Wie Yahoo von China profitiert

File of the Yahoo logo is shown at the company's headquarters in Sunnyvale
File of the Yahoo logo is shown at the company's headquarters in SunnyvaleREUTERS
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Warum Anleger auf den mörderisch volatilen Märkten jetzt schlechte Karten haben und wie Yahoo von China profitiert.

Für diese Kolumne würde diese Woche genau genommen ein Satz reichen: Man muss nicht immer dabei sein. Zwar ist die vergangene Woche insgesamt an den Börsen recht gut gelaufen, wofür überwiegend der starke Impuls durch bessere Arbeitsmarktdaten aus den USA am Freitag verantwortlich war. In Wien brachte die Woche dem ATX sogar einen moderaten Zuwachs. Aber schwache Nerven dürfen Anleger derzeit nicht haben: Der deutsche DAX etwa schwankte in den vergangenen Handelstagen um 600 Punkte.

Die Seitwärtsbewegung mit sehr hohen Ausschlägen nach oben und unten, die wir seit mehr als einem Monat auf den Märkten sehen, hält also an. In welche Richtung die Börsen aus diesem Kanal ausbrechen werden, trauen sich Analysten derzeit nicht wirklich zu prophezeien.

Es sieht jedenfalls nach einem heftigen Gerangel zwischen Bullen und Bären aus. Die Kurse kommen nach oben nicht recht vom Fleck, weil selbst kleine Gewinne sehr schnell realisiert werden. Auf der anderen Seite sind die Kurse aber auch nach unten relativ gut abgesichert, weil Schnäppchenjäger offenbar sehr schnell wieder zugreifen, wenn der untere Rand des Seitwärtskanals erreicht wird.

Was macht man in einer derartigen Situation? Abwarten, bis sich wieder ein Trend herausbildet. Für Anleger mit sehr langem Anlagehorizont ergibt sich in der derzeitigen Situation, wie schon in der Vorwoche ausgeführt, ohnehin noch kein Handlungsbedarf. Und mittelfristig orientierte riskieren in diesem Schaukelmarkt einfach, sich die Finger zu verbrennen.

Alarmsignale gibt es viele. Und wichtige Player sind derzeit eher auf der negativen Seite. Zumal die US-Notenbankchefin gerade diese Woche wieder gewarnt hat, dass zumindest die US-Börsen überhitzt zu sein scheinen. Wirkliche Kaufsignale gibt es wohl erst wieder, wenn in den Charts die oberen Begrenzungen der Seitwärtsbewegungen nachhaltig durchstoßen werden. In Deutschland wäre das ungefähr die Gegend von 11.800 DAX-Punkten. Wahrscheinlich kann man die nächsten Monate aber überhaupt vergessen.

Wer trotzdem nicht untätig sein will, für den haben Analysten natürlich auch in solchen Zeiten Ratschläge parat. Begeistert ist die Branche derzeit beispielweise vom auch in Österreich produzierenden Chipkonzern Infineon (ISIN DE0006231004). Der hat gute Quartalszahlen und eine noch bessere Prognose abgeliefert. Das hat ihm unter anderem eine Kaufempfehlung von HSBC eingebracht. die Kursziele liegen jetzt zwischen 12,50 und 13 Euro, aktuell notiert das Papier bei rund 11,30. Die Aktie hat von ihrem April-Hoch von 11,98 weg deutlich korrigiert, ist aber jetzt auf dem Weg zurück. Das Potenzial liegt immerhin bei rund 15 Prozent.

Von sich reden macht derzeit noch ein zweiter deutscher Chipkonzern, der an dieser Stelle schon öfter besprochene Apple-Zulieferer Dialog Semoconductor (ISIN GB0059822006). Die Aktie hat vergangene Woche ebenfalls nach sehr guten Quartalszahlen einen Kurssprung gemacht und mit dem Überschreiten des alten Hochs auch ein Kaufsignal generiert. Die Aktie, die seit Jahren verlässlich steigt und eine Zehnjahresperformance von sagenhaften 2120 Prozent aufweist, macht charttechnisch also einen guten Eindruck. Allerdings hat das Papier mit seinem Gewaltsatz die eben erst nach oben korrigierten, bei rund 50 Euro liegenden Analystenkursziele mit mehr als 47 Euro fast schon erreicht.

Das sieht beim beim US-Internethändler Amazon (ISIN US0231351067) deutlich anders aus: Der hat in den USA jetzt ein Kursziel von 600 Dollar verpasst bekommen – bei einem aktuellen Kurs von 432. Sieht nach enormem Potenzial aus. Kurzfristig hat das Papier aber gerade erst nach einer schärferen Konsolidierung gedreht. Da muss der Trend noch bestätigt werden.

Starke Lebenszeichen hat auch die Aktie des US-Internetgiganten Yahoo (ISIN US01609W1027) gegeben. Allerdings im Windschatten des chinesischen Internetriesen Alibaba, an dem die Amerikaner beteiligt sind: Der hat diese Woche nach guten Zahlen einen Kurssprung gemacht, der Yahoo um 3,1 Mrd. Dollar (fast so viel wie der Umsatz der vergangenen drei Quartale) reicher gemacht hat.

Die Analysten haben Yahoo (aktueller Kurs 44,20) mit 50 bis 60 Dollar auf den Kursziellisten. Klingt gut, allerdings hat Yahoo selbst noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2015)

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