Putins Freunde steigen in der Reichstenliste auf

Putins Freunde steigen Reichstenliste
Putins Freunde steigen Reichstenliste(c) AP (Alexei Druzhinin)
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Leute aus der IT-Branche haben im Vorjahr an Bedeutung gewonnen. Bei den zehn reichsten Russen zeigt sich wenig Bewegung, bei den Top100 finden aber starke Umwälzungen statt.

Moskau. Russlands reichste Magnaten sind auf dem Weg, die historischen Höchststände ihrer Vermögen aus dem Jahr 2008 bald wieder zu erreichen. Doch sie müssen sich auch an neue Namen in ihren Reihen gewöhnen. Dies geht aus der Liste der Milliardäre hervor, die vom russischen Magazin „Finance“ publiziert wurde.

Auffälligste Veränderung ist der Höhenflug der engsten Freunde von Premier Wladimir Putin aus seiner Petersburger Zeit– etwa Arkadi Rotenberg, einst Putins Sparringspartner beim Judotraining und nun mit geschätzten 1,75 Mrd. Dollar (1,28 Mrd. Euro) um 17 Plätze auf Rang 63 hochgesprungen. Der 59-Jährige kontrolliert das Bauunternehmen Strojgazmontage, das Teile der Ostseepipeline Nord Stream errichtet. Auch hält er Anteile an der Baufirma Mototrest, die 2010 an die Börse ging und lukrative Aufträge zur Vorbereitung der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi an Land gezogen hat. Arkadis Bruder Boris katapultierte sich auf denselben Listenrang.

Um sechs Plätze auf Platz 17 kletterte Gennadi Timtschenko und hält nun bei 8,9 Mrd. Dollar. Timtschenko, mit Putin aus dem Judoclub bekannt, ist Gesellschafter des Ölhandelsunternehmens Gunvor und Hauptaktionär von Russlands zweitgrößtem Gaskonzern, Novatek.

Knapp an der Milliardengrenze kratzt Juri Kowaltschuk, Putins Datschennachbar, Banker und Großeinkäufer von Anteilen an russischen Leitmedien. „Je näher die Präsidentenwahlen 2012 kommen, umso mehr Aktiva landen in den Händen von Putins Petersburger Bekannten“, erklärt Irina Reznik, Investigativjournalistin der Wirtschaftszeitung „Wedomosti“.

Vermögen unter Vorkrisenniveau

Kowaltschuk hat gerade vom Multimilliardär und Besitzer des Fußballklubs Chelsea, Roman Abramowitsch, 25 Prozent am populären TV-Sender „1.Kanal“ gekauft. Abramowitsch selbst, unter anderem in der Stahlindustrie investiert, musste seinen dritten Platz in der Liste an den 57-jährigen Alischer Usmanow abtreten.

Usmanow, 19,9 Mrd. Dollar „schwer“, war lange dafür bekannt, dass er für Konzerne wie Gazprom die Rückholung einst veräußerter Anteile organisierte. Mittlerweile steht sein eigenes Bergbauunternehmen Metalloinvest vor dem Börsengang. Und Usmanow ist zum zweitgrößten Spieler auf dem russischen Mobilfunkmarkt geworden und mit Mail.ru 2010 erfolgreich an die Börse gegangen.

Investoren aus der IT-Branche zählen zu den Aufsteigern. Wer auf soziale Netze setzte oder im Retail für IT- und Telekommunikationsprodukte mitmischte, machte große Sprünge in der Liga jenseits der Top 100 oder darunter. Bei den Top Ten änderte sich wenig. Reichster Russe mit 28,3 Mrd. Dollar ist nach wie vor Wladimir Lisin, Chef des Stahlkonzerns Novolipezk. Die Top Ten steigerten ihr Vermögen gegenüber 2009 um 30 Prozent auf 182 Mrd. Dollar. Vor der Krise betrug es 221 Mrd. Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2011)

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