Ex-Bawag-Chef erscheint aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Gericht. Dabei würde laut Gutachter Steurer nichts dagegen sprechen.
Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner ist am heutigen Montag im zweiten Bawag-Prozess wieder einmal nicht vor Gericht erschienen. Elsners Anwalt Jürgen Stephan Mertens sagte vor Beginn der Verhandlung, Elsner sei zu krank, um befragt zu werden. Mehrere Kardiologen hätten festgestellt, dass bei Elsner in diesem Fall Lebensgefahr bestünde. "Die Infarktgefahr ist einfach zu groß", sagte er. Gerichtsgutachters Günter Leopold Steurer ist da anderer Meinung. Er habe die Befunde bekommen und mit Elsners Arzt, dem Kardiologen Manfred Deutsch, ein persönliches Gespräch geführt. Elsner selbst habe er aber in letzter Zeit nicht gesehen. "Aus meiner Sicht ergibt sich aus allen Befunden ein stabiler Gesundheitszustand", sagte Steurer: "Aus meiner Sicht ist Elsner verhandlungsfähig".
Auf Basis des Gutachtens könnte Elsner nun sogar mit Zwangsgewalt zur Verhandlung vorgeführt werden. Die Sache hat allerdings einen Haken: Ruth Elsner zufolge wird ihr Mann in einer deutschen Reha-Klinik behandelt. Gerichtssprecher Christian Gneist erklärt: "Wir haben keine Handhabe, ihn aus Deutschland vorführen zu lassen. Unsere Hoheitsgewalt bezieht sich ausschließlich auf Österreich".
Arzt sollte bei Prozess dabei sein
Laut Gutachter Steurer ist Elsner ein 77-jähriger Patient mit einer "koronaren Risikosituation", daher sollte bei der Verhandlung ein Arzt dabei sein. Auch eine Staffelung der Befragung wäre sicher positiv. Der Arzt erläuterte ausführlich die ihm übermittelten Befunde Elsners. Die Lungenerkrankung sei medikamentös behandelt worden, die Wasseransammlung in der Lunge sei dreimal punktiert worden. Bei der Herzerkrankung sei es in den letzten fünf Jahren zu einer geringen Verschlechterung gekommen, von einem Eingriff werde aber Abstand genommen. Die medikamentöse Behandlung werde fortgesetzt. Die Nierenschwäche sei derzeit nicht ausgeprägt.
Ruth Elsner: "Er ist massiv herzinfarktgefährdet"
Elsners Anwalt Andreas Stranzinger hatte zuvor dem Richter das Angebot seines Mandanten mitgeteilt, dass er im September beim nächsten Verhandlungsblock eventuell kommen könne. Den Aufenthaltsort Elsners teile man dem Gericht mit mit der Bitte, ihn vor der Öffentlichkeit zu schützen, denn der Stress würde seine Therapie gefährden.
Dass er bereits diese Woche im Gerichtssaal auftaucht, ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich. "Er ist massiv herzinfarktgefährdet. Er hat vor kurzem eine Operation in die Lunge hinein gehabt. Er ist 77. Das ist alles kein Lercherl", sagte Ruth Elsner zu Journalisten. Da im laufenden Prozess offenbar weiter kein Interesse bestehe, den Verbleib der von Wolfgang Flöttl verspekulierten Bawag-Millionen zu klären, "wird mein Mann für diese Farce nicht seine Gesundheit riskieren".
Nach einer nur halbstündigen Verhandlung beendet Richter Christian Böhm den heutigen fünfzehnten Verhandlungstag. Am Dienstag um 9 Uhr geht der Bawag-Prozess weiter.
Im zweiten Bawag-Strafprozess ist das Gericht auf die Aussagen von Helmut Elsner angewiesen. Doch er will trotz Vorladung nicht kommen – er sei zu krank. Wie lange das Verfahren noch dauern wird, ist offen.
Derzeit hält sich Elsner in einer Tiroler Lungenklinik auf. Den für heute in Wien festgelegten Gutachtertermin bei einem Arzt wird er wohl nicht wahrnehmen.