Immobilien: Flucht in "Betongold" lässt Preise steigen

Immobilien Flucht Betongold laesst
Immobilien Flucht Betongold laesst(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Preise in Wien gingen mit acht Prozent stärker nach oben als im übrigen Österreich. Von einer Blasenbildung will die Bank Austria aber nicht sprechen.

Auch Österreichs Immobilienmarkt leidet nach Einschätzung der Bank Austria unter der Schuldenkrise im Euroraum, von einer ungesunden Blasenbildung in dem Sektor könne man aber nicht sprechen. Doch sollte die Krisenstimmung bald zu einem Ende kommen, sonst drohe die eine oder andere Übertreibung am Markt, warnten Immo-Experten der Bank am Freitag. In Wien stiegen die Immo-Preise 2010 und 2011 um je acht Prozent, im übrigen Österreich um fünf Prozent. Am Büromarkt in Wien ist die Neuvermietung im Vorjahr von 275.000 auf 260.000 Quadratmeter gesunken, die Flächen-Neuproduktion wuchs nur schwach von 165.000 auf 180.000 Quadratmeter und dürfte 2012 auf bis zu 240.000 zulegen.

Ohne Absturzgefahr sei der heimische Immo-Markt, da er stark eigenkapitalgetrieben sei, betonte Reinhard Madlencnik, Head of Real Estate Bank Austria. Der Risikoappetit sei wegen der Krisenstimmung aber auch hierzulande derzeit gering: Kommerzielle Investoren würden sich primär auf krisenresistente Objekte in sehr guten Lagen mit Mietern guter Bonität konzentrieren, und Privatinvestoren würden mit ihrer Flucht in "Betongold" die Preise von Wohn-Immobilien nach oben treiben.

Im internationalen Vergleich sind die Wohnungs- bzw. Häuserpreise im vergangenen Jahrzehnt im österreichischen Durchschnitt um rund 25 Prozent nominell, in der Eurozone vergleichsweise um 46 Prozent.  In Einzelsegmenten, vor allem in den Ballungszentren und in Luxussegmenten gab es allerdings kräftige Preissteigerungen. Den Wiener Trend hat erst vor Kurzem des Immo-Barometer des Portals FindMyHome.at ebenfalls aufgezeigt (>>>mehr dazu).

Rendite auf 6,3 Prozent gestiegen

Die starke Nachfrage nach Anlegerwohnungen und Zinshäusern ließ die Renditen massiv sinken, da die Käufer den Erhalt ihres Investments und weniger den Ertrag im Blick hätten. In den letzten Jahren lag die Netto-Cash-Flow-Rendite über alle Nutzungsarten bei rund fünf Prozent - für 2011 wurde ein Total Return von 6,3 Prozent errechnet. Das ist jene Rendite, die aus der laufenden, operativen Nutzung der Immobilien bezogen auf das gebundene Kapital erwirtschaftet wird. "Österreich positionierte sich damit 2011 im europäischen Vergleich im oberen Mittelfeld", heißt es.

Die Investoren-Klagen, dass auch in Österreich die Banken bei Immo-Finanzierungen "zurückhaltend" seien, können die Vertreter des Instituts nicht nachvollziehen. Die Gesamtzins-Belastung - Euribor plus Bankenaufschlag - befinde sich insgesamt auf historisch moderatem Niveau. Solange sich die Eurozonenkrise nicht beruhigt, wird uns verstärkte Unsicherheit begleiten. Demnach werden die Refinanzierungskosten der Banken weiterhin relativ hoch bleiben und Immobilien-Investoren werden nach wie vor zurückhaltend agieren, so Madlenicek.

(APA)

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