Tourismus: Russische Liebe zu den Alpen hält an

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Die Gäste aus dem Osten bleiben Österreich treu. Die Euphorie ist aber vorbei. Es sind der Service, die hohe Qualität und die Freundlichkeit, die Russen an Österreich lieben.

WIEN (cim).Schnee gäbe es auch in Russland genug. Es sind der Service, die hohe Qualität und die Freundlichkeit, die Russen an Österreich lieben. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage des Studiengangs der Fachhochschule für Tourismusmanagement (FHW) unter russischen Gästen.

Diese dürften allen Unkenrufen zum Trotz auch heuer wieder die Alpen besuchen, der Boom der letzten Jahre ist vorerst aber vorbei.Emanuel Lehner, Regionalmanager der Österreich Werbung für Russland, rechnet für die laufende Saison mit einer „schwarzen Null“.

In Moskau wurden bisher für den Winter etwa so viele Visa für Österreich ausgestellt wie im Vorjahr. Damit sei der Jänner, die stärkste Reisezeit der Russen, gesichert. „Im November wurden von Urlaubern weniger Visa beantragt als im Vorjahr. Nun sind die Russen zuversichtlicher und planen wieder mehr Reisen“, so Lehner.

Heuer sollen russische Urlauber erstmals mehr als eine Million Nächte in österreichischen Gästebetten verbringen, das entspricht 250.000 Ankünften von Russen in Österreich. Die meisten davon bereisen Wien, Salzburg oder Tirol.

Während Wien im November bei russischen Gästen gegenüber dem Vorjahr noch ein Nächtigungsplus von einem Drittel verzeichnen konnte, berichtet Leo Bauernberger, Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismusgesellschaft, von Stornierungen aus Russland und der Ukraine. „Möglicherweise reagiert man dort sensibler auf die Geldabwertung.“

Lehner führt die Stornos auf die Euphorie der letzten Jahre zurück. Die Zahl der russischen Urlauber in Österreich hat sich in den letzten drei Jahren verdreifacht. Für den Winter 2008/09 wurden um gut 20 bis 30 Prozent mehr Hotelbetten für Russen eingekauft als 2007/08. Auf diesen Kontingenten bleibe man nun sitzen. „Dass man das tolle Wachstum der letzen Jahre heuer nicht erreichen wird, liegt auf der Hand“, so Lehner.

„Russendisco“ bloß Klischee

Scharen von superreichen Russen, die alpenländische Skipisten und Nobeldiscos bevölkern und alles aufkaufen, was ihnen gefällt, das ist laut einer Studie von Roland Berger Strategic Consultants und Österreichischer Hoteliervereinigung (ÖHV) ein Klischee. Demnach stammen nur 5,5 Prozent aller Österreich-Urlauber aus den Staaten des ehemaligen Ostblocks. Zum Vergleich: Aus Deutschland kommen fast 40 Prozent der Gäste.

Die 5,5 Prozent der Urlauber aus dem Osten (knapp zwölf Prozent davon sind Russen) sorgen der Studie zufolge für zwölf Prozent der Einnahmen des heimischen Tourismus. Ein Gast aus Tschechien, Polen oder der Ukraine gibt somit im Schnitt mehr als doppelt so viel Geld in Österreich aus wie der Durchschnittsdeutsche oder -brite. Für Tirol ist Russland neben Deutschland und den Niederlanden bereits der wichtigste Herkunftsmarkt. Dort lockt man Russen mit speziellen Angeboten und Services: Informationsbüros für Russen, russische Speisekarten und Infobroschüren. Gerade das würden Russen sehr an Österreich schätzen, so die FHW-Umfrage.

AUF einen Blick

Mehr als eine Million Nächte sollen Russen heuer erstmals in österreichischen Gästebetten verbringen, das entspricht 250.000 Ankünften. Die Russen dürften Österreich allen Unkenrufen zum Trotz auch in dieser Skisaison treu blieben, in Moskau wurden bisher ebenso viele Visa für Österreich ausgestellt wie im Vorjahr.■Das starke Wachstum dürfte aber vorerst vorbei sein. Die Österreich Werbung erwartet eine Stagnation auf hohem Niveau.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2008)

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