Rumänien: Sauber machen im „Draculand“

(c) Saubermacher Dienstleistungs AG (Friedrich Jamnig)
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Der teirische Abfallentsorger Saubermacher will bis 2011 rund zehn Mio. Euro in rumänische Müllfirmen investieren.

GRAZ/SIBIU. Der Glanz des Kulturhauptstadtjahres 2007 strahlt noch hell durch die extra dafür restaurierte Innenstadt von Sibiu/Hermannstadt. Nach neun Monaten wurde heuer bereits die Vergleichszahl des Vorjahres von einer Million Besuchern erreicht. Mithilfe deutscher Investoren wurde ein noch überdimensionierter Flughafen an den Stadtrand gesetzt, die Wirtschaft der Stadt boomt, Arbeitslosigkeit gibt es praktisch keine.

Der Abfall von 40.000 Menschen

Auch das steirische Abfallentsorgungsunternehmen Saubermacher ist hier seit einem Jahr aktiv. Mit 313 Mitarbeitern und 30 Fahrzeugen ist man für die Müllentsorgung von 40.000 Haushalten in der Kreishauptstadt Sibiu zuständig. Im rund 80 Kilometer entfernten Sighi?oara sind es 116 Mitarbeiter und 20.000 Haushalte. In beiden Städten hält Saubermacher eine 51-Prozent-Mehrheit an den lokalen, von deutschstämmigen Rumänen aufgebauten privaten Entsorgungsunternehmen.

Der junge EU-Staat soll zu einer fixen Größe in den ehrgeizigen Expansionsplänen von Saubermacher werden. Sofern sich durch die Wirtschaftskrise nicht andere Rahmenbedingungen ergeben, will Saubermacher-Chef Hans Roth bis 2011 insgesamt 110 Mio. Euro investieren, acht bis zehn Mio. davon in die beiden bestehenden rumänischen Standorte. Wobei er die Fühler bereits nach Târgu Mure? ausgestreckt hat, einer weiteren Kleinstadt in Siebenbürgen.

„Rumänien ist ein längerer Weg“, sagt Roth im „Presse“-Gespräch. Die Gebühren von rund einem Euro pro Monat für einen vierköpfigen Haushalt werden nicht über eine kommunale Abgabe, sondern direkt vom Entsorgungsunternehmen eingehoben. Die Zahlungsmoral der Kunden sei aber „angeschlagen“. Die teils Feldwegen ähnlichen Straßen machen häufige Investitionen in den Fuhrpark notwendig.

Mülltrennung ist unbekannt

Dazu kommt eine bislang wenig umweltfreundliche Deponietradition. Mülltrennung ist weitgehend unbekannt. Die EU hat diese Entwicklung gefördert, weil durch die Subventionen aus Brüssel das Deponieren sehr günstig ist. Die Ambitionen für eine aufwendige umweltgerechte Abfallbewirtschaftung werden dadurch aber sehr niedrig gehalten.

Ab 2009 stehen jedoch tiefgreifende gesetzliche Verschärfungen ins Haus. Im Jänner startet gemäß EU-Vorgaben eine dreijährige Frist, binnen derer sämtliche nicht durch bauliche Maßnahmen Richtung Untergrund abgedichtete Deponien geschlossen werden müssen. „Das sind mehrere Tausend“, sagt Roth. Den neuen Regeln entsprechen dagegen bisher erst fünf Deponien im ganzen Land.

Längerfristig soll es in jedem der 41 rumänischen Landkreise nur noch jeweils ein zentrales Entsorgungszentrum geben. Roth hat als ein derartiges regionales Zentrum Sighi?oara im Blick. Die 35.000-Einwohner-Stadt ist seit 1999 Weltkulturerbe. Fast eine halbe Million Touristen kommen pro Jahr und besuchen in der schmucken Altstadt unter anderem ein Wohnhaus von Vlad Dracul, der historischen Vorlage für die Horrorgestalt Dracula.

Am Ortsrand will Roth ein Recyclingzentrum aufziehen. Damit die Rumänen Mülltrennung künftig ernst nehmen, will Saubermacher in den Schulen mit eigenen gelben Papiersammeltonnen Überzeugungsarbeit leisten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2008)

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