfällt und Netflix Kursrekorde in Serie einfährt.

Die in der Vorwoche an dieser Stelle geäußerte Befürchtung, dass die wichtigsten europäischen Indizes (vor allem der deutsche DAX) schon ein wenig luftig aussehen und die reichlich überkauften Märkte vor einer größeren Korrektur stünden, hat sich schneller bewahrheitet als erwartet: Der DAX hat in der vorigen Woche mehr als vier Prozent verloren, der Eurostoxx mehr als drei. Die Korrektur ist also da.

Und zwar relativ heftig: Das in der Vorwoche angedeutete Korrekturpotenzial von 600 Punkten im DAX ist praktisch schon realisiert. Da geht jetzt aber noch mehr. Halbwegs gehalten haben noch die US-Märkte, aber auch dort erwarten Analysten einen Dammbruch. Die Märkte sind einfach schon zu heiß gelaufen. Am Freitag sackten die Indizes an der Wall Street im Eröffnungshandel jedenfalls schon einmal ungewohnt kräftig ab.

Dass die Korrektur heftiger als erwartet ausfällt, hängt auch ein bisschen mit der Nachrichtenlage in der Eurozone zusammen. Vor allem die immer näher rückende definitive Zahlungsunfähigkeit des Europatienten Griechenland macht die Anleger nervös. Und die bekämpfen ihre Nervosität in der Regel eben mit Verkaufsaufträgen. Zumal die meisten von ihnen seit Jahresbeginn beträchtliche Gewinne in den Büchern stehen haben, denen sie jetzt nur ungern beim Dahinschmelzen zusehen möchten.

Die Lawine, die da in Gang gekommen ist, hat naturgemäß eine Reihe von klassischen Stopp-Loss-Markierungen „gerissen“, was der Talfahrt zusätzliche Dynamik gegeben hat. Deshalb ist es jetzt auch eher schwierig vorherzusagen, wo die Lawine letztendlich zum Stillstand kommen wird.

Bis zum Bruch der langfristigen Aufwärtstrends ist allerdings zumindest in den zuletzt in ihrem Übertreibungsmodus sehr steil nach oben gezogenen wichtigen europäischen Indizes noch viel Platz. Wir können also noch immer davon ausgehen, dass wir jetzt keinen Trendbruch erleben, sondern eine gesunde Korrektur, die Platz für neue Anläufe an die Spitze schafft. Die Unsicherheit dürfte aber einige Zeit in den Märkten bleiben, zumal sich die Grexit-Szenarien in den kommenden Wochen verdichten könnten.

In dieser Lage heißt es jetzt, Gewinne abzusichern bzw. (bei kürzerfristigem Anlagehorizont) zu realisieren und in Ruhe auf den Lawinenstillstand zu warten. Die Zeit lässt sich für den Entwurf von Wiedereinstiegsszenarien nützen. Die Korrektur wird ja bei einigen Werten nette Einstiegskurse liefern.

Vorsicht ist da freilich auf dem für uns wichtigen deutschen Markt angesagt. Dort haben jetzt viele Blue Chips ihr Kurspotenzial auf eine Weise ausgereizt, dass sie schon recht kräftig fallen müssten, um wieder attraktiv zu sein.

Ein paar Ausnahmen gibt es allerdings auch. Eine davon ist der an dieser Stelle schon mehrfach besprochene Autohersteller Daimler (ISIN DE0007100000). Dem hat Goldman Sachs in der Vorwoche eine Kaufempfehlung mit Kursziel 110 verpasst. Auch andere Analysten geben der Autoaktie mehr als 100 Dollar. Am Freitag notierte das Papier bei rund 85. Ein bisschen könnte es noch nach unten gehen – dann hätte man perfektes Potenzial.

Eine Überlegung wert wäre auch die im MDax notierte Lichtaktie Osram (ISIN DE000LED4000). Nach einem überraschend guten Quartalsergebnis konnte das Papier sogar am Freitag, als die Farbe Rot auf den Kurszetteln dominierte, ein Plus herausholen. Der Kurs bewegt sich auf sein altes Jahreshoch zu. Durchstößt er die 51-Euro-Marke, wäre das ein Kaufsignal.

In den USA ist die Online-Videothek Netflix (ISIN US64110L1061) derzeit nicht zu bremsen. Trotz des starken Kurssprungs in der vorigen Woche sehen Analysten jede Menge weiteres Potenzial. Am Freitag erhielt die Aktie ein „Outperform“-Rating von FBR Capital Markets mit einem Kursziel von 900 Dollar. Derzeit ist das Papier für rund 570 Dollar zu haben. 900 Dollar ist zwar sehr optimistisch (andere Analysten liegen deutlich darunter), Potenzial dürfte das Papier jedenfalls haben.

Den 27. April müssen sich Apple-Aktionäre (ISIN US0378331005) im Kalender anstreichen. Da legt der zuletzt im schlappen Seitwärtsgang unterwegs gewesene Computerkonzern sein nächstes Quartalsergebnis vor. Die letzten Quartalsergebnisse hatten jedenfalls immer nette Kursimpulse ausgelöst. Wenn die Apple Watch nicht zu viele Probleme macht, könnte es durchaus diesmal auch so sein.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2015)

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