Daimler brilliert auch ohne Kurssprünge

Daimler CEO Zetsche poses prior to Daimler annual shareholder meeting in Berlin
Daimler CEO Zetsche poses prior to Daimler annual shareholder meeting in BerlinREUTERS
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Warum Privataktionäre derzeit keine Eile mit Einstiegsszenarien haben und Daimler auch ohne Kurssprünge brilliert.

Die kleine Gegenbewegung am Freitag kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Märkte nach wie vor in ziemlich schwierigem Terrain unterwegs sind. In Europa lagen die wichtigsten Indizes zum Wochenschluss jedenfalls durch die Bank unter den Eröffnungswerten vom Montag. In den USA lagen sie nach einer heftigen Berg- und Talfahrt leicht darüber. Insgesamt tendieren die Indizes also weiterhin unter teils heftigen Ausschlägen seitwärts. Womit die in der Vorwoche angekündigte Richtungsentscheidung immer noch auf sich warten lässt.

Bevor sie nicht gefallen ist, sind die Börsen weiter ein gutes Spielfeld für Kurzfristtrader, aber ein ziemliches Minenfeld für Langfristanleger auf der Suche nach einem günstigen Einstiegszeitpunkt. Besondere Vorsicht ist also weiterhin angesagt.

Die ausstehende Richtungsentscheidung könnte auch mit dem Zuwarten auf valide Daten zu tun haben. Die könnten bald kommen, denn in den nächsten Tagen geht die Berichtssaison für das erste Quartal los. Da wird sich rasch zeigen, ob das aktuelle Bewertungsniveau gerechtfertigt ist. Vom Umfeld her kommen jedenfalls keine besonders guten Signale. Am Donnerstag beispielsweise hat die Welthandelsorganisation WTO ihre Prognose für den Welthandel ziemlich drastisch um mehr als Viertel zusammengestutzt. Der Welthandel wird demnach zwar auch heuer um rund 2,8 Prozent wachsen, aber doch viel langsamer als bisher angenommen. Auf einen großen konjunkturellen Aufschwung, der die Unternehmensgewinne in luftige Höhen treiben könnte, deutet das jedenfalls nicht hin. Zudem kommen Signale, dass die US-Notenbank Fed bei den geplanten Zinserhöhungen erneut auf die Bremse steigen könnte. Das Umfeld ist jedenfalls schwierig.

Wobei: In den USA läuft es derzeit an der Börse deutlich besser als in Europa. Allerdings gibt es hier branchenspezifisch gewaltige Unterschiede. Stars sind heuer, wie schon berichtet, die Goldminenaktien, die den Goldpreisaufschwung sozusagen gehebelt nachvollziehen. Im Schnitt waren mit US-Goldminenaktien seit Jahresbeginn gut 50 Prozent Rendite zu holen. Auch Versorger- und Telekomtitel (jeweils rund 13 Prozent plus) haben heuer schöne Renditen gebracht.

Der Rest ist allerdings eher zu vergessen. Und mit Bank- und Pharmaaktien hat man an den US-Börsen heuer schon recht ordentlich, nämlich um je 13 Prozent, verloren.

Die Konklusio: Mit gutem Stock Picking ist man auch in diesem schwierigen Markt dabei. Privatanleger haben derzeit, in einem schwankenden Seitwärtsmarkt ohne absehbare Ausbruchsrichtung, keine Eile. Am besten schaut man sich das von der Seitenlinie aus an.

Dabei gibt es durchaus auch euphorische Analystenstimmen. Die Baader Bank beispielsweise hat diese Woche eine Kaufempfehlung für Daimler (ISIN DE0007100000) mit Kursziel 90 Euro abgegeben. Das wäre, bezogen auf den derzeitigen Kurs, ein Potenzial von 50 Prozent. Scheint kurzfristig ein bisschen illusorisch zu sein, zumal der Mercedes-Hersteller charttechnisch ein wenig angeschlagen wirkt. Aber beim aktuell gedrückten Kurs von knapp 60 Euro kann man bei Daimler wenig falsch machen, zumal eine Dividendenrendite von mehr als sechs Prozent über kurzfristige Kursdellen durchaus hinwegtrösten kann.

Um den schon in der Vorwoche besprochenen LED-Zulieferer Aixtron (ISIN DE000A0WMPJ6) hält die wilde Gerüchtewelle an. Offenbar dürfte ein chinesischer Kaufinteressent ernsthaftes Interesse an einer Übernahme haben, was den Kurs in dieser Woche weitergetrieben hat. Analysten nennen unterdessen Kursziele in der Gegend von acht Euro, was einer Beinahe-Verdoppelung gleichkäme. Aber Vorsicht: Fundamental hat Aixtron derzeit nicht allzu viel zu bieten. Sollten sich die Verkaufsgerüchte als haltlos erweisen, dann geht es schnell wieder in den Keller.

In den USA haben Aktien des Social Network Facebook (ISIN US30303M1027) in dieser Woche ihr bei knapp 116 Dollar liegendes Allzeithoch geknackt, dabei freilich die Latte gerissen. Der kleine Rücksetzer ändert am grundsätzlich positiven Chartbild aber nichts. Wenn die Facebook-Aktie im nächsten Anlauf die 116 Euro überspringt, könnte der Weg in Richtung 130 Dollar frei sein. Das Papier hat jedenfalls noch einiges an Potenzial zu bieten.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2016)

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