Arme Reiche: Ein kroatischer „Tycoon mit Herz“

Ivica Todoric ging den Weg vom Blumenverkäufer zum reichsten Mann Kroatiens.

Zagreb/Wien. Superlative beschreiben Ivica Todoric am besten: Mit einem Vermögen von rund 620 Mio. Euro gilt er als reichster Kroate, vor kurzem wurde er zum kroatischen Manager des Jahres gewählt. Sein Konzern Agrokor ist mit 31.000 Angestellten die größte Privatfirma in Kroatien.

Dabei ist die Karriere von Ivica Todoric untypisch für die Umbruchzeit in Osteuropa. Er ist einer der wenigen Kroaten, die ihren Reichtum nicht über Nacht nach dem Fall des Kommunismus aufgebaut haben. Schon 1979, nach seinem Wirtschaftsstudium in Zagreb, gründet er eine Gärtnerei und Blumenhandlung. Todoric wird Marktführer im ehemaligen Jugoslawien und weitet die Geschäfte auf den Import und Export von Getreide, Obst und Gemüse aus. 1989 gründet er Agrokor. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit Kroatiens hat Todoric schon tausend Angestellte.

Innerhalb weniger Jahre übernimmt er verschiedene Lebensmittelhersteller im Land, auch die Supermarktkette Konzum, heute die größte in Kroatien. Der Geschäftsmann investiert darauf hin verstärkt im Ausland, übernimmt die ungarischen Fabriken Baldauf (Eis) und Fonyódi (Mineralwasser) und in Bosnien-Herzegovina Kiseljak (Mineralwasser). In Serbien kauft TodoricFrikom (Eis) und Dijamant (Öl). Er kooperiert mit dem reichsten Serben Miroslav Miskovic, Inhaber der Delta Gruppe, und eröffnet den größten Supermarkt in Belgrad. Die (Teil)Fusion der Delta mit Agrokor scheint derzeit gescheitert zu sein. Im Juni 2006 verkauft Todoric 8,33 Prozent seiner Anteile an Agrokor an die europäische Entwicklungsbank EBRD. 110 Mio. Euro Kaufpreis sollten die Bilanz der Firma nach den Akquisitionen aufbessern.

Expansion in die Türkei

Seine humanitären und sozialen Aktivitäten haben ihm den Beinamen „Tycoon mit Herz“ eingebracht. Vor kurzem schenkte er einem armen Mitarbeiter, der acht Kinder hat, ein Haus. In Zagreb lässt er verkommene Kinderspielplätze neu errichten.

Ende der 90er Jahre hat Todoric der Grafenfamilie Kulmer die Ruine ihres ehemaligen Schlosses und 55.000 Quadratmeter Umland abgekauft. Das 1945 abgebrannte Schloss wurde originaltreu nachgebaut und im Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet. Die Investition hat 2,7 Mio. Euro verschlungen. Das Schloss ist heute sowohl Firmensitz von Agrokor als auch Domizil von Todoric' Großfamilie. Zu dieser gehören zwei Söhne, eine Tochter und ihre Familien.

Alle Kinder arbeiten in führenden Positionen für Agrokor. Der Konzern solle in Familienbesitz bleiben und zum „globalen Spieler“ aufsteigen, fordert Todoric. Erstes Ziel wäre die Übernahme der größten türkischen Supermarktkette Migros Türk. Migros macht mit 900 Standorten in der Türkei, Russland, Bulgarien und den kaspischen Ländern 2,7 Mrd. Euro Jahresumsatz. Todoric will „Milliarden von Euro“ aufbringen, auch durch einen Börsegang von Agrokor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2008)

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