Börse: Ein Biss in den Apple

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Warum man jetzt ruhig in den Apple beißen kann, chinesische Solaraktien glänzen – und das Börsenparkett rutschiger wird. Der Börsenaufschwung könnte auf einer „Missinterpretation der Konjunkturdaten“ beruhen.

Die Börsen sind ins neue Jahr mit einem richtigen Kursfeuerwerk gestartet, aber das muss nicht so bleiben. Spannend könnte es im Frühjahr werden, wenn die Amerikaner einen ersten Zinsschritt nach oben setzen. Derzeit werden die Aktienmärkte ja nicht zuletzt durch das Fast-gratis-Geld der Notenbanken befeuert. Ende März will die US-Notenbank Fed ihre Anleihenankaufsprogramme zurückfahren, was de facto einer Zinserhöhung gleichkommt. Dann schlägt an den Börsen die Stunde der Wahrheit.

So dick, wie es jetzt der sehr erfolgreiche kanadische Hedgefondsmanager Eric Sprott prophezeit, dürfte es aber auch nicht kommen: Er sagt voraus, dass der amerikanische S&P-500-Index, der seit vergangenem März um 66 Prozent gestiegen ist, um über 40 Prozent und damit unter den Tiefstand vom März 2009 abstürzen wird.

Ein bisschen übertrieben, wie gesagt. Aber mit seiner Begründung hat der Amerikaner recht: Der Börsenaufschwung der vergangenen Monate könnte zumindest teilweise tatsächlich auf einer „Missinterpretation der Konjunkturdaten“ beruhen. Der nur sehr schwache und von staatlichen Konjunkturprogrammen befeuerte Konjunkturaufschwung werde von den Börsianern dramatisch überschätzt, ergo seien die Kurse zu hoch.

Wir stellen uns also vorsichtshalber auf eine Korrektur im ersten Halbjahr ein, lassen aber die Gewinne bis dahin einfach laufen. Wer die an dieser Stelle immer wieder gepredigte Methode beherzigt, strikte Stop-Loss-Limits nach oben mitzuziehen und bei deren Verletzung rigoros zu verkaufen, den lassen starke Kursabschwünge relativ kalt. Er ist ja nicht dabei.

Kann man aber jetzt noch einsteigen? Durchaus. Ein paar Prozent sind bis zur möglichen Korrektur jedenfalls noch drin. Ansehen könnte man sich beispielsweise Papiere aus dem derzeitigen Technologie-Sell-off in den USA. Dort wurden in den ersten Tagen des Jahres Technologieaktien, die im Vorjahr besonders stark gestiegen waren, in großem Stil abverkauft. Einige waren aber stark genug, die Abverkaufswelle fast unbeschadet zu überstehen. Der Computerhersteller Apple(ISIN US0378331005) beispielsweise hat sich – trotz eines Zuwachses von mehr als 100 Prozent im vorigen Jahr – sehr gut gehalten und bietet sich durchaus als Kauf an. Barclays hat das Kursziel für den „Apfel“ in der vorigen Woche von 236 auf 260 Dollar angehoben. Bei einem derzeitigen Kurs von knapp über 210 Dollar ist da nach oben hin also einiges an Luft.

Fundamental sprechen für Apple zwei Argumente: das Kult-Smartphone iPhone und die Gerüchte um die Markteinführung eines Tablet-PC. Beides gilt als Kurstreiber. Der Smartphone-Erfolg hat weitreichende Auswirkungen auf das Geschäft: iPhone-Besitzer greifen neuerdings auch vermehrt zu den PCs und Notebooks von Apple, deren Marktanteil bisher eher überschaubar war.

In Deutschland ist jetzt der Düngemittelhersteller K+S(ISIN DE0007162000) ordentlich in Fahrt gekommen. Das liegt nicht nur am Wintereinbruch (K+S ist Streusalzproduzent), sondern auch an wiederaufgeflammten Übernahmegerüchten. Die Aktie hat in der vorigen Woche Kaufempfehlungen (unter anderem von Merrill Lynch) bekommen. Nach dem vorwöchigen Höhenflug ist das Papier allerdings schon verdächtig nahe an seinem kurzfristigen Kurspotenzial. Ein spekulativer Einstieg ist also nur mit sehr strikter Verlustbegrenzung (falls es doch in die falsche Richtung geht) ratsam.

Aufgehellt hat sich die Stimmung auch für Solaraktien. Die (zuletzt gestiegenen) deutschen Werte – etwa Solarworld(ISIN DE0005108401) oder Q-Cells(ISIN DE0005558662) – sind aber weiterhin problematisch, weil sich an deren grundsätzlichen Problemen (hohe Produktionskosten in Deutschland und Unklarheiten über das künftige Niveau der Solarförderung) nichts geändert hat.

Anders sieht es bei chinesischen Solarwerten aus. Die notieren nach Kursexplosionen auf das bis zu Fünffache zwar schon in sehr dünner Luft, haben nach Ansicht von Experten aber trotzdem noch deutliches Potenzial. Besonders Yingli Green Energy(ISIN US98584B1035) und Suntech Power(ISIN US86800C1045) sehen gut aus. Allerdings: Den chinesischen Aktienmarkt sollte man parallel dazu im Auge haben. Denn der sieht schon ein wenig nach Blase aus.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2010)

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