Automobil: VW baut Billigauto für Russland

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Um den Preis unter 10.000 Dollar zu drücken, wird direkt in Russland produziert. Der Marktanteil soll bis 2010 auf zehn Prozent erhöht werden.

Moskau.Im Vergleich mit internationalen Konkurrenten hat der deutsche Autobauer Volkswagen seine Produktion in Russland spät gestartet. Nun aber will er in seinem Werk in Kaluga, 190 Kilometer südwestlich von Moskau, aufs Gas steigen. So soll nicht nur die russische Produktion bis 2010 von geplanten 115.000 auf 150.000 Stück erhöht und der Marktanteil auf mindestens zehn Prozent verdreifacht werden. Auch die Hälfte der Produktion soll künftig auf ein neues Billigauto, einen VW Polo, kommen, sagte VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg zur russischen Wirtschaftszeitung „Wedomosti“.

Bereits Ende 2009 könnte die mit 1,4- und 1,6-Liter-Motoren ausgestattete Low-Cost-Variante vom Band rollen. Preislich will VW unter der Marke von 10.000 Dollar (6369 Euro) bleiben.

Als „starken Zug“ kommentiert der Branchenexperte Wladislaw Zwetkow die Entscheidung. Sollte der Preis zu halten sein, hätte man nicht nur ausländische Konkurrenten wie Renault Logan überrundet, man könnte auch den Wettbewerb mit den russischen Modellen Lada Kalina und Samara aufnehmen, sagen Analysten.

10.000 Dollar sind eine Illusion

Nicht nur VW, auch Nissan, GM, Mitsubishi oder Toyota wollen Billigautos für den russischen Markt bauen. Die Pläne sind freilich noch nicht weit gediehen. Um die angekündigten Preise nicht zu überschreiten, raten Experten jedenfalls, eine Produktion in Russland dem teuren Import vorzuziehen. Aber selbst bei einer Produktion in Russland sei ein Verkaufspreis unter 10.000 Dollar eine Illusion, warnen Experten. Analysen zeigen, dass die Ansprüche in Russland weitaus höher sind als in China oder Indien, wo der Produzent Tata das Modell Nano um 3000 Dollar anbieten will.

Laut Zwetkow werde auch VW zu dem genannten Preis nur Basismodelle anbieten, deren Anteil am Verkaufsvolumen unter einem Prozent liegen wird. Der größte Teil würde zu 11.000 bis 12.000 Dollar verkauft.

Russland, das in der Fahrzeugdichte weit hinter Europa zurückliegt, zählt zu den am schnellsten wachsenden Absatzmärkten weltweit. Inzwischen ist es die Nummer drei in Europa bei ausländischen Direktinvestitionen im Automobilsektor. Im entstehenden Autocluster Kaluga siedeln sich derzeit auch Volvo und Peugeot mit einer Produktion an. Andere internationale Konzerne wie Ford oder Toyota wählten St. Petersburg, das sich als russisches Autoproduktionszentrum etabliert hat, für ihre Werke aus.

Laut dem russischem Ableger der Europäischen Wirtschaftsassoziation (AEB) wurde im Vorjahr der Absatz ausländischer Fahrzeuge um 626.001 auf 1,65 Millionen Fahrzeuge erhöht. Damit wurden um 61 Prozent mehr verkauft als 2006, ein Jahr, das mit einer Verkaufssteigerung von 65 Prozent aufgefallen war. Auch die einheimische Autoproduktion vermeldet Erfolge. Russische Produzenten setzten im Vorjahr 750.00 Autos ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2008)

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