Energie: OMV wollte mit Gazprom in Rumänien landen

(c) APA (Robert Jaeger)
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Bei der Übernahme der rumänischen Petrom hätte OMV zu gern mit Gazprom paktiert. Doch die Russen wollten das ganze rumänische Gas für sich. Also wählte OMV den Alleingang.

BUKAREST/WIEN (p. m.). Der rumänische Energiekonzern Petrom wäre um ein Haar zum Bindeglied für eine Verschränkung zwischen der OMV und dem russischen Gasmonopolisten Gazprom geworden.

Die rumänische Zeitung „Evenimentul Zilei“ enthüllte dieser Tage einen Briefwechsel zwischen OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer und Gazprom-Vize Alexander Medwedjew, wonach 2003 ein Konsortium zur Übernahme von Petrom gegründet werden sollte. OMV-Kommunikationschefin Bettina Gneisz bestätigte die damaligen Überlegungen, doch habe die OMV dann schnell beschlossen, sich allein um die Privatisierung des rumänischen Konzerns zu bewerben. Über Motive ließ sie sich nicht aus.

Jedenfalls machte die OMV 2004 das Rennen allein. Es wurde die größte Übernahme, die ein österreichisches Unternehmen jemals durchzog. In mehreren Schritten erwarb die OMV insgesamt 51 Prozent an Petrom. Die staatliche Vermögensverwaltung Avas hält 20,64 und der quasi-staatliche Vermögensfonds 20,11 Prozent. Dazu kommen etwas mehr als 6,2 Prozent im Besitz privater Investoren. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ist noch mit zwei Prozent beteiligt.

Der gemeinsame Plan mit Gazprom wurde wohl deshalb ad acta gelegt, weil unterschiedliche Konzepte dahinter standen. Die OMV ging davon aus, dass sie die Ölsparte übernehmen und sich über ein Gemeinschaftsunternehmen am Gashandel beteiligen würde.

Gas in allen Fällen zu Gazprom

Medwedjews Antwort an Ruttenstorfer, wie ihn „Evenimentul Zilei” zitiert, enthält neben der „prinzipiellen Zustimmung“ verschiedene Szenarien. In der bevorzugten Variante wollten die Russen nach der gemeinsamen Übernahme von Petrom mit ihrem rumänischen Partner Marco Group eine Gasgesellschaft gründen, die ihre bisherigen Aktivitäten mit jenen der Petrom zusammenführen sollte. In diesem Fall wollte Gazprom alle Anteile an der übernehmenden Holding aufgeben. Variante zwei sah im Fall juristischer oder politischer Trennungsprobleme die gemeinsame Verwaltung der Holding vor, mit einer von der Marco Group kontrollierten Gastochter. In allen Szenarien, so die rumänische Zeitung, wäre die Konsequenz dieselbe gewesen: „Gazprom hätte das ganze rumänische Erdgas übernommen.“

Die vermutlich größte Differenz bestand in den Vorstellungen über die Mehrheitsverhältnisse in der übernehmenden Holding. Der OMV schwebten laut „Evenimentul Zilei“ etwa gleiche Anteile vor, während Medwedjew von einer Sperrminorität von Gazprom schrieb. Umkehrschluss: Die OMV hätte ungleich mehr in das Konsortium einbringen müssen. Möglicherweise fällte sie deshalb so schnell die Entscheidung, die Übernahme gleich allein durchzuziehen.

Keine Entspannung bei Petrom 

Petrom ist übrigens mehr als drei Jahre nach dem OMV-Einstieg noch immer nicht über dem Berg. Im Gegenteil: Während die Belegschaft um ein Fünftel auf 26.400 Personen reduziert wurde, brachen inmitten der schwierigen Umstrukturierung die Ergebnisse ein. Der Nettogewinn fiel um 22 Prozent auf knapp unter 1,8 Milliarden Lei (538 Mio. Euro), der Umsatz gab um sechs Prozent auf 12,3 Mrd. Lei nach. Es kam also nicht überraschend, dass mehrere private Investoren für die Hauptversammlung am 22. April „unangenehme Fragen“ angekündigt haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2008)

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