Wanovits: "Wollte Angriff auf Telekom-Aktie abwehren"

TELEKOM-PROZESS: WANOVITS
TELEKOM-PROZESS: WANOVITSAPA/GEORG HOCHMUTH
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Der Broker Johann Wanovits verteidigt am dritten Tag des Prozesses seine "Kurspflege". Vom Telekom-Geld gab er 400.000 Euro an einen "Partner" weiter.

Der Broker Johann Wanovits hat am dritten Verhandlungstag im Telekom-Prozess rund um eine Kursmanipulation seine "Kurspflege" verteidigt. Er bekannte sich nicht schuldig, vielmehr habe er einen "unzulässigen" Angriff auf den Aktienkurs der Telekom Austria durch einen Kauf von 1,2 Millionen Aktien abgewehrt. Eine schriftliche Vereinbarung über den Aktienkauf gab es mit der Telekom nicht, obwohl dies bei derartigen Geschäften an sich üblich war. Dass es zu keiner Verschriftlichung kam, begründete Wanovits in der Befragung durch Richter Michael Tolstiuk damit, dass er an ein "Gentlemen's-Agreement" geglaubt habe. Hätte die Telekom die Zusagen zu einer finanziellen Risikoabsicherung nicht eingehalten, wäre das "schuftig" gewesen.

Wanovits widerspricht Trimmel

Der Kontakt mit der Telekom habe auf Betreiben des Prokuristen Josef Trimmel stattgefunden, den Wanovits bei einem burgenländischen Musikverein kennengelernt hatte. Damit widerspricht er Trimmel, der am Vortag aussagte, Wanovits sei an ihn herangetreten (mehr dazu ...). Am Faschingsdienstag im Februar 2004 habe es dann ein Treffen mit Trimmel und dem damaligen Controllingchef Gernot Schieszler gegeben. Die Telekom-Manager hätten ihn gefragt, ob er sich vorstellen könne Aktien zu kaufen. Er habe dann am Aschermittwoch klar gesehen, dass der Aktienkurs der Telekom in der Schlussauktion nach unten gedrückt werde. Darauf habe er dann im "Gasthaus Hansy" am Praterstern Schieszler und Trimmel getroffen. Dabei sei vereinbart worden, dass Wanovits eine Million Euro erhalten solle, weil er durch den Aktienkauf ein Risiko eingehe. Laut Wanovits war er damals überzeugt, dass er sein Ziel erreichen werde, denn nur in diesem Fall sollte er eine Million erhalten.

Dass das Aktienoptionsprogramm der Telekom bei einer Investmentbank abgesichert war und diese Option vom Vorstand schon gezogen worden war, habe er damals nicht gewusst.

"Eigenes Buch und eigenes Risiko"

Wanovits erklärte, dass er die Aktien auf "eigenes Buch und eigenes Risiko" gekauft habe. Mit der Telekom, also mit Schieszler, habe es ein "Gentlemen-Agreement" gegeben, dass man mit ihm in Geschäftskontakte treten werde. Bei der Platzierung von Anleihen oder bei Aktienrückkäufen könne man viel verdienen, schilderte er. Die Order zum Kauf der Telekom-Aktien habe er eine halbe Stunde vor Börseschluss erhalten. Trimmel habe ihm gesagt, dass der Vorstand"der Telekom interessiert sei, die Geschäfte zu machen, und habe ihm das Okay gegeben".

Nach dem Kurssprung, der zu einem 8,8 Millionen Euro schweren Bonusprogramm für knapp 100 Telekom-Manager führte, kam es zu einer intensiven kritischen Medienberichterstattung und einer Untersuchung der Finanzmarktaufsicht (FMA), wodurch die Telekom auf Distanz zu ihm gegangen sei. Gegengeschäfte seien nicht möglich gewesen. "Ich wurde vertröstet", meinte Wanovits.

Drei Bargeldübergaben

Wanovits erhielt von der Telekom für seine Dienste bei drei Bargeldübergaben 600.000 Euro. Auf Nachfrage von Staatsanwalt Hannes Wandl sagte Wanovits, dass eine Rechnungslegung eigentlich nie geplant gewesen sei. "Warum soll ich sie (Anm.: die Telekom) mit einer Rechnung ärgern, wenn das nicht gewünscht ist?", verteidigte Wanovits die Bargeldtransaktion ohne Rechnung und Quittung. Dass er Schieszler und Josef Trimmel aufgefordert habe, sich selber auch etwas zu nehmen, schloss der Broker dezidiert aus. Die erste Bargeldübergabe am 8. Juli 2004 führten Schieszler und Trimmel durch. Dass diese die 500-Euro-Scheine in Packerln zuvor vom Lobbyisten Peter Hochegger abholten, der selber das Geld von der Telekom erhalten und über einen Scheinauftrag "gewaschen" hatte, habe er nicht gewusst - "das ist ja abenteuerlich", meinte Wanovits.

Das Geld habe er "ohne Quittung" übernommen. Verwendet habe er es für Aufwendungen seiner Euro Invest Bank, Rechnungen darüber gebe es nicht. Er bestätige, dass er mit dem erstangeklagten Ex-Telekom-Festnetzchef Rudolf Fischer im Jahr 2008 telefoniert habe, weil noch Zahlungen an ihn ausständig waren. Fischer habe ihn vertröstet und gemeint "schau ma mal". "Eine typisch wienerische Antwort", meinte der Staatsanwalt. 

Ebenfalls im Jahr 2008 habe ihm Schieszler angeboten, Kontakt zu Hochegger herzustellen. 390.000 Euro bekam er vom Lobbyisten Peter Hochegger für diverse "Studien". Den Zeitaufwand für die Studie bezifferte er mit einigen Monaten. Später meinte er, es seien "einige Wochen" gewesen. Von der insgesamt eine Million Euro, die ihm der Aktienkauf zur Kurspflege neben dem Aktiengewinn gebracht hätte, würden also bis dato 10.000 Euro fehlen.

Broker Wanovits gab 400.000 Euro weiter

Wanovits räumte jedoch ein, dass er die 600.000 Euro, die er in bar von der Telekom erhalten hatte, nicht zur Gänze behielt. 400.000 Euro wanderten - ebenfalls bar - an einen "Vertragspartner", bei dem sich der Broker nach Eigenangaben gegen Kursverluste bei dem angeklagten Telekom-Deal abgesichert hat. Den Namen des Partners wollte er nicht nennen. Es gäbe auch keine Aufzeichnungen über die Geldweitergabe.

Sein eigenes Handeln verteidigte Wanovits heute: Die Finanzmarktaufsicht (FMA) habe die Sache untersucht, aber ihn nicht bestraft. Wanovits hatte der FMA allerdings seinen Auftraggeber, die Telekom, verheimlicht. Auch von Geldübergaben wusste die FMA nichts. Die Schuld sieht woanders: Die Deutsche Bank habe damals in den entscheidenden Tagen den Kurs künstlich niedrig halten wollen und dagegen spekuliert.

Wanovits erklärte, dass es zu den erhofften weiteren "normalen" Geschäftsbeziehungen weder mit der Telekom noch mit deren Lobbyisten Hochegger gekommen sei.

(APA)

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