Baufirmen drängen nach Rumänien

Baufirmen draengen nach Rumaenien
Baufirmen draengen nach Rumaenien
  • Drucken

Rumänien verfügt immer noch über nur 300 Kilometer Autobahn. Die marode Infrastruktur bietet heimischen Baufirmen gute Chancen. 2009 brach die Wirtschaft um sieben Prozent ein

[Campina/Preadal]In sozialistischen Zeiten konnten Rumänen stolz auf ihre Eisenbahn sein – das Land verfügte über eines der am besten ausgebauten Eisenbahnnetze Osteuropas. Während das Straßennetz des Landes große Lücken aufwies, kam dem Schienenverkehr eine zentrale Bedeutung zu. Seit der politischen Wende Ende der 1980er-Jahre hat die Regierung in Bukarest den Ausbau der Straßen massiv verstärkt, doch angesichts der Ausgangslage bleibt es ein sehr weiter Weg, um an das westeuropäische Niveau anzuschließen. So hat das Land mit seinen 22 Millionen Einwohnern ungefähr die Größe der alten BRD, verfügt aber nur über 300 Kilometer Autobahn. Und die staatliche Eisenbahngesellschaft CFR erlebte in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen stetigen wirtschaftlichen Niedergang – und kämpft heute gegen Schulden in Milliardenhöhe.

Rumänien ruft EU-Förderungen nicht ab

Auch wenn das paradox klingen mag, bietet das Land gerade in diesem Sektor große Chancen für heimische Unternehmen. So bekundete die ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria wiederholt ihr Interesse an einer Übernahme der staatlichen Güterbahn CFR Marfa. Gelingt die Transaktion, könnte sich die ÖBB-Tochter den gesamten Güterverkehr von Linz über Ungarn bis zum Schwarzmeerhafen Constanta sichern. Dass es sich lohnen kann, zeigt das Beispiel Petrom: Für die heimische OMV ist die Übernahme von 51 Prozent an der rumänischen Mineralölgesellschaft eine Erfolgsgeschichte.

Die Zeiten für eine Expansion nach Rumänien sind derzeit alles andere als günstig. Nach Jahren des Booms und einem BIP-Wachstum, das noch 2008 bei sieben Prozent lag, brach die Wirtschaft 2009 um sieben Prozent ein. Zur Stützung der Konjunktur bezog Rumänien von der EU, der Weltbank, dem IWF und weiteren Institutionen ein Kreditpaket von knapp 20 Mrd. Euro. Zusätzlich fördert die EU einen großen Teil des Infrastrukturausbaus. 30 Mrd. Euro könnte das Land bis 2013 an Fördermitteln aus Brüssel erhalten. Abgerufen sind bisher jedoch lediglich acht Prozent der Gelder.

Obwohl Straßenbau und Hochbau seit Monaten stagnieren, drängen österreichische, italienische und deutsche Baukonzerne ins Land. So sind Strabag, Alpine und Porr bereits in Rumänien präsent. Auch Spanier, denen der Heimatmarkt wegbricht, suchen hier intensiv nach neuen Märkten.

Ein Beispiel dafür, wie der Sprung in das Karpatenland gelingen kann, bietet der Wiener Mittelständler Bilfinger Berger. Die österreichische Tochter des Mannheimer Baukonzerns konnte 2007 einen prestigeträchtigen Auftrag gewinnen und nutzt seither die Gelegenheit, um mit den Arbeiten daran einen neuen Standort aufzubauen und neue Aufträge zu akquirieren. Dabei geht es um Sanierung und Neubau von 41 Eisenbahnbrücken, 20 Hilfsbrücken und Gleisen auf der Strecke zwischen Bukarest und Kronstadt (Braşov), etwa 170 Kilometer nördlich. Die Strecke wurde 1879 nach k. u. k.-Standards errichtet und seither nicht grundlegend modernisiert. Einst soll sie Teil des transeuropäischen Korridors IV sein, der Berlin mit Thessaloniki und Istanbul verbindet.

Für die CFR sind die Arbeiten von Bilfinger Berger ein wichtiger Schritt dahin, für die Wiener war es der zentrale Türöffner zu einem neuen Markt. Das Unternehmen ist heute mit 52 Mitarbeitern vor Ort. Für heuer rechnet Bilfinger Berger in Rumänien mit 25 Mio. Euro Umsatz. mar

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.