Die Liebhaberaktie Ferrari

USA FORMULA ONE GRAND PRIX
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Was die Kursexplosion der vergangenen Woche ausgelöst hat und warum Ferrari nur eine Liebhaberaktie ist.

Die EZB (unverändert De-facto-Nullzins) und die chinesische Notenbank (Zinssenkung) haben die Börsen ab Donnerstag regelrecht entfesselt. Die Stimmung hat völlig gedreht und auch charttechnisch sind wichtige Indizes – etwa der deutsche DAX – aus den lähmenden Seitwärtskanälen ausgebrochen. Damit sind die Märkte erstmals seit Langem wieder im Kaufmodus. Allerdings hat die heftige Kursexplosion von Donnerstag und Freitag einen größeren Teil des kurzfristigen Aufwärtspotenzials schon aufgefressen.

Das Börsenereignis der vergangenen Woche war zweifellos der Börsengang des legendären italienischen Sportwagenherstellers Ferrari (ISIN NL0011509302). Seit der Fiat-Chrysler-Fusion und der damit verbundenen Verlegung des steuerlichen Firmensitzes nach Amsterdam eigentlich ein holländisches Unternehmen, wie man an der ISIN unschwer ablesen kann, aber wir wollen nicht so pingelig sein.

Dass wir Ferrari hier erst nach dem Börsengang besprechen, hängt mit unserer Empfehlung zusammen, IPOs, besonders überzeichnete, strikt zu meiden. Die Zuteilung für Privatanleger ist meist, wenn es überhaupt eine gibt, äußerst mickrig. Und wenn man die fehlenden Stücke unlimitiert am Eröffnungstag ordert, läuft man meist ins Kursmesser.

Das war auch bei Ferrari nicht anders: Wer zur Eröffnung geordert hatte, bekam das mit 52 Dollar ausgegebene Papier für 60 Bucks – und so viel hat die Aktie seither nicht mehr gesehen. Ein Verlust gleich am Eröffnungstag ist nicht gerade das, was einen Privataktionär nach vorn bringt.

Aber soll man jetzt zuschlagen? Wenn man die Aktie als Fanartikel betrachtet oder sich als Mit-Arbeitgeber von Herrn Vettel fühlen möchte, ja. Wenn man damit langfristige Kursgewinne im Auge hat, eher nicht. Für die Aktie sprechen die starke Marke und der Glorienschein des Rennpferds aus Maranello. Dagegen spricht, dass das natürlich im IPO-Pricing schon enthalten ist und die Aktie, nun, sagen wir: ziemlich sportlich gepreist wurde. Da steckt viel Wachstumserwartung drin, die der Sportwagenhersteller nicht wird liefern können, wenn er seine Exklusivität bewahren will. Kann durchaus sein, dass man die Aktie noch billiger bekommt. Beziehungsweise, dass sich Bereits-Aktionäre beim Verkauf so fühlen werden wie jene, die einen Ferrari gebraucht verkaufen wollen.

Ein bisschen genauer hinsehen sollte man jetzt wieder bei unserer Staraktie der vergangenen Jahre, die in diesen Monaten freilich ordentlich geschwächelt hatte: Apple (ISIN US0378331005) zieht plötzlich wieder die Aufmerksamkeit der Analysten auf sich. Grund dafür sind Spekulationen um ein stark verbessertes iPhone7, das im zweiten Halbjahr 2016 auf den Markt kommen könnte. Dazu werden Umfragen aus den USA zitiert, wonach sich die ohnehin nicht langen Zeiträume, in denen iPhone-Besitzer auf neue Modelle umsteigen, noch verkürzen werden. Beides sollte der in den vergangenen Monaten ins Schnaufen geratenen Apple-Aktie wieder auf die Beine helfen. Jüngste Analysen sehen jedenfalls enormes Potenzial.

Die kanadische Canaccord Genuity hat dem Papier eine Kaufempfehlung mit Kursziel 162 Dollar verpasst, Piper Jaffrey sah das Ziel kürzlich sogar bei 172 Dollar. Derzeit notiert Apple in der Gegend von 119. Sollten die Kursziele nur einigermaßen eintreffen, dann winken also recht nette Gewinne.

Die Wende geschafft hat offenbar der chinesische Internethändler Alibaba (ISIN US01609W1027), der hierzulande, wie man an der ISIN ablesen kann, als amerikanisches Aktienzertifikat gehandelt werden kann. Die China-Aktie hat ein Kaufsignal generiert und in der Vorwoche eine Reihe von Kaufempfehlungen mit Kurszielen zwischen 82 und 110 Dollar ausgefasst. Zurzeit notiert das Zertifikat in der Gegend von 75. Da gibt es wohl Luft nach oben.

Nicht zu bremsen ist derzeit der Internet-Händler Amazon.com (ISIN US0231351067). Nachdem der Konzern am Freitag für das dritte Quartal einen satten Gewinn statt des erwarteten leichten Verlusts gemeldet hatte, schoss die Aktie in New York vorbörslich um rund zehn Prozent auf 620 Dollar hoch. Das ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. US-Analysten zeigen sich relativ euphorisch für die weitere Performance. Kaufempfehlungen kamen am Freitag unter anderem von Morgan Stanley, Goldman Sachs und Stifel, die Kursziele liegen zwischen 750 und 760 Dollar.

josef.urschitz@diepresse.com

www.diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2015)

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