"Hypotopia": Doku blickt hinter die Kulissen des Hypo-Skandals

Auch der Hypo-U-Ausschuss wird in der Doku beleuchtet.
Auch der Hypo-U-Ausschuss wird in der Doku beleuchtet.APA/HELMUT FOHRINGER
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Am Sonntag um 23.05 Uhr geht auf ORF2 ein Dokumentarfilm dem "System Hypo" auf den Grund - und sucht nach Verantwortlichen.

Der Hypo-Untersuchungsausschuss ist zwar seit Monaten Geschichte. An diesem Sonntag (18. 12.) um 23.05 Uhr wird aber auf ORF 2 die Doku "Hypotopia - die Suche nach Verantwortung" ausgestrahlt. Der Fernsehfonds Austria förderte die Arbeit des Filmemachers Gerald Igor Hauzenberger für die Allegro Filmproduktionsgesellschaft. Er begleitete den Ausschuss und bereiste Orte von Hypo-Skandalprojekten.

Wie der U-Ausschuss geht die TV-Dokumentation, die vom Fernsehfonds mit 40.000 Euro gefördert wurde und insgesamt in der Herstellung etwas mehr als 160.000 Euro kostete, der Frage nach, wie es zum wohl teuersten Finanzskandal der österreichischen Nachkriegsgeschichte kam. Die Sendung aus der Reihe "dok.film" blickt dafür hinter die Fassade des "Systems Hypo" - illegale Geschäfte, suspekte Politmachenschaften und Fehlinvestitionen.

Ohne für Hypo-Kenner faktische Neuigkeiten zu bringen, schafft Hauzenberger es, das Desaster für "Hypo-Neulinge" sehr sehenswert aufzubereiten. Sein 90-minütiger Film zeigt schon am Anfang das Spannungsfeld des U-Ausschusses zwischen dem Erkenntnisinteresse, den neuen Regeln der Untersuchung nach Minderheitenrecht und die doch auch sehr hohen Erwartungen an die parlamentarische Aufklärung. Wenn ein Oppositionspolitiker wie Rainer Hable von den NEOS in der Doku damit vorkommt, dass der Ausschuss mit Unterlagen zugemüllt wird, ist einem reflektierten Beobachter klar, dass es wohl noch mehr Kritik gäbe, wenn zu wenig Unterlagen kommen würden.

Kroatischer Journalist im Zentrum

Domagoi Margetic, kroatischer Journalist und Kenner der Hypo-Affäre, Hauptprotagonist in der Dokumentation, ist erst in der laufenden Woche neuerlich wegen seiner Recherchen tätlich angegriffen worden, sagte Hautzenberger zur APA. Das zeigen auch aktuelle kroatische Medienberichte. Penibel genau erklärt Margetic etwa, wie die Hypo rund um das Hilltop-Projekt (>>> mehr dazu) auf Pag Kredite über Liechtenstein über die Piper-Gesellschaft vergab und Geschichten dahinter. Es ist für Seher, die den Skandal nicht so gut kennen, sehr griffig, wenn der Kroate erklärt, dass die Hypo für "Gestrüpp und Schafsdreck" 40 Mio. Euro gezahlt hat - bei einem Schätzwert von 3 Mio. Euro. Kroatische Politiker seien um "einige Millionen reicher" geworden, während die Hypo gewusst habe, dass ihr das Land gar nicht gehöre. Auch Namen wie Jörg Haider, Ivo Sanader oder auch Walter Wolff werden beleuchtet. Schon in den Jahren ab 2004 habe er, Margetic, jedem Parlamentsklub in Wien und einigen Ministerien seine Recherchen zukommen lassen, niemand habe sich ursprünglich interessiert. Die Grünen Rolf Holub und Peter PIlz hätten ihn schließlich doch für ein Treffen in Kroatien besucht.

Überbordend scheint die viele Zeit, die dem früheren Haider-Intimus Stefan Petzner im Film gewidmet wird. Da ist Margetic als Protagonist spannender, weil er viel mehr Pikantes zu erzählen hat, das hierzulande nicht so bekannt ist.

Aus dem Ausschussgeschehen werden in der Doku sogar Einvernahmen nachgesprochen. Schließlich sind Bild- und Tonaufnahmen während der Befragungen im U-Ausschuss verboten sind. Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer ließ sich persönlich interviewen. Von daher können sich endlich auch Nicht-Journalisten ein Bild vom Ablauf solcher Befragungen machen - sofern man sich am letzten Sonntag vor Weihnachten nächtens eine solch schwere Kost für die Steuerzahler antun will - von den Anfängen in Kärnten mit den ersten Skandalen, die Notverstaatlichung und auch die Zeit danach.

(Philip Stotter/APA)

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