Rohstoffe sind heuer erste Investorenwahl

A view at the ENAMI's (National Mining Company) copper cathodes plant at Tierra Amarilla town, near Copiapo city
A view at the ENAMI's (National Mining Company) copper cathodes plant at Tierra Amarilla town, near Copiapo cityREUTERS
  • Drucken

Kupfer, Gold, Rohöl & Co. sind plötzlich sehr ertragreiche Asset-Klassen. Fundamentale Gründe dafür gibt es kaum.

Es ist noch nicht allzu lang her, da waren durchaus ernst zu nehmende Analysten mit Horrorszenarien unterwegs: Gold unter 1000 Dollar je Feinunze, ein Ölpreis unter 20 Dollar je Barrel, Industriemetalle auf lang nicht mehr gesehenen Tiefständen.

Seit ein paar Wochen haben wir aber ein völlig anderes Bild: Gold haussiert, der Ölpreis hat von seinen Tiefs schon wieder rund 20 Prozent gutgemacht, Kupfer- und Platincharts zeigen plötzlich steil nach oben.

Anders gesagt: Während Aktienindizes seit Jahresbeginn herbe Verluste aufweisen, war mit Rohstoffen heuer schon viel Geld zu verdienen. Und mit Aktien der Rohstoffproduzenten noch viel mehr (siehe oben stehende Geschichte). Die gehören mitten in turbulenten Aktienmärkten ja zu den ertragreichsten Asset-Klassen des Jahres.

Was ist da los? Normalerweise deuten stark steigende Rohstoffpreise auf einen bevorstehenden globalen Konjunkturaufschwung hin, denn die Börse spielt da immer eine Vorläuferfunktion. Davon sieht man in der Realwirtschaft, in der Sentiment-Daten und Konjunkturprognosen noch immer nach unten deuten, aber nichts.

Tatsächlich gehen auch Marktbeobachter davon aus, dass es sich noch nicht um die Vorboten eines neuen konjunkturellen Frühlings handelt, sondern dass da eine Reihe von Sonderfaktoren am Werk ist. Beim Gold etwa spielt die zunehmende Unsicherheit über die Stabilität der wichtigsten Währungen (verstärkt durch die seltsame Diskussion über ein mögliches Bargeldverbot und stark negative Zinsen) eine enorme Rolle. Da blitzt jetzt wieder die Krisenmetallfunktion durch. Tatsächlich sind die Zuflüsse in Goldfonds zuletzt stark gestiegen, und auch der Goldmünzenverkauf boomt wie selten zuvor.

Beim Rohöl wiederum haben zumindest verbal vorgetragene Absichten der großen Produzentenländer, die herrschende Überförderung abzubauen, für eine Verunsicherung der hier sehr aktiven Shorties geführt.

In der Realität waren diese Short-Anleger, die auf Verfall der Preise spekulieren, nicht unerheblich an den relativ heftigen Rohstoff-Preisanstiegen der vergangenen Wochen beteiligt: Die sind von der kleinen Trendwende auf dem falschen Fuß erwischt worden und müssen sich nun eindecken, was den Absatz und damit den Kurs der betroffenen Aktien treibt. Strukturell ist der Rohstoffsektor noch nicht saniert, aber die Eindeckungsrallye wird wohl noch eine Zeit lang anhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.