ÖVAG baut bis 2017 mehr als tausend Stellen ab

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ÖVAG(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Der größte Teil des Stellenabbaus soll durch Verkäufe von Sparten und Töchtern erfolgen. Auch sind Fusionen unter den regionalen Volksbanken geplant.

Seit Mittwoch liegen die harten Auflagen der EU vor, die die im April mit staatlicher Hilfe aufgefangene Volksbanken AG (ÖVAG) zur Halbierung ihrer Geschäfte und ihrer Belegschaft zwingen. Bis 2017 wird die Bank rund 1100 Mitarbeiter weniger haben als jetzt.

Der größte Teil der Beschäftigten soll durch Verkäufe von Sparten und Töchtern aus den ÖVAG-Gehaltslisten herausfallen. Allein rund 700 der auf der ÖVAG-Streichliste erfassten rund 1100 Stellen sind in der Volksbank Leasing International. Für diese 51-Prozent-Tochter ist die EU-Deadline für den Verkauf Ende 2014.

200 Mitarbeiter im "Abbaubereich"

Weitere 200 Mitarbeiter zählen zum so genannten "Abbaubereich", also Rückzugsgebiete in der Hypothekenkredit- und Unternehmensfinanzierung. In der ÖVAG-Bankzentrale selbst, in Organisation und Backoffice, werden weitere 200 Leute ihren Job verlieren.

Verkaufen muss die Bank auch ihre Rumänien-Tochter und den Anteil an der Raiffeisen Zentralbank (RZB) sowie Tochterbanken auf Malta. Bis 2017 muss der Staat - der seit April auch direkter Aktionär ist - zumindest mit seinem Partizipationskapital ausgelöst sein, in der Bank spricht man von einem "Rückkauf". Bankchef Stephan Koren will möglichst ohne neuerliche Staatshilfe auskommen. Ausschließen kann er aber nichts.

Fusionen kommen

Unter den 62 regionalen Volksbanken wird es in den nächsten Jahren zu Fusionen kommen. "Diese Diskusion wird man führen", sagte der neue ÖVAG-Chef Koren. "Jede Krise bedeutet auch Konsolidierung". Es gebe Gespräche zwischen Volksbanken. Derzeit haben die Volksbanken rund 550 Filialen.

Es werde in fünf Jahren wohl weniger Institute und weniger Filialen geben. "Was wir nicht wollen, ist, dass der Sektor der Volksbanken schrumpft", sagte Koren. Die ÖVAG kann Volksbanken der Primärstufe künftig Fusionen aus wirtschaftlichen Gründen anempfehlen. Direkt Weisung dazu kann sie weiter nicht geben - wenngleich der neue Haftungszusammenschluss sonst jede Menge Weisungsbefugnis festschreibt. Mit dem neuen Haftungsvertrag zwischen ÖVAG und Volksbanken wird die Gruppe zwar gesellschaftsrechtlich kein Konzern, aber ein "virtueller", wie Koren sagte. Die ÖVAG hat weitreichende Durchgriffsrechte auf die einzelnen Volksbanken. Sie sei als Steuerungseinheit auch zuständig für die Realisierung von Synergien.

Raiffeisen muss Zusage einlösen

Als Ende Februar die ÖVAG vom Staat aufgefangen werden musste, blieben auch die Altaktionäre in der Pflicht. Die RZB wurde zur Umsetzung von "geeigneten Maßnahmen" verpflichtet, durch die der ÖVAG bis spätestens 31. August dauerhaft 100 Millionen Euro an "positiver Eigenkapitalwirkung" und 500 Millionen Euro an Liquidität zugeführt werden", wie es in den Mitteilungen vom 27. Februar wörtlich hieß.

Die Frist Ende August ist schon verstrichen. Der neue ÖVAG-Chef Koren nannte nun den 15. Oktober als Stichtag, bis zu dem entschieden werden sollte, wie die RZB dem Passus nachkommt. Die 100 Millionen an positiver Eigenkapitalwirkung und 500 Millionen Cash-Effekt könnten nach ÖVAG-Lesart am einfachsten dargestellt werden, wenn die Raiffeisen-Gruppe das - nach Verwässerungen auf mittlerweile 4,64 Prozent gesunkene - Paket der ÖVAG an der RZB aufkauft.

(APA)

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