Ölkonzerne: MOL übernimmt Mehrheit an kroatischer INA

(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Nach Ende des öffentlichen Angebots sind die Ungarn Zagrebs Partner für die weitere INA-Privatisierung. Eine Teilnahme der OMV ist endgültig vom Tisch.

ZAGREB/WIEN (p. m.). „Kilometerlange“ Warteschlangen demonstrierten laut kroatischen Medien den Sieg des ungarischen Ölkonzerns MOL: Nach vierwöchiger Weigerung strömten die Massen zur Zentralen Deposit-Agentur (SDA) in der Heinzelova-Gasse von Zagreb (Agram), um die Aktien der kroatischen Ölfirma INA zu verkaufen. Sie folgten institutionellen Anlegern und dem Rentenfonds der Kriegsveteranen.

Am Freitag lief das öffentliche Angebot der Ungarn ab, 2800 Kuna (393,81 Euro) für jede INA-Aktie zu zahlen – außer für jene 44,8 Prozent, die vom kroatischen Staat gehalten werden. Nach inoffiziellen Berechnungen hat MOL die Mehrheit geschafft. Zu den 25 Prozent plus einer Aktie, die 2003 bei der Erstprivatisierung der INA erworben worden waren, kommen die sieben Prozent der Kriegsveteranen und rund zehn Prozent von institutionellen Anlegern. Nach der SDA-Statistik hatten Kleinanleger bis Donnerstagabend 3,6 Prozent der Anteile abgeliefert. Am Freitag sollen sechs Prozent dazugekommen sein, womit MOL bei rund 51,6 Prozent hielte.

Panik wegen Finanzkrise

Kroatische Medien orten zwei Gründe für den plötzlichen Meinungswandel. Zum einen sei es der stellvertretenden Ministerpräsidentin Jadranka Kosor gelungen, den unwilligen Kriegsveteranenfonds – dessen Präsidentin sie ist – zum Verkauf zu überreden, schrieb die Online-Agentur BalkanInsight.com. Zum anderen habe die weltweite Finanzkrise eine Panik ausgelöst: Als am Wochenende an der Zagreber Börse die Kurse zu trudeln begannen, wurden viele INA-Aktionäre nachdenklich. Am Donnerstag war das INA-Papier nur noch um 2550 Kuna wert – weit unter dem MOL-Angebot. Ursprünglich war dieses von den Kriegsveteranen als „völlig unzureichend“ zurückgewiesen worden.

Nach einer lockeren Verabredung mit der ungarischen Regierung will das kroatische Kabinett weitere 19 Prozent der INA-Aktien an MOL abgeben. Denn Zagreb muss mit Blick auf die EU-Beitrittsverhandlungen den Staatsanteil an der INA auf 25 Prozent reduzieren.

Der Deal könnte laut dem ungarischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány in Form eines Aktientausches erfolgen. Damit wäre der kroatische Staat zu einem später festzulegenden Prozentsatz an MOL beteiligt. Gyurcsány hatte dies im Sommer seinem kroatischen Kollegen Ivo Sanader plausibel gemacht, um MOL bei der Abwehr des OMV-Übernahmeversuchs zu helfen. Inzwischen haben die Österreicher ihr Interesse sowohl an MOL-Anteilen als auch an der INA-Privatisierung verloren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.