Pröll: „Keine Bedrohung für heimische Banken“

(c) APA (Barbara Gindl)
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Bei der Osteuropa-Tour des Finanzministers Josef Pröll werden statt Geld vor allem Beruhigungspillen verteilt.

Zagreb. Österreich hat seine Banken mit dem 100-Milliarden-Schutzschirm stabilisiert. Damit der aber auch für die Bankentöchter in Osteuropa wirken kann, müssen die betroffenen Länder selbst Maßnahmen ergreifen, die wir „in Österreich nicht regeln können“: Mit dieser Botschaft tourt Finanzminister Josef Pröll durch Kroatien, die Ukraine, Rumänien und Bulgarien. Länder, in denen österreichische Banken besonders stark engagiert sind. Und deren Finanzprobleme damit auch die österreichische Bankenlandschaft massiv gefährden könnten.

Wie berichtet, haben heimische Banken in Osteuropa Kredite in Höhe von 230 Mrd. Euro vergeben. Selbst der Ausfall eines kleinen Teils dieser Summe würde die Banken schwer treffen.

Pröll verlangt vor allem, dass die Länder ihre Währungen stabilisieren und für eine ausreichende Liquiditätsversorgung ihrer Banken sorgen. Beim ersten Stopp in Zagreb war das noch kein sehr kontroversielles Thema: „Wir haben die Krise bisher besser als jedes andere Reformland gemeistert“, sagte der kroatische Finanzminister, Ivan ?uker, am Mittwoch nach einer Unterredung mit seinem österreichischen Amtskollegen. „Wir brauchen keine Hilfe vom IWF, wir schaffen das alleine“, so der kroatische Minister weiter.

Das Land hat gute Motive, den Musterknaben zu spielen: Kroatien möchte seinen Finanzbedarf noch vor dem Sommer mit einer Milliardenanleihe an den internationalen Kapitalmärkten stillen. Und das geht nur zu vernünftigen Konditionen, wenn die wirtschaftlichen Fundamentaldaten stimmen. „Wir werden deshalb alle Maßnahmen ergreifen, um die Kreditwürdigkeit des Landes zu erhalten“, versprach Notenbankgouverneur ?eljko Rohatinsky nach seinem Gespräch mit Pröll.

36 Mrd. Kredite in Kroatien

Die österreichischen Banken interessiert sehr, was Kroatien zur Stabilisierung seiner Währung unternimmt. Sie haben in Kroatien 36 Mrd. Euro – so viel wie in keinem anderen Land – an Krediten draußen. Der weitaus größte Teil entweder in Euro, oder an den Euro indexiert. Wenn also die Landeswährung, Kuna, verfällt, steigen die Kreditraten der Schuldner. Das könnte die moderate Kreditausfallsrate hochschnellen lassen. Derzeit, beruhigt die kroatische Notenbank, seien großflächige Kreditausfälle kein Thema. Bei Immobiliendarlehen sei die Ausfallsquote sehr gering, nur bei Autofinanzierungen gebe es Probleme.

Pröll ist mit dem Ergebnis seines ersten Stopps zufrieden: Kroatien habe im Gegensatz zu anderen Ländern „gute Vorarbeiten“ zur Stabilisierung der Währung geleistet. Und bei der von Österreich verlangten Sicherung der Liquiditätsversorgung der Banken gebe es „Signale, dass das auch geschieht“. Details und offene Fragen sollen auf Beamtenebene weiterbesprochen werden.

Die größte Sorge der Kroaten: Österreichische Banken könnten sich in der Krise aus dem Land zurückziehen. Da kann wieder Pröll beruhigen: Die Banken hätten jedes Interesse, die Krise im Land zu überstehen. Schließlich wollen sie am darauf folgenden Aufschwung wieder voll teilhaben.

Ukraine hofft auf Geldsegen

Weniger gut sieht es in der Ukraine aus, dem zweiten Stopp von Prölls Osteuropa-Tour. Dort sind österreichische Banken mit zehn Mrd. Euro engagiert. Das Land kämpft gegen den Staatsbankrott. Eine Währungsabwertung um bisher 30 Prozent macht es Privaten und Unternehmen schwer, Euro-Kredite zu bedienen. Der ukrainische Vizepremierminister, Hryhoriy Nemyria, betonte gegenüber Pröll, dass sein Land nicht nur mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) verhandle. Zahlungen von Hilfsgeldern werden auch in bilateralen Gesprächen mit Ländern wie Russland, den USA, China, Japan und Saudiarabien erörtert.

Josef Pröll erklärte, dass die Entwicklung in der Ukraine für die dort engagierten österreichischen Banken „keine Bedrohung“ darstellt. Deshalb werde es auch über das Banken-Rettungspaket hinaus keine staatlichen Initiativen geben. Ein spezielles „Ostbanken-Rettungspaket“ sei kein Thema.

AUF EINEN BLICK

Finanzminister Josef Pröll reist zwei Tage durch Kroatien, die Ukraine, Rumänien und Bulgarien. In den Ländern sind heimische Unternehmen, vor allem Banken, stark engagiert. Pröll berät sich mit Regierungsvertretern über die Stabilisierung der dortigen Finanzmärkte.

Österreichs Banken haben im Osten 230 Mrd. Euro an Krediten offen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2009)

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