Mollner Schmiede schließt "Rüstungsauftrag" für Vatikan ab

Die Schweizergarde ist, was Harnische angeht, wieder für Hunderte Jahre ausstaffiert
Die Schweizergarde ist, was Harnische angeht, wieder für Hunderte Jahre ausstaffiertAPA/SCHWEIZER GARDE
  • Drucken

Die Mollner "Schmidten bei der Lacken" besteht seit dem 14. Jahrhundert und produziert von Rüstungen über Schwerter bis hin zu Eisengeländern "alles, was historisch ist". Ein Großauftrag kam aus dem Vatikan.

Die Schmiede der Familie Schmidberger in Molln (Bezirk Kirchdorf) schließt bis Jahresende einen großen "Rüstungsauftrag" für den Vatikan ab. Sie hat in den vergangenen Jahren 80 Harnische für die päpstliche Schweizergarde produziert. Eine neue Lieferung ist nun "für etliche hundert Jahre kein Thema mehr", so Johann Schmidberger, der den Zwei-Mann-Betrieb mit seinem Bruder Georg führt.

2009 bekamen die oberösterreichischen Handwerker, die noch ganz traditionell arbeiten, den Großauftrag für den Vatikan. Seither stellten sie zehn Körper und Arme bedeckende Gala-Rüstungen pro Jahr her, beenden also heuer ihr Werk. Produziert wurden die Rüstungen nach Schneidermaßen in neun verschiedenen Größen. Der Kommandant bekam einen vergoldeten Offiziersharnisch und war zur Anprobe im Vorjahr in Molln. Er sei sehr beeindruckt gewesen, dass ein so kleiner Betrieb so viele unterschiedliche Dinge herstelle, berichtete Schmidberger stolz im APA-Gespräch.

Damit ist die Schweizergarde, was die Harnische angeht, wieder für Hunderte Jahre ausstaffiert. Die neuen Rüstungen aus Molln sind die ersten seit 500 Jahren. Die Schmidbergers haben aber bereits einen Folgeauftrag an Land gezogen: Als nächstes werden die charakteristischen Helme - Morions genannt - der päpstlichen Leibwache in Oberösterreich entstehen, 30 bis 40 Stück an der Zahl.

"Alles, was historisch ist"

Die Mollner "Schmidten bei der Lacken" besteht seit dem 14. Jahrhundert und produziert von Rüstungen über Schwerter bis hin zu Eisengeländern "alles, was historisch ist", wie Schmidberger es zusammenfasst. "Wir restaurieren auch viel." Die Erzeugnisse kommen in internationalen Opern- und Schauspielhäusern - u.a. bei den Salzburger Festspielen oder in der Bayrischen Staatsoper - sowie in Museen, bei Mittelalterveranstaltungen, Turnieren und Schaukämpfen zum Einsatz. Sammler gehören ebenso zu den Kunden wie historische Vereine - und eben der Vatikan.

Die im Regelfall 110 Mann starke Schweizergarde bildet seit einem halben Jahrtausend die militärische Schutztruppe der Päpste. Die Mitglieder kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Zudem begleiten sie das Kirchenoberhaupt auf Reisen.

Beitreten können nur unbescholtene, männliche Schweizer Bürger. Sie müssen praktizierende Katholiken sein, in ihrer Heimat den Militärdienst abgeleistet haben und sich für zumindest zwei Jahre verpflichten. Wer Hellebardier werden will, sollte 1,74 Meter oder mehr messen, darf bei Eintritt noch keine 30 Jahre zählen und muss ledig sein. Offiziere und länger gediente Gardisten dürfen heiraten.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.