Rechnungen: Der Staat zahlt als Letzter

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Symbolbild(c) Erwin Wodicka
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Dank einer EU-Richtlinie muss die öffentliche Hand Rechnungen künftig früher zahlen. Für die heimischen Unternehmer dürfte die Richtlinie hingegen kaum ein Problem darstellen. Sie sind ohnehin mustergültig.

Wien/jps Die öffentliche Hand ist sehr zögerlich, wenn es ans Begleichen von Rechnungen geht. Durchschnittlich brauchen Bund, Länder oder Kommunen 42 Tage, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Das ist um über zwei Wochen länger, als das durchschnittliche Zahlungsziel vorgibt. Zu diesem Ergebnis kommt die Trendumfrage des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV), die am Dienstag in Wien vorgestellt wurde.

Am längsten dauert es im Burgenland (46 Tage), am schnellsten ist Vorarlberg (35 Tage). Der Zahlungsverzug ist mit elf Tagen in der Steiermark am größten. Die Zahlungsziel-Richtlinie der Europäischen Kommission dürfte das in den Augen des KSV „glücklicherweise“ ändern. Sie bringt für die öffentliche Hand eine maximale Zahlungsdauer von 30 Tagen. Ausnahmen bis 60 Tage oder eine frei gewählte Frist, der beide Seiten zustimmen müssen, sind möglich. Hält der Schuldner die Frist nicht ein, kann sein Gläubiger mindestens 40 Euro Entschädigung verlangen. Die öffentliche Hand Österreichs muss allerdings um bis zu 16 Tage schneller werden, um die Vorgaben zu erfüllen.



Für die heimischen Unternehmer dürfte das hingegen kaum ein Problem darstellen. Sie zählen ohnehin zu Europas „Musterschülern“ und liegen mit 31 Tagen nur einen Tag über den Zielen der Richtlinie. Klassenprimus ist Finnland mit 27 Tagen. Wenig überraschend die Schlusslichter: Italienische Unternehmen brauchen 96, spanische gar 97 Tage, um ihre Rechnungen zu begleichen.

In Österreich ist nur rund ein Viertel aller Kunden mit dem Bezahlen ihrer Rechnungen in Verzug – bei den Privatkunden sind es nur 17 Prozent. Mindestens drei Viertel überweisen das Geld für erbrachte Leistungen innerhalb des Zahlungsziels, also pünktlich. Die gängigen Gründe für Verzögerungen sind Vergesslichkeit, vorübergehende Liquiditätsengpässe, Vorsatz oder Überschuldung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2012)

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