Energiepolitik: Panzer gegen Zugriff auf Ölquellen

Russische panzer
Russische panzer(c) EPA (Zurab Kurtsikidze)
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Russland liefert Venezuela Waffen auf Pump und darf dafür Öl fördern. Insgesamt haben beide Länder zwischen 2005 und 2007 Waffengeschäfte im Umfang von insgesamt 4,4 Mrd. Dollar vereinbart.

wien (ag./red.). Wie es aussieht, hat sich diese Rundreise für Hugo Chavez wieder voll gelohnt. In acht Ländern pflegte Venezuelas Staatschef seine Netzwerke, polterte gegen seinen Erzfeind USA – und vereinbarte nebenbei neue Allianzen auf dem Energiesektor.

Er gratulierte dem libyschen Staatschef Muammar Gadhafi zum Geburtstag, verkündete nach dem Besuch bei „meinem Freund“ Mahmoud Ahmadinejad einen Transfer von Atomtechnologie aus dem Iran, schlug in Turkmenistan die Gründung einer Gas-Opec vor und begann seine Visite in Russland mit einem Paukenschlag. Vor Studenten einer Moskauer Universität lobte Chavez im Überschwang die politische Führung des Landes und verkündete anschließend, die USA seien „der schlimmste Terrorist der Welt“, „unersättlich wie eine Würgeschlange“ – aber zum Untergang verdammt. Die Studenten applaudierten und schwenkten kleine Fähnchen beider Länder.

Offiziell erkannte das linkspopulistische Staatsoberhaupt die Unabhängigkeit der abtrünnigen georgischen Regionen Südossetien und Abchasien an. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. „Wir sind sehr dankbar, Hugo“, lautete die Antwort von Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew.

Das Geld wird gleich mitgeliefert

Doch erst an diesem Wochenende gab Chavez das eigentliche Ergebnis des Treffens bekannt. In seiner eigenen wöchentlichen Fernsehsendung sagte Chavez, es sei die Lieferung von 92 russischen Panzern des Typs T-72 und des Raketenabwehrsystems S-300 an Venezuela unterzeichnet worden.

Das Geld für den Deal liefert Moskau gleich mit, als Kredit von umgerechnet 1,5 Mrd. Euro. Insgesamt haben beide Länder zwischen 2005 und 2007 Waffengeschäfte im Umfang von insgesamt 4,4 Mrd. Dollar vereinbart. Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Kalaschnikow-Gewehre hat Moskau bereits geliefert. Von seinem Land seien keine Aggressionen zu befürchten, versicherte Chavez in seiner Sendung, und warf stattdessen den USA erneut vor, eine Invasion in Venezuela vorzubereiten. Tatsächlich steigen die Spannungen zwischen Venezuela und Kolumbien, weil der Nachbarstaat den USA im Kampf gegen den Kokainhandel eine stärkere Militärpräsenz im Land erlauben will.

Aber auch Russland kommt auf seine Kosten. Für 700 Mio. Euro haben sich fünf russische Energiekonzerne in die Erschließung des Ölfelds „Junin 6“ eingekauft – darunter Rosneft, Lukoil und der Gasmonopolist Gazprom. Geplant ist ein Joint Venture aus den russischen Unternehmen und der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft Petroleos de Venezuela, an dem die Russen 40 Prozent und die Venezolaner 60 Prozent halten werden. Das Gebiet im Bereich des Orinoko-Flusses gilt als eines der möglicherweise größten künftigen Fördergebiete für Erdöl.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2009)

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