Jeder fünfte Ski kommt aus Tschechien, nur die Marke dazu meist aus Österreich.
Prag. Die Skiindustrie blickt nach einigen mageren Jahren wieder optimistisch in die Zukunft. Auch in Tschechien wird diese Tendenz mit Erleichterung vernommen. Dort laufen nämlich rund zwanzig Prozent der weltweiten Skiproduktion – jährlich drei Millionen Paar – vom Band. Der größte tschechische Skierzeuger heißt Sporten und ist im mittelmährischen Nové Město angesiedelt. Aber auch die österreichische Head-Niederlassung in Budweis (České Budějovice) und das nordböhmische Unternehmen Galus Industries zählen zu den bestimmenden Branchenvertretern. Die drei Firmen bringen heuer insgesamt 600.000 Paar Ski und Snowboards auf den Markt. Nur ein Bruchteil der Erzeugnisse wird jedoch unter einer tschechischen Marke verkauft.
Sporten, ein Unternehmen mit etwa 170 Mitarbeitern und einem Umsatz von etwa acht Mio.Euro (200Mio.Kronen), produziert davon maximal ein Fünftel unter eigener Marke. Der überwiegende Teil der Produktionskapazitäten wird für Firmen wie Salomon, Kneissl, Elan, K2 oder Kästle eingesetzt. Rund 90Prozent werden nach Japan, Kanada, in die USA und nach Skandinavien exportiert. Und obwohl sich vermehrt asiatische Wintersportartikelhersteller auf den gesättigten Märkten etablieren, ist für Sporten in den letzten Jahren auch China zu einem Hoffnungsmarkt avanciert.
Drei Werke von Head
Auch österreichische Unternehmen haben Tschechien als Produktionsstandort für Wintersportartikel schätzen gelernt. Während Sporten auf eine über hundert Jahre währende Tradition zurückblickt und eine eigene Entwicklungs- und Innovationsabteilung vorweisen kann, hat der Vorarlberger Konzern Head seinen Produktionsstandort auf die grüne Wiese gestellt (neben ein bereits bestehendes Tennisschläger-Werk). Seit 2002 arbeiten dort 200 Mitarbeiter. Neben jener in Budweis betreibt Head eine weitere Fabrik in Litovel nahe Olmütz (Olomouc), wo Skischuhe erzeugt werden, jährlich eine halbe Million Paar. Weiters werden im südmährischen Valtice, direkt an der österreichischen Grenze zum Weinviertel, über eine Million Skibindungen pro Jahr produziert.
Im Vergleich zu Sporten und Head ist der Hersteller Galus mit 25 Mitarbeitern ein überschaubares Unternehmen. Es gehört zur Hälfte der oberösterreichischen Gaspo Sportartikel- und Gartenmöbel GmbH aus Ohlsdorf, die den überwiegenden Teil der Produktion in Auftrag gibt. Zehn Prozent werden unter der Eigenmarke Lusti verkauft. Der Export wird zur Gänze vom Gesellschafter aus Österreich abgewickelt.
Die Produktionsschwerpunkte und Zielgruppen der drei Firmen sind durchaus unterschiedlich. Head stellt den Großteil seiner klassischen Skier in Budweis her, nicht aber die Profi-Modelle, die in Österreich entwickelt und produziert werden. Die tschechischen Eigenmarken Sporten und Lusti machen hingegen vorwiegend beim Snowboarden und im nordischen Bereich gute Figur – aber auch in medial weniger beachteten Sportarten wie etwa der Skiakrobatik, dem Damenskispringen oder dem Skiextremsport.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2010)