Sberbank-Chef German Gref streut seinem Partner bei der Opel-Übernahme Rosen.
Moskau. Bisher war der Hauptfinanzier des Magna-Opel-Deals, die größte russische und staatlich kontrollierte Bank, die Sberbank, äußerst schweigsam. Sberbank-Chef und Russlands Ex-Wirtschaftsminister German Gref hatte zuerst auch keinerlei Begeisterung für den Deal erkennen lassen und damit die Vermutung bekräftigt, dass er vom Staat dazu getrieben worden war. Erst als die deutsche Regierung in der Vorwoche dem Konsortium den Zuschlag gegeben hat – Sberbank wird künftig 35 Prozent an Opel halten, Magna 20 Prozent – sprach Gref patriotisch von einer „sehr guten Chance für Russland“ und einem „beispiellos niedrigen Preis“. Im „Presse“-Interview gibt Gref nun erstmals weitere Antworten.
Die Presse:Wann planen Sie den Deal mit Opel abzuschließen?
German Gref: Im heurigen Herbst.
In welcher Form wird die Sberbank an dem Deal teilnehmen?
Gref: In guter Form.
Schön. Aber in welcher finanziellen? Geht es um Garantien? Um einen Kredit?
Gref: So wie wir es in unserem Angebot formuliert haben. In Form eines Kredits und in Form von Eigenkapital. So wird es auch in der endgültigen Struktur sein. Die Details dieser Frage diskutieren wir im Moment.
Sie waren in den ersten Wochen nicht besonders begeistert davon, am Konsortium teilzunehmen. Was oder wer hat Sie denn zur Teilnahme gedrängt?
Gref: Ich möchte sagen, dass es sich dabei um einen sehr ernsthaften und wichtigen Deal handelt. Und um eine große Verantwortung. Natürlich haben wir die ganze Situation zuerst einmal genau studiert. Sowohl die finanzielle Situation als auch die Entwicklung des Marktes. Und natürlich auch den Multiplikationseffekt, der sich aus dieser technologischen Kooperation und den Möglichkeiten des russischen Marktes ergibt. Letztendlich sind wir und unsere Berater zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Deal ziemlich riskant ist, aber ein sehr großes Potenzial hat. Und am Ende haben wir eine positive Entscheidung getroffen, weil wir denken, dass es sowohl für die deutsche als auch für die russische Autoindustrie eine große Chance ist.
Wo muss man eigentlich den Motor für das Konsortium suchen? Geht alles von Magna aus, und Russland hat sich dazugesellt? Oder muss man eine große russische Initiative dahinter sehen?
Gref: Natürlich kann ich sagen, dass dieses Projekt ohne Magna nicht realisiert worden wäre. Allein hätten wir uns nie auf einen solchen Deal eingelassen, weil man hier Kompetenz, ein sehr erfahrenes Management und vor allem die detaillierte Kenntnis dieses Marktes braucht. Magna hat das alles. Wir haben natürlich die Ressourcen. Und was auch sehr wichtig ist – es hat sich inzwischen ein partnerschaftliches Verhältnis sowohl mit General Motors als auch mit Magna entwickelt.
Es gibt auf dem Markt auch die Meinung, dass für Russland Magna weitaus wichtiger ist als Opel?
Gref: Das stimmt nicht.
Aber Kenner des russischen Marktes sagen, dass in Russland dringend eine eigene Zulieferindustrie aufgebaut werden muss.
Gref: Für uns sind sowohl Magna als auch Opel wichtig. Magna ist ein Produzent von Autokomponenten. Und Opel verfügt über eine das komplette Fahrzeug umfassende Kompetenz. Auf dem russischen Markt brauchen wir aber sowohl die Produktion von Komponenten als auch das Design und die Endfertigung von Autos.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2009)