Slowakei: Alles, nur kein Hilfspaket!

(c) AP (Jana Misauerova)
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Eine Ost-Bankenhilfe wird nicht gebraucht und könnte dem Image schaden. Das Budgetdefizit für 2009 wird allerdings auch in der Slowakei nicht mehr im erlaubten Rahmen von drei Prozent zu halten sein.

Bratislava. Je mehr in Österreich und Europa von Osteuropa-Hilfspaketen geredet wird, desto allergischer reagiert man darauf in unserem östlichen Nachbarland Slowakei. Fast zehn Jahre nach einer erfolgreichen Sanierung des Finanzwesens empfindet man es in Bratislava geradezu als Rufschädigung, mit krisengeschüttelten Staaten wie Ungarn, Lettland oder der Ukraine in einen Topf geworfen zu werden.

Nur weil auch in der Slowakei österreichische Banken stark vertreten sind, könne man doch nicht in einem Atemzug mit diesen Ländern genannt werden, ärgern sich Wirtschaftstreibende und Regierung – ja selbst die slowakischen Töchter der österreichischen Banken. Sie befürchten einen Imageschaden und verweisen darauf, dass sie weiterhin satte Gewinne schreiben.

Während sich etwa die österreichische Raiffeisen-Zentralbank (RZB) Sorgen um ihre zu unvorsichtigen Engagements in manchen anderen Ländern macht, hat die slowakische RZB-Tochter, Tatra banka, für das Geschäftsjahr 2008 einen Gewinnzuwachs von 14Prozent gegenüber dem hervorragenden Jahr 2007 erwirtschaftet. Generell hielten sich die slowakischen Banken in den vergangenen Jahren zu ihrem Glück für zu klein für große Spekulationen. Stattdessen konzentrierten sie sich auf das klassische Privatkundengeschäft.

„Die Krise kam rechtzeitig“

So haben sie jetzt ihr Kreditportfolio bestens durch Einlagen ihrer eigenen Sparer gedeckt. Und obwohl die Hälfte der slowakischen Banken österreichischen Mutterbanken gehört, spielten Fremdwährungskredite nie eine besondere Rolle. „Die Krise kam gerade rechtzeitig, sonst hätten wir wohl bald auch damit angefangen“, erzählt ein Bank-Insider der „Presse“.

Dass österreichische Banken in manchen osteuropäischen Ländern Probleme bekamen, hat für Ministerpräsident Robert Fico einen falschen Eindruck hinterlassen: den vom guten Westen und vom schlechten Osten im Finanzwesen. Die Slowakei habe aber kein Bankenproblem und auch kein Währungsproblem, weil sie ja in der Eurozone ist, betont er immer wieder. Und ganz besonders sauer reagierte Fico, als vor rund einem Monat auch Nachbar Ungarn zur Beschönigung des hausgemachten Budgetschlamassels wie Österreich ein Osteuropa-Hilfspaket forderte, anstatt nur für sich selbst zu sprechen.

Die Slowaken fühlen sich durch die Schubladisierung als Teil Osteuropas um die Früchte ihrer jahrelangen Anstrengungen gebracht: Als fast schon übereifriger Musterschüler hat die Slowakei nämlich alles darangesetzt, die angepeilte Euro-Einführung mit Beginn dieses Jahres zu schaffen.

Besser als Österreich

Mit einer konsequenten Kombination aus Investitionsanreizen, sparsamer Haushaltsführung und Zurückhaltung bei Lohn- und Gehaltserhöhungen ist das schließlich tadellos gelungen. So konnte die Slowakei als erstes ehemaliges Ostblockland dem erlesenen Klub beitreten.

Anders als in Slowenien ist auch ein Ausufern der Inflation, das für die Zeit nach der Euro-Einführung befürchtet wurde, ausgeblieben – was freilich auch mit der Krise zu tun hat. Fico hat zwar die Maastricht-Kriterien immer als ungerecht für rasch wachsende Transformationsländer kritisiert. Aber dennoch hat die Slowakei als einziges ehemaliges Ostblockland die Bedingungen nach Punkt und Beistrich erfüllt.

Zum Vergleich: Österreich schafft es nicht, die Gesamtverschuldung unter den maximal erlaubten 60 Prozent des BIPs zu halten – und verstößt somit eigentlich gegen die Maastricht-Kriterien. Der slowakische Schuldenstand erreichte hingegen zuletzt nicht einmal 30Prozent. Das Budgetdefizit für 2009 wird allerdings auch in der Slowakei nicht mehr im erlaubten Rahmen von drei Prozent zu halten sein.

Auf einen Blick

Die Slowaken wollen von einem Hilfspaket für ganz Osteuropa nichts wissen. Sie fürchten um ihr Image als finanziell sauber aufgestelltes Land: Der Euro schützt vor Währungsturbulenzen, die Staatsschulden sind niedrig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2009)

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