Rumänien: Fettsteuer soll Staatssäckel mästen

(c) APA (Helmut Fohringer)
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McTax für McDonald's? Bukarest erwägt eine Steuer für ungesunde Dickmacher. Kritiker sehen darin die süße Verpackung für den Versuch, chronische Budgetlöcher zu stopfen.

Bukarest. Zumindest an Kalorien mangelt es Rumäniens traditioneller Küche keineswegs. Der Karpatenstaat will der zunehmenden Dickleibigkeit im Land mit der Einführung einer „Fettsteuer“ für kalorienreiche Dickmacher auf den Speck rücken. Ja, das Gesundheitsministerium lasse derzeit die Machbarkeit einer derartigen Steuer in „Gesprächen mit der Gesellschaft und innerhalb der Regierung“ prüfen, bestätigt eine Ministeriumssprecherin gegenüber der „Presse“ die Pläne zur Einführung einer „McTax“. Details könne sie noch nicht preisgeben: „Im Februar wissen wir mehr.“

Kurz nach den weihnachtlichen Ess-Orgien hatte Gesundheitsminister Attila Czeke seine vom Festtagsbraten ermatteten Landsleute mit der Ankündigung der etwaigen Einführung der neuen Steuer rüde aus ihrem Verdauungskoma gerissen. Für einen ungesund hohen Zucker-, Salz- und Fettanteil sollen Nahrungsmittelproduzenten demnach künftig tief in die Tasche greifen: Die Sondersteuer soll nicht nur auf fetttriefende Pommes und zuckersüße Schokoriegel, sondern auch auf Limonaden und Säfte erhoben werden. Mit den zusätzlichen Steuereinnahmen könnten nationale Gesundheitsprogramme und Investitionen in den Gesundheitssektor des Landes finanziert werden, so der Minister.

Jeder vierte Rumäne ist zu dick

Ein Viertel der rund 23 Millionen Rumänen schleppt sich laut heimischen Untersuchungen übergewichtig durch das Leben. Ungesundes Essen reduziere die Lebenserwartung, erhöhe die Ausgaben für den Gesundheitssektor und mindere die Produktivität, begründet ein internes Ministeriumspapier die geplante Sonderabgabe. In Rumänien stieß der Steuervorstoß auf Skepsis. „Es wäre naiv, unserem guten Minister zu glauben, dass die neue Steuer die Leute zu gesünderem Essen veranlassen soll“, schreibt die Bukarester Zeitung „Adevarul“, die in der Fettsteuer vor allem den Versuch wittert, den chronisch leeren Staatssäckel zu mästen: Die Zusatzsteuer werde nur in „süßes Gerede“ über gesunde Lebensführung gepackt.

Zwar wurde auch schon in Frankreich und den USA (ergebnislos) die Einführung von Steuerzuschlägen auf Lebensmittel mit einem hohen Zucker- oder Salzanteil diskutiert, und auch das ferne Taiwan trägt sich mit konkreten Plänen einer Fettsteuer. Doch die drohende EU-Premiere macht nicht nur in Rumänien betroffene Firmen nervös. Gewerkschafter warnen vor höheren Preisen, sinkenden Löhnen und Abwanderung von Produzenten. Statt Lebensmittel durch die Steuer als ungesund zu stigmatisieren, sei es besser, im Kampf gegen die Verfettung auf „bessere Ernährungsinformation und mehr Bewegung“ zu setzen, lässt Marktkrösus McDonald's verlauten. McDonald's werde gerne mit den rumänischen Behörden über Aktionen zur Verbesserung der Volksernährung diskutieren, doch bislang habe das Ministerium das Unternehmen noch nicht einmal konsultiert, sagt Firmensprecherin Agnes Vadnai der „Presse“.

Die Zeitung „Romania Libera“ sieht derweil gar die traditionellen Essgewohnheiten ihrer Landsleute „bedroht“. Für Rumänen sei Essen untrennbar mit Fleisch, Fett und viel Salz verbunden, konstatiert das Blatt. Mit „Fett-Horror“-Rezepten wie „Gans gestopft mit gefüllten Kräuterrollen“ seien ganze Generationen von Hausfrauen aufgewachsen: „An Ostern, wenn die neue Steuer in Kraft treten soll“, schreibt die Zeitung, „werden wir auferstehen gegen eine Regierung, die uns diese Steuer durch den Schlund drücken will.“

Auf einen Blick

Mit einer Sondersteuer auf kalorienreiche Fast-Food-Nahrung will Rumänien der Fettleibigkeit auf den Pelz rücken. Kritiker werfen Bukarest vor, mit der „McTax“ nur die Staatskassen füllen zu wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2010)

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