„Grüne“ Medaillen bei Olympia 2020 in Tokio

OLYMPIA - Olympische Sommerspiele 2004 Athen
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Die Japaner sollen ausgediente Smartphones hergeben, um daraus Altmetall zu gewinnen. Ob damit auch Kosten gespart werden, ist wegen der aufwendigen Prozesse jedoch fraglich.

Etwa 5000 Medaillen aus Bronze, Silber und Gold werden bei Olympischen Spielen 2020 in Tokio vergeben. Diese sollen zum ersten Mal komplett aus Recycling-Metall sein, wie die „Welt-Online“ berichtet. Genauer: Aus Handyschrott. „Die Ressourcen unserer Erde sind begrenzt. Wenn wir recyceln, denken wir an die Umwelt“, sagte der Sportdirektor von Tokio 2020, Koji Murofushi. Demnach erhalten die Medaillengewinner in Tokio also erstmals „grüne Medaillen“.

Der Olympia-Chef für Tokio lässt ab April in den Shops des japanischen Telekom-Riesen NTT Docomo Sammelboxen aufgestellen. NTT ist für die Aktion eigens eine Allianz mit der Recycing-Firma Japan Environmental Sanitation Centre eingegangen. Die Japaner können ihre alten Samrtphones in den Handy-Läden zurückgeben, aber auch andere Haushaltskleingeräte sind willkommen.

Um das Projekt erfolgreich umzusetzen, benötigen die Japaner Recyclingmaterial für die Gewinnung von insgesamt acht Tonnen Metall. Gebraucht werden laut Organisatoren 40 Kilo Gold und jeweils knapp drei Tonnen Silber und Bronze sowie Legierungsstoffe. Dann stehe den 5000 Medaillen für die Olympischen und die Paralympischen Spiele nichts mehr im Weg.

Kosteneinsparung fraglich

Um das Mengenziel zu erreichen, werden Millionen Altgeräte zusammenkommen müssen. Je nach Typ enthalten Smartphones etwa 250 Milligramm Silber und 25 Milligramm Gold. Nach Schätzungen stecken mehr als zwei Tonnen Gold in den rund 100 Millionen Handys, die in Deutschlands Haushalten vorhanden sind. Das gelbe Edelmetall verhindert beispielsweise die Oxidation von Kontakten und Leitungen.

Neben Silber und Gold sind in den Schrotthandys regelmäßig weitere wertvolle Stoffe wie Platin, Palladium, Lithium, Kobalt und Nickel enthalten. Für die Trennung sind aufwendige chemische und mechanische Prozesse erforderlich. Ob sich damit wirklich nennenswerte Kostensenkungen erreichen lassen, gilt als fraglich. Viele Japaner würden es sich wohl wünschen. Das Budget für Olympia 2020 war zwischenzeitlich auf bis zu 35 Milliarden Dollar angeschwollen, es wurde inzwischen durch diverse Sparmaßnahmen auf 21 Milliarden Dollar (19,5 Milliarden Euro) eingedampft.

Tokio ist aber keine wirkliche Premiere für Recycling-Medaillen. Denn schon bei Olympia in Rio im Vorjahr stammte ein Drittel des Silber- und Bronze-Materials aus Wiederverwertung.

>> Artikel in "Welt-Online"

(red.)


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