Energie: Patriciu „vergaß“ Information – und verdiente Millionen damit

Der Verkauf von 75 Prozent der Rompetrol an den kasachischen Energieriesen KazMunaiGaz wird wegen Insiderhandels untersucht.

BUKAREST/WIEN (p. m.). Ursprünglich wollte der umstrittene rumänische Politiker-Geschäftsmann Dinu Patriciu höchstens jene 25 Prozent an der Rompetrol-Holding verkaufen, die er nach dem Umstieg der OMV zur Petrom übernommen hatte. Jetzt ist er zum Minderheitsaktionär in „seinem“ Konzern geworden.

Und ist mit einem Verfahren konfrontiert, an dessen Ende eine Anklage wegen Insiderhandels stehen könnte, berichtet die Zeitung „Business Standard“. Patriciu und der staatliche kasachische Energieriese KazMunaiGaz hatten den Vertrag über den Verkauf von 75 Prozent der Rompetrol-Holding – Wert des Deals: 1,98 Mrd. Euro – am vergangenen Freitag unterzeichnet. Patriciu bleibt Vorsitzender des Aufsichtsrats, dessen Mehrheit die Kasachen stellen werden. Die Geschäfte selbst sollen paritätisch geführt werden.

Was beide Seiten unterließen, war eine Information der Bukarester Börse, an der drei Töchter der Rompetrol-Gruppe notiert sind. Die Börse erfuhr vom Verkauf am Montag aus dem Informationsdienst PR Newswire und ordnete die Einstellung des Handels mit Aktien der drei Rompetrol-Töchter um 13.22 Uhr an. Zu diesem Zeitpunkt hatten diese im Schnitt um 17 Prozent oder 233 Mio. Euro zugelegt. Die Gruppe verdiente damit 176,3 Mio. Euro.

Rompetrol betonte, „alle gültigen Verordnungen eingehalten“ zu haben, einschließlich der Informationspflicht gegenüber der Börse und der Finanzmarktaufsicht. Letztere bestritt, vor der Meldung von PR Newswire informiert worden zu sein. PR Newswire versicherte, die Meldung „von dritter Seite“ bekommen zu haben, deren Identität nicht aufgedeckt werde.

Fuß in Europa

KazMunaiGaz versucht seit längerer Zeit in Europa Fuß zu fassen. Der kasachische Konzern hat sich schon um die Privatisierung der tschechischen Unipetrol und der litauischen Mazeikiu Nafta beworben – beides erfolglos. Gegenwärtig wird mit der kroatischen INA über ein Gemeinschaftsunternehmen zur Vermarktung kasachischen Öls verhandelt. KazMunaiGaz kontrolliert ein Drittel der Ölproduktion des Landes am Kaspischen Meer, das hinter Russland die Nummer zwei der post-sowjetischen Ölförderer ist.

Kasachstan hat gerade von sich reden gemacht, weil es wie berichtet wegen angeblicher Umweltvergehen gegen die italienische ENI ermittelt und die Arbeiten von deren Konsortium am riesigen Kaschagan-Ölfeld gestoppt hat. In dessen Nähe wurde Anfang August der Bau des bisher größten Petrochemie-Komplexes des Landes um etwa 3,8 Mrd. Euro gestartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2007)

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