Arbeit: Firma zahlt Nichtrauchern 100 Euro mehr Gehalt pro Monat

Rechtlich betrachtet sind Rauchpausen als Freizeit zu werten.

WIEN.Es ist eine viel diskutierte Frage: Wie sehr schaden Raucher, die während der Arbeitszeit ihrer Sucht nachgehen, ihrem Arbeitgeber? Das niederösterreichische Unternehmen „Dolphin Technologies“ hat diese Frage für sich beantwortet. „Jeder unserer Raucher verqualmt monatlich 20 Stunden seiner Arbeitszeit“, sagt Harald Trautsch, Chef des Anbieters von Kfz-Sicherheitslösungen. Deshalb werde man künftig jenen, die nicht rauchen, brutto 100 Euro pro Monat mehr bezahlen.

Trautsch geht davon aus, dass alle zehn Mitarbeiter das Rauchen aufgeben und die 100 Euro kassieren werden. Derzeit würde, so der Unternehmenschef, jeder der Mitarbeiter in etwa ein Packerl am Tag rauchen. Detail am Rande: Wer rückfällig wird, muss die Prämie der vergangenen sechs Monate einer karitativen Organisation spenden.

Überstunden für Raucher

„Das ist sicher eine gute und nette Sache“, sagt Arbeitsrechtler Franz Marhold zur „Presse“. Allerdings: Nötig wäre es nicht. „Denn wer während der Arbeitszeit raucht, geht einer eigenwirtschaftlichen Tätigkeit nach“, erklärt der Experte. „Das ist genau das gleiche, wenn jemand Computer spielt oder privat telefoniert.“ Das heißt, so Marhold, dass es rechtlich absolut gedeckt wäre, dem Raucher seine Rauchpausen auf die Arbeitszeit aufzuschlagen.

Genau dies geschieht beim Tiroler Kristall-Konzern Swarovski. Seit 2002 müssen rauchende Mitarbeiter ihre Rauchpausen „ausstempeln“. Das heißt: Betritt der Raucher das „Raucherzimmer“, stempelt er bei einer Maschine, verlässt er den Raum, stempelt er erneut. Die Zeit dazwischen wird nicht mehr als Arbeitszeit gerechnet. Daher muss der Raucher länger in der Firma bleiben als der Nichtraucher.

„Ein aus wirtschaftlicher Sicht entscheidender Schritt“, heißt es aus dem Unternehmen. Schon eine zehnminütige Rauchpause pro Tag bedeute auf das Jahr gerechnet einen Arbeitsausfall von einer Woche.

Den bei der Einführung der „Stempel-Aktion“ von der Gewerkschaft geäußerten Vorwurf, wonach Raucher mit dieser Methode „zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden“, will man sich bei Swarovski nicht gefallen lassen. „Im Gegenteil. Macht man das nicht, werden doch indirekt die Nichtraucher bestraft“.

Die Regelung betreffe vor allem Mitarbeiter, die wegen brand-technischer Auflagen ihren Arbeitsplatz zum Rauchen verlassen müssen. Auch für Arbeitsrechtler Marhold ist dies ein entscheidender Punkt. Denn jenen, für die das Rauchen mit der Arbeitstätigkeit vereinbar sei, dürfe man natürlich keine Arbeitszeit aufschlagen. Als Beispiel nennt Marhold „Schreibtisch-Jobs“, bei denen vorwiegend gelesen oder telefoniert werde.

Inline Flex[Faktbox] TEURE SUCHT("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2007)

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