Let's make money: Griechische Aktien abstoßen

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Warum man griechische Aktien noch vor dem Sommer abstoßen sollte, die LED-Branche aber für leuchtende Kursgewinne gut ist.

Griechenland hält mit seinen täglichen Hiobsbotschaften nicht nur Anleihezeichner auf Trab. Auch die Halter griechischer Aktien sollten sich langsam überlegen, was sie mit ihren Papieren zu tun gedenken. Viele werden es hierzulande ja nicht sein. Aber der kurze, heftige Kursaufschwung nach der Verkündung des EU-Hilfspakets könnte doch einige risikofreudigere Anleger dazu gebracht haben, kurzfristiges Glück an der Akropolis zu suchen.

Das hat man als österreichischer Anleger sinnvollerweise über das Auslandssegment der Frankfurter Börse gemacht. Denn in Athen direkt an der Börse zu investieren war – und ist – relativ umständlich und mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden.

In Frankfurt mehren sich jedoch die Hinweise darauf, dass die Griechenland-Aktien sehr bald aus den Kurslisten verschwinden werden. Der Grund ist die Einführung einer Kapitalertragsteuer auf Kursgewinne und Dividenden, die mit zum Abbau des gewaltigen Staatsdefizits beitragen soll.

Das wäre noch kein Beinbruch, aber in einem Land, in dem jeder vierte Beschäftigte dem Staat dient, muss zwecks Arbeitsbeschaffung natürlich alles ordentlich durchbürokratisiert werden. Die Griechen werden also ab Juli von allen ausländischen Besitzern griechischer Aktien (maßgeblich ist die griechische Wertpapierkennnummer) Wohnsitzzertifikate verlangen. Und von den Sammelstellen, die diese Aktien verwahren, die Einrichtung spezieller Konten.

Das wird sich keine Bank antun, weshalb der Handel mit griechischen Aktien in Frankfurt wahrscheinlich ab 1. Juli Geschichte sein wird. Der Branchendienst „Börse-Online“ zitiert jedenfalls aus einem Schreiben der deutschen Wertpapierbank Baader Bank an ihre Großkunden, in dem es heißt, dass „ab 1. Juli 2010 kein direkter Handel mit griechischen Wertpapieren von Deutschland aus möglich“ sein wird.

Die verbliebenen stolzen Besitzer griechischer Papiere sollten sich also überlegen, bis dahin einen günstigen Austiegszeitpunkt zu suchen. Danach werden sie nur noch mit hohen Spesen aus ihren Engagements herauskommen.

Erfreuliches ist vom Rest der Börsenwelt zu berichten. Die Märkte haben sich zu Beginn der neuen US-Berichtssaison recht passabel gehalten und durchwegs leicht zugelegt. Zumindest bis zum freitägigen Durchhänger nach den Betrugsvorwürfen gegen Goldman Sachs. Und immerhin drei der vorwöchigen „Presse am Sonntag“-Empfehlungen (Veeco Instruments, Palm und Singulus) haben den Markt recht deutlich geschlagen. Und es spricht wenig dagegen, dass die gute Stimmung noch eine Zeit lang anhält. Zumal sich im Technologiebereich immer wieder profitable Nischen auftun. Eine davon ist der Sektor der LED-Technik, dem (weit über die derzeitigen Anwendungsgebiete wie Computer- oder TV-Bildschirme hinaus) gewaltiges Entwicklungspotenzial nachgesagt wird. Einer der Technologieführer dort ist die amerikanische Cree Inc.(ISIN US2254471012), die neuerdings auch jedes Portefeuille zum Leuchten bringt. Der Wert gehört mit einem Jahreskursplus von 202 Prozent (46 Prozent allein seit Jahresbeginn) zu den Kurskaisern an der Nasdaq. Ist aber noch lange nicht ausgereizt. Der derzeit etwas über 80 Dollar gehandelte Wert ist derzeit mit kurzfristigen Analystenkurszielen um die 100 Dollar versehen. Das ist durchaus realistisch und bietet damit ein kurzfristiges Potenzial von rund 25 Prozent.

Ähnlich stark unterwegs ist das US-Unternehmen Powersecure(ISIN US73936N1054), dessen Kernkompetenz zwar der Bereich „Smart-Grid“ (intelligente Stromverbrauchssteuerung) ist, das aber zwei sehr rasch expandierende LED-Töchter (davon eine gerade erst erworben) besitzt. Die Aktie hat auf Jahresbasis zwar eine Kurssteigerung von über 150 Prozent hingelegt. Die Gewinnerwartungen steigen aber fast ebenso schnell. Fazit: Auf Basis der Gewinnerwartungen liegt das KGV mit rund 16 für einen Technologiewert außerordentlich niedrig, das Papier ist nach landläufigen Begriffen also billig zu haben. Das wird aber wohl nicht mehr lange so sein, denn solche Perlen bleiben selten unentdeckt.

Weil wir gerade bei Technologieaktien sind: Der „Presse am Sonntag“-Tipp, bei Suchmaschinen vorerst die chinesische Baidu-Aktie dem amerikanischen Google-Papier vorzuziehen, hat sich als richtig herausgestellt: Baidu hat seit der Empfehlung schon recht schön zugelegt, Google hat zuletzt dagegen mit seinen Zahlen und der nicht ganz schlüssigen China-Strategie ein wenig enttäuscht. Analysten sind sich aber darin einig, dass Google damit noch nicht aus dem Radar der Anleger verschwinden sollte: Der starke Rücksetzer am Freitag (nach der Veröffentlichung der Zahlen) kann durchaus auch als Gelegenheit gesehen werden, günstig zuzukaufen. Kurzfristig würde ich aber trotzdem Baiduden Vorzug geben. Die jüngsten Kursziele von rund 720 Dollar scheinen in Reichweite zu bleiben.

Wer lieber „näher“ investiert und den Fokus auf Blue Chips legt, könnte sich jetzt den deutschen Reifenkonzern Continental(ISIN DE0005439004) näher anschauen. Der Autozulieferer schafft heuer die Wende in die Gewinnzone und hat auch recht gute weitere Aussichten. Das Erstausrüstungsgeschäft profitiert vom deutlichen Anziehen der Autonachfrage, auch im Ersatzgeschäft zeigt sich eine deutliche Belebung. Das schlägt sich sichtbar in der Kursentwicklung nieder.

Als zusätzlicher Turbo wirken derzeit ein paar Analystenhochstufungen. Die Analyseprofis hatten den Turnaround selbst eindeutig unterschätzt und haben ihre zu tief gegriffenen Einschätzungen nun korrigiert. Die Deutsche Bank hat ihr Kursziel für die zuletzt schon mit rund 40 Euro notierende Aktie von 35 auf 42 Euro angehoben, aber die Einschätzung „Hold“ belassen. Tiefer in die Kiste hat die Schweizer Großbank UBS gegriffen: Sie hat am Freitag eine Kaufempfehlung ausgesprochen – und das Kursziel auf 55 Euro hochgeschnalzt. vom derzeitigen Niveau aus sind das deutlich mehr als 30 Prozent Mittelfristpotenzial. Die Aktie hat die Nachricht auch gleich mit einem Freudenkurssprung aufgenommen. Auch wenn die Autoindustrie unter Anlegern derzeit insgesamt als nicht sehr „sexy“ gilt: Da kann man ruhig zugreifen.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2010)

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