Der Osten wirtschaftet ineffizient

Der Rohstoffverbrauch bezogen auf die Wirtschaftsleistung ist in Mittel- und Osteuropa fünfmal so hoch wie in der EU.

BRÜSSEL/WIEN (ku). Die Art und Weise, wie die Beitrittsstaaten mit Rohstoffen - von Erdöl über Metalle bis zur Biomasse - umgehen, ist sehr ineffizient. Laut einer Studie der EU-Kommission ist der Ressourcen-Verbrauch bezogen auf die Wirtschaftsleistung im Osten fünfmal so hoch wie in den EU-Staaten. "Es wird außerordentliche Anstrengungen erfordern, um bei der Produktivität von Ressourcen das EU-Niveau zu erreichen", schließen die dänischen Studienautoren aus den Daten.

In Zahlen: Pro Tonne Rohmaterial werden in Mittel- und Osteuropa 230 Euro erwirtschaftet, in der EU sind es im Durchschnitt knapp 1200 Euro. Der Produktivitäts-Unterschied wurde in den vergangenen Jahren tendenziell größer.

Allerdings gibt es auch positive Dinge beim Umgang mit den kostbaren Rohstoffen zu vermelden - auch wenn diese vor allem eine Folge des niedrigeren Entwicklungsstandes sind: Zum einen liegt der Ressourcen-Verbrauch in den Beitrittsländern mit 11,1 Tonnen pro Kopf um ein Drittel niedriger als in der EU. In den 15 EU-Staaten konsumiert ein fiktiver Bürger pro Jahr 16,8 Tonnen Rohmaterialien. Nur Polen und Estland liegen deutlich über dem EU-Schnitt.

Zum anderen ist der Anteil an erneuerbaren Rohstoffen in Mittel- und Osteuropa mit 40 Prozent oder 4,5 Tonnen je Kopf höher als in der EU, wo er bei 26 Prozent oder 4,3 Tonnen je Nase liegt.

Die Rohstoffimporte sind in Osteuropa im Laufe der 90er Jahre um gut ein Viertel auf 1,9 Tonnen pro Kopf gewachsen. Die höchste Steigerungsrate wiesen dabei aber nicht wie man vermuten könnte Erdölprodukte, sondern Halbfertigprodukte und Biomasse auf.

Ebenso wie in allen anderen Industrieländern - wenn auch verspätet - kam es in den 90er Jahren zu einer Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch. Zwischen 1992 und 1999 ist das BIP um mehr als 30 Prozent gestiegen, der Rohstoff-Einsatz hingegen nur um knapp zehn Prozent.

Die künftige Entwicklung ist laut den Studienautoren derzeit nicht absehbar. Die Frage sei, ob die Beitrittsländer dem Beispiel Italiens oder Großbritanniens folgen können, die beim Rohstoffverbrauch weit unter dem EU-Durchschnitt liegen. Oder ob sie im Laufe der Entwicklung ebenso abhängig von Rohstoffen werden wie etwa Belgien oder Dänemark - wo pro Kopf mehr als 30 Tonnen Rohmaterialien verbraucht werden.

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