Krieg um russische VimpelCom beendet

Boris Nemsic
Boris Nemsic (c) APA (HANS KLAUS TECHT)
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Die Eigentümer gründen einen neuen Mobilfunkriesen. Für Boris Nemsic könnte das Abenteuer Moskau schon bald vorbei sein.

Moskau/Wien.Nur wenige Monate nachdem Boris Nemsic für seinen neuen Job als Vorstandsvorsitzender des russischen Telekomkonzerns VimpelCom die Reise nach Moskau angetreten hat, steht dem ehemaligen Chef der Telekom Austria möglicherweise bald ein weiterer Umzug ins Haus.

Denn das Unternehmen, für das er Wien verlassen hat, wird es im kommenden Jahr in der bisherigen Form nicht mehr geben. Der Grund dafür ist jedoch ein erfreulicher: Der fünf Jahre andauernde Rechtsstreit zwischen den beiden VimpelCom-Großaktionären, der Alfa Group des Oligarchen Michail Fridman und dem norwegischen Telekomkonzern Telenor, ist endgültig beigelegt. Die Auseinandersetzung begann, als VimpelCom 2004 in den ukrainischen Markt expandieren wollte. Fridman hatte den Norwegern vorgeworfen, diesen Schritt des Unternehmens absichtlich verzögert zu haben.

Es folgte eine milliardenschwere Prozesslawine, die erst am Montag, mit der Ankündigung eines gemeinsamen Joint Ventures gestoppt werden konnte. Demnach planen die beiden Firmen, ihre Anteile an VimpelCom und an der ukrainischen Kyivstar zu einem neuen Mobilfunkriesen zu vereinen. Das Nachfolgeunternehmen, an dem beide knapp 39 Prozent der Anteile halten werden, soll unter dem Namen VimpelCom Ltd. agieren. Der Konzernsitz wird von Moskau in die Niederlande wandern. Ob Nemsic mitwandern darf, ist hingegen nicht sicher.

Knapp 90 Millionen Kunden

„Eine großartige Lösung bahnt sich an“, streut der Österreicher den Eigentümern des alten und neuen Unternehmens im „Presse“-Gespräch Rosen. Tatsächlich wächst durch diesen eleganten Schlussstrich unter eine leidige Affäre ein gewaltiges Unternehmen zusammen. Kyivstar ist mit 22 Millionen Mobilfunkkunden Marktführer in der Ukraine, VimpelCom ist mit 65 Millionen Handykunden der zweitgrößte Telekomkonzern Russlands. „Künftig wird VimpelCom in drei Ländern Marktführer sein“, freut sich Nemsic, der zumindest vorerst an Bord bleiben wird. Denn bis das Angebot offiziell unterzeichnet wird und die neue Gesellschaft operativ tätig werden kann, dürften etliche Monate ins Land ziehen. Geht es nach den Plänen der Eigentümer, soll die neue VimpelCom Mitte 2010 an der New Yorker Börse notieren.

Bis dahin wollen Fridman und die Norweger entscheiden, wer den Mobilfunkriesen künftig lenken wird. Nemsic hat keine schlechten Karten.

Erst Ende August konnte der Kroate gute Quartalszahlen vorlegen. Der operative Gewinn stieg trotz der Krise um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,52 Mrd. Euro. Auch an der strategischen Ausrichtung des russischen Konzerns dürfte sich nur wenig ändern. Eine umgekrempelte VimpelCom solle in Russland, der Ukraine und anderen GUS-Staaten sowie in Georgien, Vietnam, Laos und Kambodscha aktiv sein, hieß es am Montag. Genau in diesen Märkten hat auch die alte VimpelCom schon ihr Geschäft gesucht.

Nemsic selbst gibt sich auf Fragen nach seiner Zukunft betont bedeckt. Er verbringe eine „spannende und produktive Zeit“ in Moskau. Abgeneigt dürfte der Manager einem Umzug in die Niederlande aber nicht sein: „Deutsch ist nicht weit vom Holländischen entfernt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2009)

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