Let's make money: VW-Aktie

VW-Aktie: läuft und läuft und läuft . . . Aber wohin?
VW-Aktie: läuft und läuft und läuft . . . Aber wohin?(c) REUTERS (FABIAN BIMMER)
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Warum die Börsen nicht und nicht in Schwung kommen, und wie unterschiedlich Analysten die VW-Aktie einschätzen.

„Sell in May and go away“ – diese alte Börsenweisheit wäre in diesem Sommer wirklich ein guter Tipp gewesen. Vom zweiten Teil des alten Börsenkalauers („don't forget to remember to come back in September“) kann man das freilich nicht sagen: Der Herbst hat an den Börsen ziemlich trüb begonnen, und Schönwetter ist weiterhin nicht in Sicht.

Die Gewinne des ersten Halbjahres sind jedenfalls an allen wichtigen Börsen vollständig ausradiert. Und jede kleine Negativmeldung (wie etwa die etwas schlechter als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten am Donnerstag dieser Woche) lassen alle Anleger sofort wie wild auf den „Sell“-Button drücken. Es ist nicht zu sehen, wie in einer solchen, von Unsicherheit dominierten Stimmungslage ein etwas nachhaltigerer Kursaufschwung zustande kommen sollte. In den USA sagen Börsenexperten zwar schon, dass die Missstimmung unter den Anlegern unterdessen ein Niveau erreicht habe, das in der Vergangenheit immer knapp vor dem großen Rebound aufgetreten sei. Aber verlassen würde ich mich darauf derzeit nicht. Zumal ja auch das konjunkturelle Umfeld nicht gerade dazu anregt, Aktien zu kaufen.

In diesem Umfeld ist die Verunsicherung auch unter Analystenprofis auf ein enormes Niveau geschnellt. Ein Beispiel dafür liefern die jüngsten Einschätzungen der VW-Vorzugsaktie (ISIN DE0007664039), die nach dem Skandal um geschummelte Abgaswerte einen brutalen Absturz von fast 260 auf zuletzt rund 91 Euro hingelegt hat.

Unter normalen Umständen würde man sagen: Sofort kaufen, das war übertrieben. Bei VW ist aber noch vieles im Dunkeln. Und was sagen die Analysten? In den vergangenen Tagen kamen zwei sehr gegensätzliche Analysen auf den Markt: Bernstein schätzt VW mit „Outperform“ und einem Kursziel von 200 Euro ein. Goldman Sachs sagt gleichzeitig „Sell“ mit Kursziel 100 Euro. Im Klartext heißt das alles wohl: Nix genaues weiß man nicht.

In diesem Umfeld bleiben wir bei der seit vielen Wochen aufrechterhaltenen Empfehlung, dem Aktienmarkt vorerst fernzubleiben und dem bunten Treiben von der Seitenlinie aus zuzusehen, bis sich echte Signale für eine Trendumkehr ergeben. Das ist kein Markt für Kleinanleger.
Dieser Absatz gehört eigentlich fett gedruckt, weil er offenbar gern überlesen wird: Im vorigen „Let's make money“ hat sich beispielsweise ein Poster darüber alteriert, wir hätten die Facebook-Aktie empfohlen, und diese sei gleich darauf abgestürzt. Abgesehen davon, dass der Absturz schon zwei Tage vor der Empfehlung geschehen ist und sich die Aktie seither nur wenig bewegt hat: Die „Presse am Sonntag“-Empfehlung hat auch in der vorigen Woche gelautet, dem Markt fernzubleiben. Wir haben nur für alle, die das nicht wollen, unverbindlich ein paar Empfehlungen von Fremdanalysten zitiert. Und das tun wir auch heute.

Mehrere Kaufempfehlungen hat in den vergangenen Tagen die deutsche Wacker Chemie (ISIN DE000WCH8881) abgefangen. Allerdings auch hier mit sehr unterschiedlichen Einschätzungen: Die Deutsche Bank hat das Kursziel auf 110 Euro belassen, was mehr als 50 Prozent Kurspotenzial bedeuten würde, Independent Research hat sein Kursziel (bei erneuerter Kaufempfehlung) auf 90 Euro gesenkt, was „nur“ noch etwas mehr als ein Viertel Kurspotenzial bedeutet. Begründet werden die Empfehlungen mit der im Branchenvergleich recht positiven Geschäftsentwicklung, die die Aktie nach den Kursrückgängen in den vergangenen Monaten deutlich unterbewertet erscheinen lasse.

Weiter geht das Ringen um den Düngemittelkonzern K+S (ISIN DE000KSAG888), das zu einem ständigen Auf und Ab des Kurses führt. Wie berichtet will der kanadische Konkurrent Potash of Saskatchewan K+S übernehmen. Der deutsche Konzern hat alle bisherigen Angebote als nicht ausreichend zurückgewiesen, angeblich wird jetzt aber wieder über Details des möglichen Deals verhandelt. Kommt der Deal zustande, dann könnten Aktionäre mit einem Kurs von 42 bis 45 Euro rechnen. Die DZ-Bank tippt beispielsweise auf 45 Euro. Vom derzeitigen Kurs von rund 31 Euro aus sieht das nach einem schönem Potenzial aus. Platzt der Deal, wird die Angelegenheit freilich zäh.
Independent Research stuft auch den Maschinenbauer GEA Group (ISIN DE0006602006) als Kauf ein. Kursziel: 42 Euro. Aktueller Kurs: rund 34. Der Chart sieht allerdings nicht berauschend aus.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2015)

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