Euro-Gruppe-Chef beleidigte Südeuropäer

Euro-Gruppe-Chef Jeroen Dijsselbloem.
Euro-Gruppe-Chef Jeroen Dijsselbloem.(c) REUTERS (Francois Lenoir)
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Dijsselbloem warf südlichen Eurostaaten vor, ihr Geld nur für Schnaps und Frauen auszugeben. Italiens Ex-Premier Renzi forderte daraufhin seinen Rücktritt.

Brüssel. Heftige Kritik musste der niederländische Finanzminister und Euro-Gruppe-Chef Jeroen Dijsselbloem für Äußerungen in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einstecken. Er hatte kritisiert, die südeuropäischen Länder würden Geld verschwenden und sich nicht an die Regeln des Euro-Stabilitätspakts halten. „Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie (nördliche Euroländer, Anm.) um Ihre Unterstützung bitten.“

Nicht nur in den betroffenen Ländern, sondern auch in den EU-Institutionen wurde die Äußerung als Beleidigung zurückgewiesen. Italiens Ex-Premier Matteo Renzi forderte Dijsselbloem zum sofortigen Rücktritt auf. Auch Portugals Ministerpräsident, Antonio Costa, schloss sich der Forderung an und nannte die Äußerungen „rassistisch, fremdenfeindlich und sexistisch“. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte, sie hätte sich nicht so geäußert wie Dijsselbloem, und sie halte die Aussagen auch für falsch. Der Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europaparlament, Gianni Pittella, ging ebenfalls auf Distanz zu seinem Parteikollegen und sprach von „schändlichen und schockierenden Worten“.

Der Niederländer könnte seinen Posten freilich sowieso bald verlieren, da seine Sozialdemokratische Partei voraussichtlich nicht mehr Teil der Regierungskoalition in Den Haag bleiben und er somit das Amt des Finanzministers verlieren dürfte. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2017)

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