Einkommen: Osteuropa holt bei Löhnen auf

Im Vorjahr legten die Gehälter der Arbeitnehmer um 6,2 Prozent zu.

Wien (APA/b.l.). Noch verdienen Osteuropäer im Schnitt weniger als Westeuropäer, doch die Differenz schrumpft. Im Vorjahr kletterten die Gehälter der Osteuropäer um 6,2 Prozent. Jene der Westeuropäer legten dagegen nur um 3,6 Prozent zu. Das geht aus einer Studie der Beratungsfirma Hewitt Associates hervor. Europaweit lasse sich der Trend feststellen, dass die Unternehmen für alle Hierarchieebenen verstärkt auf variable, leistungsbezogene Vergütungsbestandteile und langfristige Anreizsysteme für ausgewählte Mitarbeiter setzen, hieß es in der Studie.

Am stärksten kletterten die Einkommen der polnischen Arbeitnehmer mit 6,9 Prozent, gefolgt von jenen der Ungarn mit 6,8 Prozent. Pech für die Arbeitnehmer in Ungarn: Der Lohnzuwachs wurde bei vielen zur Gänze von der hohen Inflation (7,9 Prozent) weggefressen. Die Polen konnten sich dagegen auch über reale Lohnzuwächse freuen.

Hohe Inflation

Relativ schwach sind die Gehälter in Tschechien mit 4,8 Prozent gestiegen. In der Slowakei, die unter großen Arbeitskräftemangel leidet, kletterten die Löhne dagegen um 6,1 Prozent, die Inflation lag unter zwei Prozent. Doch sie steigt: Im April beschleunigte sich der Anstieg der Verbraucherpreise auf 4,3 Prozent. Dazu trug vor allem die starke Verteuerung bei Lebensmitteln bei: Da die Einkommen in Osteuropa niedriger sind als in Westeuropa, haben die hohen Lebensmittelpreise einen größeren Einfluss auf den Verbraucherpreisindex und lassen die Inflation schneller steigen.

Aufgrund des Arbeitskräftemangels dürften sich die Löhne in der Slowakei weiterhin stärker als die Inflation entwickeln. Dass diese so niedrig bleiben könnte wie im Vorjahr, bezweifeln viele. Nächstes Jahr will die Slowakei der Eurozone beitreten. Die Bedingungen dafür hat das Land vorerst erfüllt– doch Zweifel, ob man die Inflation in Zaum werde halten können, könnten die Euro-Einführung noch verzögern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2008)

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