Auf der Suche nach dem ÖIAG-Chef: Es wird spannend

(c) APA (GINDL Barbara)
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Headhunter Egon Zehnder hat vier Kandidaten auf die Shortlist gesetzt: Herbert Paierl, Rudolf Kemler, Peter Malanik und Günter Leonhartsberger. Sie könnten verschiedener nicht sein.

Wien. Am Anfang schien alles ganz einfach – aber nur kurz. Nach dem überraschenden vorzeitigen Ausscheiden von Markus Beyrer als ÖIAG-Chef dauerte es nicht lange, bis sich ein Favorit herauskristallisierte. Herbert Paierl hieß er. Als ehemaliger steirischer ÖVP-Wirtschaftslandesrat und Manager beim Magnakonzern von Frank Stronach verfügt der umtriebige Paierl über Politik- und Wirtschaftserfahrung. Obwohl in der ÖVP nicht nur geliebt, genießt er die Unterstützung von ÖVP-Chef Michael Spindelegger und ÖVP-Finanzministerin Maria Fekter.

Paierl ist zwar nach wie vor im Rennen – er ist einer der vier Kandidaten, die Headhunter Egon Zehnder nach der Absage etlicher Topleute auf die Shortlist gesetzt hat. Sie werden sich, wie „Die Presse“ erfuhr, am 6.September dem Hearing vor dem Personalausschuss des ÖIAG-Aufsichtsrats stellen. Paierl hat auch gute Chancen, einen Tag später vom Gesamtaufsichtsrat gekürt zu werden. Aber er gilt nicht mehr mit Abstand als Topfavorit. Seine Konkurrenten: Rudolf Kemler, Ex-Chef von Hewlett-Packard Österreich, der ehemalige AUA-Vorstand Peter Malanik und ÖIAG-Chefjurist Günter Leonhartsberger.

Einmal abgesehen von Leonhartsberger, der als exzellenter Fachmann der Staatsholding gilt, aber keine entsprechende Unterstützung in Politik und Industrie genießt (er hat sich auch schon vor einem Jahr erfolglos beworben), gelten Kemler und Malanik als ernst zu nehmende Konkurrenten. Womit das Rennen noch einmal spannend werden könnte.

Kemler holte auf

Vor allem Kemler soll zuletzt viele Befürworter gewonnen haben. Nach ersten Karriereschritten in der Bankenwelt (Creditanstalt und Girozentrale) sammelte der nunmehr 56-Jährige reiche Erfahrung in der IT-Industrie. Nixdorf, dann Siemens-Nixdorf Informationssysteme, T-Systems und zuletzt HP lauten seine Stationen. Dass Kemler auch im Vorstand der Industriellenvereinigung Wien sitzt, dürfte kein Nachteil sein.

Aber auch Malanik ist noch nicht ganz aus dem Rennen. Immerhin gilt er als Bürgerlicher, was angesichts des für die ÖIAG zuständigen Finanzministeriums ein Vorteil ist. Andererseits gilt er als kompromissbereit, wie er als Arbeitnehmervertreter in vielen AUA-KV-Runden gezeigt hat. Aber genau diese Konzilianz wird ihm von Kritikern zur Last gelegt – wie auch, dass er den finanziellen Absturz der AUA nicht rechtzeitig gebremst hätte.

Eines ist schon sicher: Eine Frau, wie sich das ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Peter Mitterbauer wünschte, wird nicht erstmals an der Spitze der ÖIAG stehen. Mitterbauer, der auf der vom Gesetz eingeräumten Unabhängigkeit des Aufsichtsrats besteht und selbst auf die Suche ging, holte sich Absagen von Brigitte Ederer (Siemens), Michaela Steinacker (Raiffeisen) und Regina Prehofer (Wirtschaftsuni).

Am 7.September können die zehn Kapitalvertreter und fünf Betriebsräte im Aufsichtsrat nun ihre Unabhängigkeit beweisen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2012)

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